Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
Vom Netzwerk:
Sie legte eine Hand auf seinen Arm, als ob sie ihn damit aus seiner Trance befreien könnte.
    Er sah sie mit leeren, ausdruckslosen Augen an, was ihr einen kalten Schauder über den Rücken jagte. Dann murmelte er irgendetwas Unverständliches.
    „Wie bitte? Ich kann Euch nicht verstehen“, drängte sie ihn.
    „Das Schwert meines Vaters“, krächzte er mit einer rauen Stimme.
    Alayna war fassungslos. Das Schwert eines Mannes war sein kostbarster Besitz. Man konnte es ihm nur abnehmen, wenn man ihn im Kampf besiegte. Hatte Edgar eine Schlacht gegen den verstorbenen Lord of Thalsbury geführt? „Hier, in Edgars Waffenkammer?“
    Lucien nickte langsam. „Aye.“
    Er schüttelte ihre Hand ab und sank vor der Reihe nackter Klingen auf die Knie, bevor er eine mit fast andächtiger Vorsicht herauszog.
    Obwohl Alayna sich mit Waffen nicht besonders gut auskannte, fand sie dieses Schwert einzigartig. Die mit feinen Ornamenten verzierte Klinge war makellos, und der außergewöhnlich geformte Griff wies einen einzelnen Saphir von gewaltiger Größe auf. Das Schwert war ein überwältigendes Exemplar der Schmiedekunst. Man hätte es mit keinem anderen verwechseln können.
    Lucien fuhr fort, und seine Stimme bebte vor Gefühl. „Wir fielen einem Hinterhalt zum Opfer. Mein Vater, ich und einige seiner Männer waren zur Jagd ausgeritten. Alles geschah sehr schnell, denn sie hatten uns in ihrem Versteck aufgelauert. Mein Vater konnte sein Schwert nicht einmal mehr ziehen.“ Er blickte auf die Klinge herab, die er ehrfürchtig wie eine Reliquie in seinen Händen hielt.
    „Was geschah mit Euch?“
    „Ich wurde gefangengenommen.“
    „Konntet Ihr entkommen?“, fragte sie weiter.
    „Ich sah noch, wie mein Vater erschlagen wurde, dann wurde ich selbst getroffen.“
    Alayna fehlten die Worte. Obwohl ihre Neugier geweckt worden war, wollte sie ihn nicht dazu drängen, weiterzuerzählen. Daher kniete sie einfach an seiner Seite, während er liebevoll über das verlorene Schwert seines Vaters strich, der offenbar von Edgar du Berg ermordet worden war.
    Als Agravar zurückkehrte, nahm sein Gesicht bei diesem Anblick sogleich einen gefährlichen Ausdruck an. Alayna eilte zu ihm, um ihn zu beruhigen. „Er betrachtete gerade die Waffen, als sein Blick auf dieses Schwert fiel. Es war, als wäre er plötzlich krank geworden.“
    Agravar stürmte mit drei langen Schritten zu seinem Freund hinüber, packte ihn am Arm und zog ihn wieder auf die Beine. „Was ist mit dir, Lucien?“
    „Er sagt, dass dieses Schwert seinem Vater gehörte“,erklärte Alayna.
    Agravars Augen weiteten sich vor Überraschung. „Ist es wahr?“
    „Aye“, sagte Lucien.
    Er schien sich endlich zu erholen, da wieder der übliche finstere Blick in seine Augen trat. Dann zog er sein eigenes Schwert aus der Scheide und ersetzte es vorsichtig durch die größere Waffe seines Vaters. Schließlich wandte er sich den beiden anderen zu, und seine Stimme klang fest und beherrscht wie immer. „Hast du die Vorbereitungen getroffen?“
    „Aye“, antwortete Agravar.
    „Sir Will wird Lady Alaynas Eskorte sein. Schick ihn zu mir, bevor sie aufbrechen. Ich habe eine Aufgabe für ihn, während er sich im Dorf aufhält.“
    Als Agravar nickte, wandte sich Lucien Alayna zu. „Alles wurde in die Wege geleitet, Mylady. Habt Ihr noch einen anderen Wunsch?“
    Alayna stand wie vom Donner gerührt vor ihm. Nachdem sie Zeuge seines unfreiwilligen Gefühlsausbruches geworden war, verspürte sie ein flaues Gefühl im Magen.
    „Nein“, sagte sie nur und verabschiedete sich eilig.
    Der Ritt in das Dorf war für zwei Tage später angesetzt worden, doch Alaynas Vorfreude wurde durch das Ereignis getrübt, das sie in der Waffenkammer beobachtet hatte. Es war ihr peinlich, den furchtlosen Krieger – und noch dazu einen Mann, den sie eigentlich verachten wollte – in solch einem verletzlichen Zustand gesehen zu haben. Sie hatte einen Blick auf die inneren Gefühle des Eroberers von Gastonbury werfen dürfen, hatte die Dämonen gesehen, die ihn quälten. Wie viel schwerer fiel es ihr nun, ihn zu hassen.
    Dennoch überkam sie ein ungewohntes Schuldgefühl, als sie die Truhen mit den gestohlenen Kleidern für den Transport in das Dorf vorbereitete.
    Als der Tag gekommen war, wartete im Stall zu Alaynas Überraschung eine schöne Stute auf sie, die fertig gesattelt und aufbruchbereit war. Die Aussicht, wenn auch nur für kurze Zeit, frei aus diesem Schloss reiten zu dürfen, war

Weitere Kostenlose Bücher