Historical Exclusiv Band 44
Sterne deuten, ohne sich vor Entdeckung fürchten zu müssen.
Wenn sie sich nur entscheiden könnte, was sie sagen sollte.
Obwohl sie nicht viel Übung besaß, lag der äußere Rahmen klar und deutlich vor ihr. Das Haus der Beziehungen war voller Leidenschaft, und es gab Anzeichen für einen großen Umbruch. War es eine Veränderung, die noch bevorstand, oder bezog sich das auf die Reise, die Agnes und die Königin von Böhmen nach England geführt hatte?
Sprecht nur die Wahrheit, würde Justin sagen. Doch während er von der Wahrheit sprach, barg er selbst Geheimnisse. Seit jener Nacht hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen.
Agnes verschränkte die Hände und presste sie zusammen, bis die Knöchel weiß hervortraten.
„Bitte, fangt an“, sagte sie aufgeregt. „Ihr habt etwas Gutes herausgefunden, nicht wahr?“
„Nun, vielleicht …“
„Ich wusste es!“ Sie hüpfte auf dem Bett auf und nieder, übermütig vor Freude.
Solays gute Absichten gewannen die Oberhand. Wenn sie die Wahrheit ein wenig verschönerte, um ihrer Freundin etwas Glück zu schenken, was konnte das schaden?
Agnes beugte sich vor wie ein Kind, das an Weihnachten auf ein Geschenk wartet. „Was steht in den Sternen?“
Solay nahm Agnes’ Hände. „Im Haus der Beziehungen sehe ich eine große Veränderung.“
„Also werden wir zusammen sein?“ Agnes hielt den Atem an, als hinge ihr Leben von dieser Antwort ab.
Solay nickte. Es war keine richtige Lüge.
Agnes traten die Tränen in die Augen, und sie stand auf, wobei sie Solay ihre Hände entzog. „Ich kann es nicht erwarten, es ihm zu sagen.“
Solay erschrak. „Nein! Das dürft Ihr nicht! Der König hat mir verboten, die Sterne zu deuten. Und vor ihm hat der Duke keine Geheimnisse.“
„Aber er wird so glücklich sein. Er wird dafür sorgen, dass der König Euch verzeiht.“
Solay ließ nicht locker. „Bitte. Es wäre schlecht für mich. Bewahrt nur in Eurem Herzen, dass alles gut werden wird.“ Eine vage Hoffnung, aber mehr konnte sie nicht sagen.
„Dann wird es also möglich sein“, flüsterte Agnes zu sich selbst. „Ich hatte nicht daran geglaubt.“
Solay sah zu, wie das Mädchen vor Freude durch den Raum tanzte. Vielleicht war für manche Menschen, vielleicht war für Agnes die Liebe möglich.
Bis Justins Vorladung eintreffen und Agnes ihren Geliebten vielleicht vor Gericht wiederfinden würde.
Da war es, genau vor ihrer Nase, das Unglück, vor dem die Sterne sie warnten. Vor dem König hatte sie die Information zurückgehalten, aber Agnes war ihre Freundin.
Doch war sie sicher, dass es um Hibernia ging? Sicher genug, um es Agnes zu sagen? Und wenn sie das tat, was würde dann aus Justin werden?
Agnes summte und lachte, viel glücklicher, als Solay es sich jemals für sich selbst vorstellen konnte.
Nein, es war besser, Agnes noch nichts zu sagen.
„Oh Solay, es wird so herrlich sein! Der Papst wird Ja sagen, und wir …“ Sie biss sich auf die Lippe. „Mehr darf ich nicht verraten.“
Wenn der Papst unserer Bitte wohlgesinnt war. Konnte der Bote, den der König erwartete, etwas mit Agnes zu tun haben?
Freudentränen standen Agnes in den Augen, als sie vor ihr niederkniete. „Ich werde dafür sorgen, dass Ihr belohnt werdet, wenn das alles vorüber ist.“
Solay schenkte ihr ein trauriges Lächeln. „Ihr könntet Hibernia vorschlagen, dass dem König besser gedient wäre, wenn ich einen anderen Mann und nicht Justin heirate.“
Agnes nickte. „Keine Sorge. Der König wird einen anderen für Euch finden. Darum werde ich mich kümmern.“
Einen anderen. Einen, der sie nicht hasste. Einen, bei dem sie nicht schwach wurde vor Verlangen.
Sie dankte Agnes, und als sie einander umarmten, wartete sie vergeblich auf ein Gefühl der Erleichterung. Stattdessen erinnerte sie sich an eine Zeile, die sie in den Aufzeichnungen des alten Astrologen gesehen hatte.
Die Sterne sprechen in Rätseln, die wir so interpretieren, wie wir es wünschen, und deren wahre Bedeutung wir nicht erkennen, bis die Zeit vorüber ist.
Bis es viel zu spät war.
In der folgenden Woche kehrten der König und der Duke zurück. Hibernia trat nach der Hauptmahlzeit zu ihr und bat sie, ein Stück mit ihm zu gehen. Justins Stirnrunzeln und Agnes’ Lächeln folgten ihnen hinaus in den Korridor.
Solay wartete, bis er sprach. Schlank und dunkelhaarig, bildete der Duke den perfekten Gegensatz zu dem blonden, hellhäutigen König. Unter der wohlgeformten Nase saß ein kleiner,
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