Historical Exclusiv Band 44
„Wir befinden uns gegenwärtig im Krieg mit den Niederlanden, Sarah. Es ist nicht ratsam, mit Landesfeinden Geschäfte zu machen.“
Sie sammelte die letzten Juwelen vom Boden ein und sprang auf die Füße. „Der König ist viel zu sehr damit beschäftigt, mit seinen Mätressen zu tändeln, als dass er die Zeit hätte, einen echten Krieg zu führen.“
Jack erhob sich langsam. „Der Krieg steht unmittelbar bevor, glaubt mir.“ Sein edel geschnittenes junges Gesicht wirkte bedrückt. „Vermutlich werde ich selbst in ein paar Tagen einrücken müssen. Sogar Onkel Thomas wird wohl einberufen werden.“
Sarah wandte sich wütend an Jack. „Niemals! Charles Stuart hat dieser Familie schon genug weggenommen. Nur über meine Leiche werdet Ihr für ihn kämpfen.“
Jack konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Seine Schwester erschien ihm besonders bezaubernd, wenn sie zornig war. „Onkel Thomas ist immerhin einer der besten Generäle, die England hat“, erinnerte er sie sanft.
Sarahs Stimme klang gefasst. Doch ihre Handknöchel waren weiß, als sie das Tuch mit den Juwelen packte, so als würde es sich um den Hals von König Charles handeln. „Onkel Thomas und General Monck haben Charles Stuart den Thron auf einem Silbertablett serviert. Er hat es ihnen gedankt, indem er die besten Männer im Land ermorden ließ, unseren Vater eingeschlossen. Anscheinend muss ich Euch an diese Tatsache erst erinnern, Jack Fairfax.“
Jack wusste, dass die Meinung seiner Schwester zu diesem Thema etwas ungerecht war. Aber der Verlust des Vaters war ein schwer zu ertragender Schicksalsschlag gewesen. John Fairfax hatte jedoch sein eigenes Todesurteil unterschrieben, als er seinen Namen unter ein Dokument setzte, das die Absetzung von Charles I., dem Vater des jetzigen Königs, forderte. In Wirklichkeit hatte es nach der Wiederherstellung der Monarchie nur sehr wenige Exekutionen gegeben. Es zeigte sich, dass sich der neue König mehr für die Zerstreuungen am Hofe interessierte als für Rache und Blutvergießen.
„Und was Onkel Thomas betrifft“, fuhr Sarah fort, „wird er sich so verhalten, wie es ihm gefällt, wie er es stets getan hat. Denn der König kann es sich nicht erlauben, ihn als Feind zu haben. So einfach ist das.“
Sie lockerte den verkrampften Griff um ihr Tuch und seufzte leise. „Lasst uns nicht mehr vom Krieg reden, lieber Bruder.“ Sarah wog das Bündel mit den Schmuckstücken bedächtig in der Hand und lachte triumphierend. „Kommt schon, wir wollen dem guten Landvikar diesen letzten Beweis von Gottes Großmut überbringen.“
„Ich kann es mir nicht leisten, Thomas Fairfax zu beleidigen. So liegen nun einmal die Dinge.“ König Charles streckte die langen Beine aus und warf dem groß gewachsenen, finster blickenden Mann, der steif vor ihm stand, einen gelangweilten Blick zu. „Setzt Euch, Anthony. Ihr ermüdet mich.“
Der frisch ernannte Baron Rutledge ließ sich widerwillig auf dem vergoldeten Stuhl neben dem Bett des Königs nieder. Die königliche Unterkunft in Oxford hatte nicht die prächtige Ausstattung des Palastes von Whitehall, aber sie war mit Sicherheit luxuriöser eingerichtet als viele der Aufenthaltsorte, die Anthony mit Charles Stuart während der langen Jahre des Exils geteilt hatte. Und vor allem befand man sich hier in gebührender Entfernung von der schrecklichen Seuche, die in den vergangenen Wochen in London wütete. Die Totenglocke wurde für nahezu tausend arme Opfer am Tag geläutet, und der Ruf „Bringt eure Toten vor die Tür!“, schallte unaufhörlich durch die engen Gassen der alten Stadt.
Durch den Umzug nach Salisbury und dann weiter nach Oxford war der Hofstaat dem Schwarzen Tod entronnen. König Charles und seine Günstlinge gingen ihren Zerstreuungen nach und wetteiferten untereinander um die kunstvollsten Gewänder und Perücken. Nur gelegentlich gedachte man der leidenden Bevölkerung in London.
„Ich verstehe nicht ganz, wieso Ihr mich zu den Gaunern nach Yorkshire schicken wollt, während sich die Kriegslage zuspitzt, Eure Majestät“, gab der Baron nicht ohne die angebrachte Ehrerbietung zu bedenken.
König Charles lächelte. „Anthony, mein guter Freund, ich verfüge über jede Menge Offiziere, die ich einsetzen kann, um ein Schiff gegen meine ausländischen Feinde zu befehligen. Aber es gibt nur wenige, in die ich das Vertrauen setzen darf, mit meinen Gegnern im eigenen Land fertigzuwerden.“
„Wollt Ihr damit andeuten, dass General Fairfax
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