Historical Exklusiv Band 36
fragte die Lady fordernd, da sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
„Der jüngste Sohn von Lord Northempston, Arthur, Mylady.“
„Sie waren verheiratet, Mutter! Ich war eine der Hofdamen der Königin, und Margaret hatte sich mir anvertraut. Ein Priester hatte die Trauung in einer kleinen Kirche in der Nähe des Palastes von Eltham vollzogen, wo sich zu jener Zeit die Residenz befand. Sie hatten an der Kirchentür ihren Schwur abgelegt und dann einer Messe beigewohnt. Die Kirche muss die Heirat anerkennen! Margaret hatte mir danach alles berichtet, ich musste ihr indes Verschwiegenheit geloben. Northempston war sehr streng zu seinen Söhnen, und Arthur hatte Angst, seinen Zorn zu erregen. Er war in Gelddingen von ihm abhängig und hätte wegen seines Ungehorsams sein Erbe verlieren können …“
„Ja“, sagte Genevra. „Seine Lordschaft sagte dasselbe. Er bedauert seine Härte nun, da er mit den Jahren weise und nachsichtig geworden ist. Ich denke, wenn einer der Söhne sich seiner ebenbürtig gezeigt hätte, wie es Euer Bruder tat, dann wäre er wohl zufrieden gewesen. Er war – ist vielleicht noch immer – ein Mann, der es für richtig hält, die, die er liebt, mit Härte und Strenge zu behandeln, doch er erwartet nicht, dass sie vor ihm ducken. Da sie es doch taten, hatte er keine Achtung mehr vor ihnen. Und als Folge davon wurde er noch strenger. Er konnte nicht ertragen, was seine Strenge aus seinen Söhnen gemacht hatte. Ich denke, er fühlt sich schuldig, und habe großes Mitleid mit ihm!“
„Ihr mögt ihn doch?“, fragte Alida.
Genevra überlegte einen Augenblick. „So seltsam es klingt, ja, doch ich möchte nicht sagen, ich liebe ihn. Er hatte oft das Kloster der Heiligen Jungfrau besucht, wo ich erzogen wurde und wohin man mich bis zu meinem einundzwanzigsten Jahr verbannt hatte! Mein Onkel, Lord Heskith, hatte nie daran gedacht, einen Gatten für mich zu wählen, da er die Einkünfte aus Merlinscrag mit dem Tag meiner Heirat verloren hätte. So konnte er jedoch bis zum Erreichen meines einundzwanzigsten Lebensjahres die Erträge beziehen. Er wollte mich so lange wie möglich dort sehen. Der Earl unterstützte das Kloster und sprach oft mit den Nonnen und den Schülerinnen. Ich hatte mich immer wieder gefragt, warum er gerade mit mir mehr Zeit verbrachte als mit den anderen, niemals aber kam mir in den Sinn, dass er ein persönliches Interesse an mir haben könnte. Nicht, bevor er die Heirat zwischen Lord St. Aubin und mir befürwortete.“
„Und mein Sohn hat dieser Verbindung zugestimmt, obwohl er wusste, was er mir damit antat?“
„Ich befürchte so, Mylady. Seht, mehr als alles andere, wollte er dem Earl of Northempston einen Gefallen erweisen, der wie ein Vater zu ihm war. Er schuldete ihm Gehorsam und Treue. Ich bin nicht so stolz, zu glauben, dass mein Stand oder meine Person der Grund für seine Zustimmung war.“
„Teure Mutter, seht Ihr es denn nicht? Ihr habt keinen Grund, gegen diese Verbindung zu sein, denn Genevra ist nicht von niedriger Herkunft!“
„Kann sie es beweisen?“
Genevra konnte diese Frage nicht beantworten.
Als Robert erfuhr, was sich zugetragen hatte, machte er seiner Mutter verständlich, dass die Wahl seiner Frau seine eigene Entscheidung sei und er sich jede Einmischung verbitte.
Später, als sie in ihrem Privatgemach mit Alida allein waren, wollte er mehr von seiner Schwester wissen. Er machte den Vorschlag, den sofortigen Versuch zu unternehmen, die Legitimität von Genevras Geburt zu beweisen.
„Es geschieht zu Eurem Wohl und zum Wohl unserer Kinder“, sagte er ihr. „Ich nahm Euch nicht wegen Eurer Abstammung zur Frau, doch wir leben in einer Welt, die viel auf Stand und Namen hält. Wenn also bewiesen werden kann, dass diese Eheschließung kirchlich vollzogen wurde, werde auch ich darüber erfreut sein.“
„Und ich werde mich für Euch freuen, Robert. Ich weiß, dass der Goldene Adler mir, dem vermeintlichen Bastard, eine große Ehre erwies, als Ihr mich zur Frau nahmt, und dass Ihr es nur auf Wunsch des Earl of Northempston getan habt.“
Robert lächelte. „Ich gebe zu, dass ich dieser Verbindung nur zugestimmt habe, weil er mich darum gebeten hatte. Ich wusste, er musste einen guten Grund dafür haben. Sobald der Goldene Adler Euch jedoch erblickte, mein Herz, hätte es sehr viel mehr als Eurer angeblich niederen Geburt bedurft, dieser Verbindung zu entsagen.“
„Sprecht Ihr die Wahrheit, Robert?“
„Von ganzem Herzen,
Weitere Kostenlose Bücher