Historical Exklusiv Band 20
jetzt unregelmäßig und schwer atmete. Offenbar befand er sich mitten in einem Traum, und zwar keinem angenehmen. Keane warf unruhig den Kopf hin und her, als wolle er im Schlaf irgendeiner Gefahr ausweichen.
„… Alana!“
Briana glaubte, das Blut müsse ihr in den Adern gefrieren. Keane hatte den Namen einer Frau geflüstert! Was hatte das zu bedeuten?
Er stöhnte im Schlaf und tastete mit einer Hand nach der Narbe auf seiner Hüfte, die sich über das gesamte Bein bis hinunter zum Knöchel zog. Angeblich handelte es sich um eine alte, längst vergessene Wunde. Das war eine Erklärung, die Briana zunächst gern akzeptiert hatte. Doch jetzt wurde ihr klar, dass die Verletzung, die eine solche Narbe hervorgebracht hatte, lebensbedrohlich gewesen sein musste.
Keane murmelte etwas Unverständliches, und dann setzte er sich plötzlich kerzengerade auf. Er riss die Augen auf und sah Briana, die ihn aufmerksam beobachtete.
„Du hast schlecht geträumt“, meinte sie ruhig.
„Ja.“ Er wischte sich mit einem Ärmel über die Stirn, auf der sich kleine Schweißperlen gebildet hatten.
„Dein Bein bereitet dir Schmerzen.“
„Manchmal.“ Keane atmete mehrmals tief durch, um seine aufgewühlten Nerven zu beruhigen. Wie er die Dämonen hasste, die ihn im Schlaf heimsuchten! Seit er Briana liebte, waren sie ihm nicht mehr erschienen. Aber jetzt, vielleicht bedingt durch eine Schwächung seines Körpers nach dem heutigen Kampf, waren sie zurückgekehrt und quälten ihn.
„Du hast einen Namen genannt. Alana.“ Briana spürte, wie sich Keane bei der Erwähnung des Namens versteifte, und auf der Stelle tat es ihr leid, was sie gesagt hatte. „Verzeih mir, Keane, ich hatte kein Recht, dich darauf anzusprechen.“ Sie wandte sich von ihm ab.
Als er daraufhin schwieg, schlüpfte Briana aus dem Bett. „Ich werde dir etwas Wasser holen“, erklärte sie. „Oder möchtest du lieber ein Ale?“
„Ale.“
Durstig trank er den Becher, den Briana ihm reichte, in einem Zug leer. Dann schien er eine Entscheidung getroffen zu haben, denn unvermittelt stand er ebenfalls aus dem Bett auf und begann, im Zimmer hin und her zu laufen. Abwartend und schweigend beobachtete ihn Briana dabei.
„Ich habe dir die Wahrheit lange genug vorenthalten“, sagte er schließlich und blieb stehen. „Es wird Zeit, dass ich dir endlich alles erzähle.“
„Das brauchst du nicht“, wehrte sie ab. Plötzlich fürchtete sie sich vor dem, was er ihr erzählen wollte.
„Doch, du sollst alles wissen. Ich bin der Lügerei so müde und überdrüssig.“ Er strich sich durch das Gesicht. „Aber wo soll ich anfangen?“ Wieder nahm er seine ruhelose Wanderung durch das Schlafgemach auf, und Briana verhielt sich vollkommen still. Es war offensichtlich, dass Keane noch etwas Zeit brauchte, um den Mut aufzubringen, ihr aus seiner Vergangenheit zu erzählen.“
Endlich war er so weit. Mit tonloser Stimme begann er zu sprechen.
„Als mein Großvater noch lebte, hatte der Name O’Mara einen edlen Klang und nötigte jedem Respekt ab, der unsere Familie kannte. Er war ein Mann, der dieses Land über alles liebte und die Menschen, die darin lebten, ebenfalls. Als er starb, schien der Respekt vor der Familie mit ihm zu Grabe getragen zu werden.“
Keane machte sich am Kamin zu schaffen und schaute dann in die Flammen, wobei er Briana bewusst den Rücken zukehrte.
„Mein Vater war ein Taugenichts, das wusste jeder. Er hatte weder Zeit für seinen Sohn noch für sein Land oder gar die Menschen darin. Er verschleuderte ein Vermögen für jedes Laster, das sich Menschen ausdenken können. Doch damit nicht genug.“ Keane hatte einen dermaßen bitteren Geschmack im Mund, dass er innehalten musste. Die folgenden Worte auszusprechen, fiel ihm unsagbar schwer.
„Er kehrte seinem Zuhause den Rücken zu und beschloss, in England zu leben. Dort wurde er zum Verbündeten des Königs. Er nahm sogar einen Adelstitel an als Belohnung dafür, dass er seine eigenen Landsleute an die Engländer verriet. Deswegen verabscheue ich den Titel Lord Alcott bis auf den Grund meiner Seele. Er verursacht mir nur Übelkeit.“
Briana verhielt sich weiterhin schweigsam. Es schien ihr angebracht, Keane Gelegenheit zu geben, seine ganze Not auszusprechen.
„Du hast dich darüber gewundert, dass ich nichts mit der Ausbildung der Männer von Carrick zu tun haben wollte. Nun, es war mein Vater, der dafür gesorgt hatte, dass diese Menschen hilflos und unbewaffnet ihrem
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