Historical Exklusiv Band 20
los und bestand darauf, auf der Bettkante zu sitzen. Er strich ihr mit dem Daumen unablässig sacht über die Augenbrauen, wenn sie vor Schmerzen stöhnte, und presste Brianas Hand, wenn sie zurück in tiefe Bewusstlosigkeit fiel.
„Sie hat mehrere böse, sehr tiefe Schnittwunden, und ihr ganzer Körper hat schwere Prellungen davongetragen“, gab Mistress Malloy Antwort. „Aber all diese Dinge sind nicht lebensbedrohlich, Mylord. Und trotzdem kann ich sie nicht in die Gegenwart zurückholen. Offenbar ist sie mit dem Kopf aufgeschlagen. Ich habe eine ziemlich dicke Beule ertastet. Vielleicht hat das nichts zu bedeuten, aber möglicherweise könnte es … Sie brach ab, als sie Keanes glühenden, entschlossenen Blick wahrnahm.
Hilflos sah sie zu Vinson hinüber, der auf der anderen Seite des Bettes stand und die Situation schweigend beobachtete. Auf die für ihn typische Art räusperte er sich jetzt und sagte: „Mylord, Ihr könnt momentan nichts für das Mädchen tun. Es wäre vielleicht gut, wenn Ihr Euch ein wenig um Euch selber kümmern würdet. Vielleicht mögt Ihr die Wartezeit nutzen, um das Blut abzuwaschen und ein sauberes Hemd anzuziehen.“
Keane reagierte überhaupt nicht. Es schien, als habe er die Worte seines treuen Weggefährten gar nicht gehört. Vielmehr kniete er sich jetzt neben das Bett, hielt mit einer Hand Brianas fest umklammert, während er mit der anderen unablässig über ihre Stirn strich.
Mistress Malloy und Vinson wechselten bedeutungsvolle Blicke miteinander. Schließlich gab die Haushälterin den Dienstmädchen ein Handzeichen, dass sie den Raum verlassen sollten. Dann machten sie und der Butler sich daran, ein Feuer im Kamin zu entfachen und sämtliche Kleidungsstücke, die Briana bei ihrem Sturz getragen hatte und die Blutspuren aufwiesen, aus der Sichtweite ihres Herrn zu entfernen.
Als es für die beiden treuen Bediensteten nichts mehr zu tun gab und sie die Gemächer verließen, kniete Keane noch immer neben dem Bett. Er murmelte in beschwörendem Tonfall zusammenhanglose Worte, doch Briana reagierte nicht. Er konnte sie nicht erreichen.
Vinson trat nach kurzem Anklopfen in Brianas Schlafgemach. „Mylord“, sagte er zu Keane, „da Ihr nichts zu Euch genommen habt, dachte ich mir, dass ein wenig Ale Eure Lebensgeister vielleicht erfrischen könnte.“ Er stellte das Tablett, auf dem Becher und Krug standen, auf einen kleinen Beistelltisch.
„Danke, Vinson.“ Keane wandte nicht eine einzige Sekunde lang den Blick von Briana ab, während der Butler ihm einschenkte und seinem Herrn den gefüllten Becher in die Hand drückte. „Hat sie sich bewegt, Mylord?“, erkundigte sich Vinson.
„Nein!“ All der Schmerz, den Keane angesichts Brianas regloser Gestalt empfand, lag in diesem Wort. „Keine Bewegung, kein Seufzer oder auch nur der leiseste Hinweis darauf, dass sie meine Anwesenheit überhaupt bemerkt hat. Es ist alles meine Schuld.“
„Also, Mylord, das verstehe ich jetzt nicht. Wieso sagt Ihr so etwas?“ Vinson trat näher und blieb dicht neben Keane stehen. „Das Mädchen schlug alle Warnungen in den Wind und ritt in halsbrecherischem Tempo davon. Seit sie sich so deutlich auf dem Wege der Besserung befand, haben wir alle hier doch gemerkt, wie eigensinnig sie sein kann. In den vergangenen Tagen hat sie sich wie ein Wirbelwind kreuz und quer durch das Schloss bewegt. Sie war auffallend unruhig.“
„Ja, das ist genau der Punkt. Wir haben alle gesehen, dass sie sich von Tag zu Tag mehr und schneller erholte. Ich wusste das natürlich auch, habe aber keinerlei Anstalten gemacht, sie nach Hause, nach Ballinarin zu schicken. Ich war so selbstsüchtig, sie noch eine kleine Weile hier bei mir behalten zu wollen.“ Für immer, fügte er im Stillen hinzu.
„Aber woher solltet Ihr denn wissen, dass Miss Briana so etwas tun würde? Es gab keine Möglichkeit, sie aufzuhalten oder den Unfall zu verhindern.“
Keane fuhr sich mit den Fingern einer Hand in einer hilflos anmutenden Gebärde durch die Haare. „Das stimmt, aber ich würde eher mein Leben hingeben, als sie leiden zu sehen.“ In seinen Augen stand ein herzzerreißender Ausdruck von Hoffnungslosigkeit und einem Flehen um Hilfe.
Dem Butler tat es weh, seinen Herrn so verzweifelt zu sehen. Er wusste nicht, was er tun sollte.
„Oh, Vinson, ich fühle mich so hilflos! Was soll ich denn nur machen?“
„Wenn alles andere nicht mehr hilft, Mylord, und wenn ein Mensch keinen Ausweg aus seinem Kummer mehr
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