Historical Exclusiv Band 44
zurückgewiesen?
Aber dann, als sie aus dem Bett stieg und die Läden öffnete, um das sanfte Morgenlicht hereinzulassen, fiel ihr das Schlimmste ein.
Bitte bleibt.
Die Tochter eines Königs durfte nicht vor einem Rechtsgelehrten auf die Knie fallen.
Sie trat vom Fenster weg und stocherte in den verbliebenen Holzscheiten, bis eine Flamme aufstieg. Sie musste vergessen, wie sehr sie sich letzte Nacht gedemütigt hatte, und dafür sorgen, dass nicht mehr davon gesprochen wurde, aber zuerst musste sie Justin daran hindern, sie nach Windsor zurückzuschicken.
Sie öffnete die Tür und wäre um ein Haar über ihn gestolpert, da er ausgestreckt auf der Schwelle lag.
Eilig rappelte er sich auf, hielt etwas hinter seinen Rücken und verkniff sich ein Gähnen. Seine Augen wirkten müde, aber als er sie ansah, schien die Luft zwischen ihnen zu vibrieren.
Sie unterdrückte das Gefühl, fühlte sich im Moment zu schwach dafür.
„Wie geht es Euch? Habt Ihr gut geschlafen?“ Die höflichen Worte schienen ihm schwer über die Lippen zu kommen, als wäre er nicht daran gewöhnt, so etwas zu fragen.
„Oh ja.“ Sie legte eine Hand auf ihren Bauch, um das Knurren ihres Magens zu unterdrücken. In Wahrheit hatte sie fast gar nicht geschlafen.
„Ich dachte, Ihr hättet vielleicht Hunger.“ Er betrat das Zimmer und hielt ihr ein Stück in Wein getauchtes Brot hin, das in ein Küchentuch eingewickelt war.
Erstaunt nahm sie es und murmelte ein Dankeschön. „Ich dachte nicht, dass Ihr so etwas billigt.“
„Das Gesetz verbietet es nicht.“ Er lächelte.
Ungläubig sah sie ihn an. „Wollt Ihr mich etwa zum Lachen bringen?“
„Das war meine Absicht.“
Und sie lachte, leise und glucksend, und ein Gefühl von Wärme durchströmte ihren Körper. War das derselbe Mann, der in der vergangenen Nacht das Zimmer verlassen hatte?
„Der Himmel hat aufgeklart“, sagte er und legte Feuerholz nach. „Ich muss in die Stadt.“
Ihr Lächeln verschwand. Als Nächstes würde er ihr sagen, dass er Vorkehrungen für ihre Rückkehr nach Windsor getroffen hatte. Statt dem König Geheimnisse zuzutragen, hatte sie nur das seltsame Wort Vorladung. Sie benötigte noch mindestens einen Tag.
Ans Bett gelehnt, presste sie die freie Hand auf ihren Bauch. „Ich fühle mich nicht wohl.“
Sofort stand er vor ihr, legte eine Hand an ihre Stirn, dann an ihre Wange. „Habt Ihr Schmerzen? Fieber?“
Verwundert, dass ihre harmlose Erklärung solche Besorgnis hervorgerufen hatte, schüttelte sie den Kopf. „Aber ich bin nicht sicher, ob ich reisen sollte.“
„Dann bleiben wir hier.“
„Wir?“
„Ich wollte Euch nach London mitnehmen.“
Überrascht schluckte sie den letzten Bissen herunter. In der vergangenen Nacht hätte sie schwören mögen, dass dieser Mann nie wieder ihre Gesellschaft suchen würde. Hatte sie ihn mit ihren Worten überzeugen können, ihr noch eine Chance zu geben? „Was führt Euch in die Stadt?“
„Ratsangelegenheiten. Und es steht ein Haus zum Verkauf, das ich mir ansehen möchte. Aber wenn Ihr Euch unwohl fühlt …“
„Danke.“ Gewiss könnte sie etwas für den König in Erfahrung bringen, wenn sie mitfuhr. „Ich würde die Reise genießen.“
„Aber gerade sagtet Ihr …“
Sie wischte sich die Hände an dem Tuch ab und strich sich den Rock glatt. „Ich muss hungrig gewesen sein. Jetzt fühle ich mich ganz gut.“ Sie lächelte breit.
Er sah sie scharf an, nickte kurz und umfasste ihren Ellenbogen. „Dann kommt.“
Kurz darauf stand Solay an der Mole in Westminster. Die kalte Wintersonne schmolz den nassen Schnee des vergangenen Tages am Ufer des Flusses, als der Fährmann anlegte.
Justin hielt sie fest an der Hand, während sie in das Boot stiegen. Den ganzen Morgen hatte er sie nicht aus den Augen gelassen. Der Mann, der gelobt hatte, sie nicht anzurühren, hielt seine Hand an ihrem Rücken oder Ellenbogen, sogar als er in sein Arbeitszimmer ging, um das Dokument zusammenzurollen und zu verschnüren, an dem er am Vortag gearbeitet hatte. Sobald sie im Boot waren, ließ er seine Hand an ihrem Arm ruhen, als wollte er jederzeit zupacken können.
Vielleicht bedeutete diese Änderung in seinem Verhalten auch, dass er mehr von den Aufträgen sprechen würde, mit denen er beschäftigt war. Sie wagte es nicht, ihn direkt danach zu fragen. Am Tag zuvor hatte das sein Misstrauen erregt. Stattdessen würde sie einfach Unsinn plappern, während sie darüber nachdachte, wie sie das Thema
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