Historical Exclusiv Band 44
genommen, nicht nur das, was der König uns mit Freuden schenkte, sondern auch die Ländereien, die meine Mutter von ihrem eigenen Vermögen erworben hatte.“
„Land, das sie anderen wegnahm und nicht brauchte.“
„Sie brauchte es, um uns nach seinem Tod zu ernähren.“
„Dafür hatte sie einen Ehemann. Auch Ihr solltet Euch einen Ehemann suchen.“
„Jetzt macht Ihr Euch über mich lustig.“ Ehemänner waren etwas für Frauen mit Mitgift und einer angesehenen Familie. „Mich würde niemand nehmen.“
„Wenn der König es verlangte, würde jemand es tun.“
„Dann sollte ich ihn vielleicht fragen.“ Schon bei dem Gedanken wurde ihr schwindelig.
Er packte sie am Arm und zwang sie dazu, ihn anzusehen. Seine Augen schienen zu glühen. „Lasst Euch nicht von ihm zwingen. Heiratet nur, wenn es um jemanden geht, den Ihr auch wollt.“
Das Herz schlug ihr bis in die Kehle, als sie ihn ansah. Deswegen hatte ihre Mutter sie vor diesem Gefühl gewarnt. Wenn der König eine Entscheidung traf, zählte es nicht, wen sie wollte.
Sie trat zurück, und er ließ die Hand sinken. „Wenn jemand mich heiratet, könnt Ihr gewiss sein, dass ich ihn will.“
Verachtung trat in seinen Blick – oder war es Traurigkeit? „Und wenn nicht, dann erzählt Ihr ihm das Gegenteil.“ Die strahlenden Farben der Morgenröte verblassten, als die Sonne höher stieg. Der Himmel war farblos, das Licht ohne Wärme. „Hier ist Eure Sonne, Lady Solay“, sagte er und wandte sich zur Treppe. „Mag sie Euch im neuen Jahr einen Ehemann bringen.“
Während seine Schritte verhallten, umkreisten ihre Gedanken das Bild, das er hervorgerufen hatte. Eine Heirat. Jemand, der für sie sorgte.
Sie zog ihren Umhang fester und ließ das Traumbild mit dem Wind davonwehen. Es war besser, den König mit einem schönen Gedicht und einer vielversprechenden Zukunft zu erfreuen.
Aber Justins Worte beschäftigten sie weiterhin. Vielleicht hatte er ihr, ohne es zu wollen, einen Weg gezeigt, wie sie den Rat umgehen konnte.
Wenn der König nicht über die Macht verfügte, ihrer Familie Unterhalt zu bewilligen, dann könnte er vielleicht eine Verbindung für sie finden mit einer Familie, die nicht zulassen würde, dass die ihre hungerte.
Und wenn der König großzügig genug wäre, ihr einen Ehemann zu finden, dann würde sie nehmen, wen immer er ihr gab – auch wenn die Küsse dieses Mannes ihr nichts bedeuteten.
5. KAPITEL
A ls die bleiche Sonne am letzten Tag des Jahres am höchsten stand, legte Solay verzweifelt die astrologischen Tafeln zur Seite. Sie verstand kein Latein, daher konnte sie den Text darauf nicht lesen. In einer Woche würden die Weihnachtsgäste fort sein und sie mit ihnen, außer es gelang ihr, aus den Sternbildern eine Geschichte zu lesen, die dem König gefiel.
Ehe sie etwas erfand, wollte sie versuchen, die Wahrheit zu entziffern, aber die Symbole in der Karte, die der alte Astrologe gezeichnet hatte, verschwammen ihr vor den Augen.
Sie wagte es nicht, jemanden außer Agnes um Hilfe zu bitten. Als sie gefragt hatte, welche bösen Omen der alte Astrologe gesehen hatte, war Agnes’ ohnehin blasses Gesicht noch bleicher geworden.
„Er sagte, der König muss die Freundschaft zu dem Duke of Hibernia aufgeben, oder das Königreich gerät in Gefahr.“
Kein Wunder, dass man den Mann eingesperrt hatte.
Müßig betrachtete sie die Bilder mit den Planeten und fragte sich, wann Lord Justin wohl geboren sein mochte. Er besaß den Eigensinn des Stiers, aber seine unmissverständliche Art zu reden erinnerte sie an den Schützen. Vielleicht war einer davon der Aszendent und der andere …
Unsinn. Sie schob die Tafeln beiseite und widmete sich wieder ihrer eigentlichen Arbeit. Ihre Zukunft lag in den Händen des Königs, nicht in den Küssen von Justin Lamont.
Noch einmal las sie die Karte mit den Geburtsdaten des Königs. Einige Aspekte passten nicht zu Richards Temperament, wie sie ihn kannte. Sein Aszendent war der aggressive Widder, und doch schien er wenig kriegslüstern zu sein.
Das elfte Haus war das der Freunde, das zwölfte das der Feinde. Bestimmt könnte eine winzige Veränderung den Duke vom einen zum anderen schieben.
Eine andere Stunde für die Geburt würde genügen.
Mit neuem Schwung drehte sie die Seiten um. Sie würde die Karten so einrichten, wie sie es wünschte, und erklären, das Horoskop hätte sich geändert, weil sie einen anderen Zeitpunkt für die Geburt angesetzt hatte.
Lächelnd begann sie, zu
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