Historical Exclusiv Band 44
zeichnen.
Am späten Nachmittag hatte sie eine Tafel gefertigt, die ihren Zwecken – und, wie sie vermutete, auch denen des Königs – weitaus nützlicher war. Die Mitte der Tafel bildete ein Quadrat mit dem Zeichen des Steinbocks, dem Sonnenzeichen des Königs. Vier Dreiecke umgaben es, die die vier Himmelsrichtungen darstellten. Und schließlich bildeten die zusätzlichen acht Häuser ein weiteres Quadrat um das erste herum.
Durch das Verschieben gelangten mehr Planeten in das Haus der Freunde, aber auch sein Charakter wurde dadurch besser beschrieben. So konnte sie dem König eine glückliche Zukunft voraussagen und damit hoffentlich auch ihrer Familie.
Sie zögerte. Wenn es schon gefährlich war, dass sie ihr eigenes Geburtsdatum verändert hatte, was würde sie riskieren, wenn sie dasselbe mit dem des Königs tat?
Und doch war dies die einzige Lösung, die ihr einfiel. Zumindest war sie vernünftig genug, ihm keine schlechten Neuigkeiten zu verkünden. Es war unwahrscheinlich, dass irgendwer genug davon verstand, um ihre Schlussfolgerungen in Zweifel zu ziehen, und sollte es doch jemand tun, so würde sie einfach lachen und sagen, sie wäre nur eine Frau und kein richtiger Astrologe.
Justin ließ seine Gedanken schweifen, während der Hof den Nachmittag damit vergeudete, schlechten Versen zu lauschen, geschrieben von Höflingen, die Dichter spielten. Er hörte die Worte nicht einmal. Die ganze letzte Woche hatte er damit verbracht, sich einzureden, wie froh er war, dass der Kuss Solay nichts bedeutet hatte, obwohl es ihn ärgerte, dass sie wie eine Geliebte in seine Arme sinken und dann darüber lachen konnte. Er hätte nichts anderes erwarten sollen. Selbst ihr Körper log.
Auf der anderen Seite des Raumes wurde sie wieder vom Earl of Redmon umschwärmt. Seitdem er ihr geraten hatte, sich einen Ehemann zu suchen, betrachtete Justin jeden Mann, mit dem sie sprach, daraufhin, ob er für diese Rolle geeignet sei. Viel Auswahl würde sie nicht haben. Der Mann musste vermögend sein und keiner Mitgift bedürfen. Er musste vom König anerkannt, durfte aber nicht zu bedeutend sein, sonst würde er eine bessere Braut bekommen.
Solay schenkte dem Earl ein betörendes Lächeln, als sie an der Reihe war, etwas vorzutragen. Dann fuhr sie sich schnell mit der Zunge über die volle Unterlippe, räusperte sich, warf einen Blick auf Justin und begann zu lesen.
„Sie sind Männer des Gesetzes, die gern mit ihren Taten prahlen.
Sie behaupten, Recht bedeute Gerechtigkeit,
Aber Gerechtigkeit bekommen nur jene, die am meisten dafür zahlen.“
Sein Gesicht glühte. Alle lachten, und obwohl niemand in seine Richtung blickte, wusste er, dass ihre Worte ihm galten. Ihr Gedicht erzählte von einem unehrlichen Richter, der von einem großzügigen und ehrlichen König der Gerechtigkeit zugeführt wurde. Die Verse waren nicht sehr geschliffen, aber sie sprachen von Talent. Die Worte waren klug gewählt.
Mehr als klug. Etwas daran erschien ihm sehr vertraut.
Nachdem der König begeistert geklatscht hatte und die nachmittägliche Unterhaltung zu Ende war, ging Justin zu ihr. Der kleine Triumph hatte ein Lächeln auf ihr Gesicht gezaubert.
„Ein hübsches Gedicht, Lady Solay“, bemerkte er. „Habt Ihr das Thema John Gower vorgeschlagen?“
Ihr Lächeln wurde kühl. „Warum fragt Ihr das?“
Er würdigte das nicht einmal einer Antwort. „Ich dachte nicht, dass er zu den Männern gehört, die sich von Küssen überreden lassen.“
Sie errötete nicht, was er als Zeichen deutete, dass sie wohl doch nicht versucht hatte, den Lieblingsdichter des Königs mit körperlichem Einsatz zu überreden. Seltsamerweise fühlte er sich dadurch erleichtert.
„Es war seine Idee, nicht meine. Er sagte mir, er wolle etwas Neues versuchen, und wenn dem König das Gedicht nicht gefiele, dann würde er es beiseitelegen. Da es dem König jedoch sehr gut gefiel, wage ich zu behaupten, dass er es beenden und dem König dann davon erzählen wird, und sie beide werden es für einen guten Witz halten.“
„Diesmal muss ich also für John Gower ein Geheimnis bewahren, nicht für Euch?“
Hinter dem flehenden Blick ihrer Augen sah er Unwillen. Es musste sie ärgern, ihn um seine Mithilfe zu bitten. „Ihr werdet doch die Überraschung nicht verderben, nur weil die Verse für Euch nicht schmeichelhaft sind?“
Erschrocken stellte er fest, dass er daran gar nicht gedacht hatte. „Ihr habt Gower unrecht getan, nicht mir. Ihr schießt mit
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