Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Historical Exclusiv Band 44

Historical Exclusiv Band 44

Titel: Historical Exclusiv Band 44 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford , Ana Seymour
Vom Netzwerk:
Empfanden alle Verliebten so? Kein Wunder, dass das Männer um den Verstand brachte.
    Und genauso wirkte er jetzt, die Lippen nahe an ihrem Ohr, sein Atem wie eine weitere Liebkosung. Und sie wusste nicht mehr, ob das Seufzen, das sie hörte, von ihr stammte oder von Agnes.
    Sie hatte das Gefühl zu fliegen, höher und höher, sehnte sich danach, ihn in sich zu spüren und war ganz konzentriert auf jenen einen Punkt ihres Körpers, den er so betörend liebkoste, fühlte, dass sie ganz nahe war, ganz nahe woran? Sie öffnete den Mund, und ihr schien, als würde sie …
    Und dann ließ er sie los.
    Der plötzliche Verlust ließ sie aufschreien. Er gab ihren halb entblößten Körper frei, und sie zog sich zitternd an der Wand hoch und öffnete die Augen. Er hockte vor ihr, starrte zu Boden und schlug sich mit der geballten Faust auf den Schenkel.
    Sie brachte nur ein einziges Wort heraus. „Warum?“
    Seine Brust hob und senkte sich wie nach einem schweren Kampf. „Ihr fordert uns beide zu sehr heraus, Joan Weston.“
    Unfähig zu denken, ließ sie die Schultern sinken. In ihr loderte etwas, das sich wie Hass anfühlte. Nicht nur, dass sie ihn auf den Knien angefleht hatte. Er hatte ihr Verlangen benutzt, um sie noch einmal zu beschämen.
    Sie zog die Knie an die Brust und bedeckte sie mit ihrem Rock, während sie versuchte, ruhig zu atmen, um nicht zu schluchzen. „Ihr könnt mir keinen Vorwurf machen. Ihr wollt mich ebenso.“
    Er nickte, und als er ihr wieder in die Augen sah, wirkte er traurig, nicht grausam. „Ich will mehr als nur einen Körper.“
    „Mehr?“ All die heißen, heftigen Gefühle, die er in ihr hervorgerufen hatte, schienen ihr jetzt in die Kehle zu steigen. „Was wollt Ihr noch mehr?“ Er verachtete ihre Mutter. Königliches Blut bot ihm keinen Anreiz. Über eine Mitgift verfügte sie nicht. „Ich bin nichts. Ich habe nichts außer dem Körper, den Ihr so entschieden zurückweist.“
    Er schüttelte den Kopf, und sie schloss die Augen, um nicht sein Mitleid sehen zu müssen. Es hatte sich so einfach angehört, den Körper zu entblößen. Doch dieser beunruhigende, unnachgiebige Mann hatte ihre Seele bloßgelegt und sie dann für mangelhaft befunden. Sein Verlangen nach Ehrlichkeit hatte ihr den Schild geraubt, der sie vor der Verachtung der Welt geschützt hatte. Jetzt lag ihr Herz da, nackt und bloß, nur verhüllt von dem Leinen, das ihre Brust bedeckte.
    Mit den Fingern berührte er ihre Stirn, schob das Haar, das darübergefallen war, sanft zur Seite, als hätte es den Zorn der letzten Minuten nie gegeben. „Solange Ihr nicht wisst, wer Ihr seid, könnt Ihr keinen anderen lieben.“
    Sie entzog sich ihm, verärgert über seine Anspielung. „Ihr wisst, wer ich bin. Ihr habt es von Anfang an gewusst.“ Die Tochter der Dirne. Worte, die zu schmerzlich waren, um sie auszusprechen. Würde irgendjemand sie jemals ansehen und weder eine Dirne noch eine Prinzessin sehen, sondern einfach nur eine Frau? „Darum also ging es. Ihr wolltet beweisen, dass Ihr recht habt.“
    Er schüttelte den Kopf und sah sie ruhig und traurig an. „Das stimmt nicht, und Ihr wisst es.“
    „Tue ich das?“ Sie hob den Kopf und presste die Lippen zusammen, um einen Anflug von Übelkeit zu unterdrücken. Sie war die Tochter eines Königs. Sie würde sich nicht vor ihm erniedrigen. „Ihr seid derjenige, der behauptet, die ganze Wahrheit zu kennen. Dann sagt sie mir.“
    Justin antwortete nicht. Irgendwann waren auch Agnes und Hibernia verstummt, und Stille lag über dem Korridor.
    Erschrocken sah sie, wie er kein Wort herausbrachte, als wäre die Wahrheit für ihn so schwer auszusprechen wie für andere Sterbliche. Ein wenig unsicher erhob er sich, zog seine Kleidung zurecht und vermied es, sie anzusehen.
    Endlich drehte er sich zu ihr um. „Die Wahrheit lautet: Würdet Ihr mich kennen, so würdet Ihr diese Heirat ebenso wenig wollen wie ich.“
    Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern ging mit geballten Fäusten davon. Das flackernde Licht der Fackel ließ seinen goldenen Ring aufblitzen.
    Die Wahrheit siegt über alles.
    Sie umschlang ihre Knie und ließ den Kopf sinken. Es stimmte. Wenn sie einen Verräter liebte, würde die Wahrheit sie alle besiegen.

17. KAPITEL
    E in paar Tage später blickte Solay in Agnes’ hoffnungsvolles rundes Gesicht und dann auf die Karte, die sie zwischen ihnen auf dem Bett ausgebreitet hatte. Der König und Hibernia waren nach Lincoln aufgebrochen, daher konnte sie Agnes die

Weitere Kostenlose Bücher