HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Blutsverwandtschaft verwehrt war. Und dann tratest du auf den Plan und ließest ihn an allem zweifeln, du mit deinem ketzerischen Glauben und deinen roten Haaren!“
Als Seraphina langsam, aber mit quälender Klarheit die Erkenntnis über die wahren Zusammenhänge kam, starrte sie Grace voller Abscheu an. „Deshalb also hast du mir dein Parfüm gegeben, hast mir deine Gewänder geliehen, damit er immer an seinen Schwur erinnert wurde, selbst wenn wir in unserem Schlafzimmer waren. Du wolltest, dass er mich hasste.“
„Ja, und zu Anfang war das auch ganz leicht“, erwiderte Grace selbstzufrieden. „Ich kannte Edmund ja gut genug, und du warst so begierig auf meine wohlgemeinten Ratschläge. Ich habe dir immer zu einem Verhalten geraten, von dem ich wusste, dass es ihn auf das Äußerste erbittern würde. Und dann habe ich noch etwas hinzugedichtet über deine Untreue. Der Gedanke an dich in den Armen eines anderen machte ihn wütend.“ Grace spielte gedankenverloren mit einer Zunderbüchse, die sie in die Hand genommen hatte. „Vielleicht etwas zu wütend. Ich hätte nie gedacht, dass ihn seine Vernarrtheit in dich dazu treiben würde, alles aufs Spiel zu setzen, wofür wir gearbeitet und gebetet hatten.“
„Und warum hast du mir in jener Nacht das Leben gerettet, als du Edmund so weit aufgestachelt hattest, dass er drauf und dran war, mich umzubringen?“, fragte Seraphina wie benommen. Was spielte das alles eigentlich noch für eine Rolle, wenn Richard sie nicht liebte und nie geliebt hatte?
„Wenn du gestorben wärest, wäre uns deine Familie wie Höllenhunde auf den Fersen gewesen, um den Grund dafür herauszubekommen. Die Careys können einen nicht in Ruhe lassen. Und eine Untersuchung hätte das ganze Unternehmen gefährdet. So gab es denn keine andere Wahl für mich, als dich zu retten“, seufzte Grace. „Schade, wirklich schade. Es hätte uns so viel Ärger erspart, wenn er dich umgebracht hätte.“
„Ich verstehe“, murmelte Seraphina und fragte sich dabei, wie sie nur so lang blind gegenüber Grace’ abgrundtiefem Hass hatte sein können.
„Nein, du verstehst überhaupt nichts!“ Grace’ blasse Antlitz rötete sich in plötzlichem Zorn. „Ich musste deinetwegen den einzigen Mann töten, den ich je geliebt habe!“
„Du hast Edmund getötet …“
„Ich musste es tun.“ Grace strich mit dem Feuerstein über den Zunder und entzündete dann eine Kerze, die neben der offenen Herdstelle stand. „Er glaubte, du hättest den Tod gefunden, und sah es als die Strafe Gottes für seinen Verrat an. Völlig außer sich wollte er zum Lord Lieutenant reiten, um die Tat zu gestehen und mit seinem Leben das deinige zu bezahlen. Auf diese Weise wollte er der ewigen Verdammnis entgehen. Ich ritt ihm nach und sagte ihm, dass du am Leben bist, aber er war nicht ansprechbar, bestand darauf, büßen zu müssen, so …“, ihre Stimme wurde leiser, als sie den verbeulten Zinnleuchter ergriff, „… so tötete ich ihn und sorgte dafür, dass er von dem Pferd mitgeschleift und die Wunde dadurch nicht mehr sichtbar wurde. Was hätte ich sonst tun sollen?“ Jetzt hatte ihre Stimme einen fast klagenden Ton angenommen. „Ich konnte doch nicht zulassen, dass er deinetwegen seinen Glauben verriet.“
Sie seufzte und berührte dann fast beiläufig mit der Kerzenflamme einen Strohhaufen, der auf einem vermoderten Strohsack aufgetürmt war. Das Feuer griff sofort hungrig um sich.
„Grace, bist du verrückt? Du steckst die Hütte in Brand!“ Seraphina zerrte an ihren Fesseln, während Grace bewegungslos in die Flammen starrte und dann mit einem beinahe entrückten Ausdruck auf ihrem Antlitz die Kette mit dem Kruzifix von ihrem Hals nahm. „Um Gottes willen, mach mich los … bitte …“ Seraphinas Stimme erstarb, als Grace auf sie zukam und sie ihrem fahlen, ausdruckslosen Blick begegnete.
„Du wirst es für grausam halten.“ Grace lächelte, als sie Seraphina das Kruzifix um den Hals hängte und dann zur Tür ging. „Aber die Flammen sind die einzige Möglichkeit zur Erlösung eines Ketzers. Du wirst genügend Zeit zur Reue haben.“
„Du willst mich verbrennen lassen?“, schrie Seraphina in wildem Entsetzen. Sie hatte geglaubt, der Tod würde ihr willkommen sein so wie alles, das der Qual der Erkenntnis, dass Richard ihren Tod wünschte, ein Ende setzte. Aber bei lebendigem Leibe verbrennen! „Grace!“, schrie sie noch einmal, als sie hörte, wie die Tür geschlossen und der Riegel
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