Historical Exklusiv Band 20
Dorfbewohner warteten auf ihn, und sie waren schließlich Menschen, um die er sich sorgte und für deren Wohlergehen er sich neuerdings verantwortlich fühlte. „Ich werde es ihnen selber sagen“, erklärte er. „Briana, komm. Ich will mich auf dich stützen.“
Er legte ihr einen Arm auf die Schulter, und so gingen sie langsam auf den Balkon. Sowie die Leute, die unten im Hof standen, ihrer ansichtig wurden, brachen sie in laute Jubelrufe aus.
„Ihr lebt also, Mylord“, rief ein Bauer erleichtert.
„Ja. Sind irgendwelche von unseren Männern ums Leben gekommen?“
„Nein, kein Einziger. Aber viele sind verletzt.“
„Besteht Lebensgefahr für jemanden?“
„Nein, die schlimmsten Verletzungen sind ein paar Knochenbrüche.“
„Das erleichtert meinen Geist und mein Gewissen über alle Maßen.“ Keane hielt sich mit einer Hand an der Brüstung fest, weil ihm ein Schwächeanfall ein unangenehmes Schwindelgefühl verursachte. Mit der anderen hielt er Brianas Hand hoch. „Folgendes sollt ihr alle wissen“, rief er den Menschen zu. „Wenn diese junge Lady hier nicht dermaßen viel Mut bewiesen hätte, würden wir jetzt nicht hier stehen. Ohne die Ausbildung an den Waffen und ohne eine ausreichende Anzahl an Schwertern, Messern und Bogen wäre die Schlacht vorüber gewesen, noch bevor sie begonnen hätte. Und wir würden jetzt viele irische Leben betrauern.“
Er schaute Briana an, die voller Liebe und Hingabe zu ihm aufblickte. Dann fuhr er fort: „Und ohne die Hilfe von Briana O’Neil würde ich ganz gewiss jetzt nicht hier stehen. Denn sie brachte mit ihrer Waffe jenen Soldaten zu Fall, der so furchtbar viel Schmerz und Leid, Tod und Verderben in unser Land gebracht hat. Ian Halsey ist tot, und das haben wir einzig und allein Briana zu verdanken.“
„Die Lady Briana, sie lebe hoch, hoch, hoch!“, stimmten die Menschen einen Lobgesang an, während Keane Brianas Hand an die Lippen zog und ihr tief in die Augen sah.
Ihr Herz schien einen kleinen übermütigen Hüpfer zu tun, als sie in seinem Blick den Ausdruck grenzenloser Liebe erkannte.
Schließlich löste er sich aus der Versunkenheit dieses Austausches von Blicken und wandte sich abermals an die Zuschauer unten im Hof. „Und nun geht alle wieder zurück nach Hause. Und dankt unserem Herrgott, dass wir, zumindest momentan, keine Angst mehr vor den barbarischen Engländern zu haben brauchen.“
„Und wenn tatsächlich noch weitere von diesen Verbrechern kommen, werden wir für sie bereit sein, Mylord!“, rief ein junger Mann, und die Menge stimmte ihm mit einem durchdringenden Schlachtruf zu.
Keane und Briana blieben noch eine Weile auf dem Balkon stehen und sahen zu, wie die Bewohner von Carrick einzeln oder in kleinen Gruppen langsam den Weg in die Wiesen und von dort auf die gewundene Straße in ihr Heimatdorf antraten.
Dort würde die Schenke bald zum Bersten gefüllt sein mit Männern, die ihren heutigen Sieg feierten. In der Tat würde es wohl heute Abend keine Grünfläche, keinen Hof geben, wo die Leute nicht ihr Glück immer wieder aufs Neue begossen und dazu sangen und sich einfach ihres Lebens freuten. So mancher Vater würde heute Nacht seine Kinder etwas länger umarmen als sonst, und jede Frau würde ein Dankgebet sprechen dafür, dass die Männer alle lebend zurückgekehrt waren.
Stunden später, nachdem sie die Spuren des Tages durch ein ausgedehntes Bad fortgewaschen und in Keanes Gemächern ein leichtes Abendessen verzehrt hatten, lagen sie dicht aneinandergedrängt im Bett. Sie schauten dem Spiel der Flammen im offenen Kamin zu und fühlten sich seltsam dankbar und sogar ein bisschen demütig. Ihnen wurde jetzt erst so richtig bewusst, was sie am heutigen Tag vollbracht, aber auch, was sie beinahe verloren hatten.
Es war mitten in der Nacht, und der Mond ergoss sein silbriges Licht durch die Fenster auf das Bett, in dem zwei Menschen dicht beieinanderlagen.
Briana konnte keinen Schlaf finden. In ihr tobten Gefühle, die noch so neu, aufregend und wunderbar waren, dass sie nicht zur Ruhe kam. Und so beschäftigte sie sich damit, das gleichmäßige Auf und Ab von Keanes Brustkorb zu beobachten, der sich unter den tiefen Atemzügen hob und senkte.
Wie hatte sie nur je ohne ihn leben können? Welch seltsame Wege das Schicksal gegangen war, um sie nach Carrick zu bringen!
Briana lächelte verträumt und strich Keane eine Locke von der Stirn. Doch das Lächeln verschwand aus ihren Zügen, als sie bemerkte, dass er
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