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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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können.
    „Wir können genug wissen, um das Gute und das Böse in einem Menschen zu erkennen“, sagte sie leise. „Ich sprach, ohne nachzudenken. Ich weiß, dass Ihr Euch um alle, die unter Eurer Herrschaft sind, bekümmert und sie gerecht behandelt. Deshalb hätte ich erkennen müssen, dass Ihr nicht Merlinscrag des Priesters berauben würdet, nur um seine Dienste hier einzusetzen.“
    Seine Stimmung wechselte plötzlich. Seine blauen Augen leuchteten, er lächelte, die Falten verschwanden aus seinem Gesicht, eine Veränderung, die in letzter Zeit immer häufiger geschah. Sie schien zu gewinnen – immer mehr wurde er von ihrer Tugendhaftigkeit und ihrer Ehrlichkeit überzeugt.
    Und sie war sich gewiss, dass er, ohne es zu wissen, begonnen hatte, sie zu lieben. Taten sprachen lauter als Worte. Er hatte ihr Whimsy gebracht, die jetzt eben zwischen den Grabsteinen und Kreuzen eifrig schnüffelte, und auch sonst las er ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Das Bett war der Himmel lustvoller Begierde. Jedoch die Besorgnis um ihre Sicherheit war nahezu Besessenheit.
    Whimsy blieb stets an ihrer Seite und knurrte jeden Fremden an, der sich ihrer Herrin näherte. Es hätte des Gefolgsmannes nicht bedurft, den Robert vor ihrem Gemach in Ardingstone postiert hatte und der sie überallhin begleitete, wenn Robert nicht bei ihr war. Auch Sigrid war nicht von ihrer Seite gewichen, wenn nicht Robert oder Meg bei ihr waren, und Genevra vermutete, dass man sie dazu angehalten hatte.
    Genevra war nicht erzürnt, dass man sie überwachte. Ardingstone war riesig, alle möglichen Leute befanden sich in den Höfen, den Galerien, den Gängen. Robert wollte nicht, dass ihr etwas zustieß, solange sie dort waren.
    Hier schienen diese Vorkehrungen jedoch nicht notwendig. Ein Bewaffneter indes war immer anwesend, nicht nur vor ihrem Schlafgemach, sondern auch vor Wills Kammer.
    Sie hatte ihn darüber befragt. „Gemahl, auf Eurem eigenen Lehen braucht Ihr doch keine Gefahr zu fürchten?“
    „Es gibt noch immer Leute, die Drogo eine gewisse Treue halten, mein Herz. Oder die bezahlt oder erpresst werden, die schmutzige Arbeit für ihn zu tun. Ich bin ruhiger, wenn ich Euch in Sicherheit weiß.“
    Sie hatte ihm geglaubt. Es war nicht Misstrauen, sondern Sorge, die ihn zu dieser Vorsicht trieb.
    Da Robert so bemüht war, ihr Thirkall zu zeigen und sie seinen Untertanen vorzustellen, dauerte es einige Tage, bis Genevra mit seiner Mutter und seiner Schwester Alida im Frauengemach allein war. Die Lady zeigte nach außen hin eine freundliche Miene, verhielt sich indes Robert und seiner Frau gegenüber zurückhaltend.
    Am Abend ihrer Ankunft waren beide Frauen aus Höflichkeit im Rittersaal zum Gelage erschienen, aber sonst zogen es die Lady und Lady Alida vor, in dem kleinen Empfangsraum zu speisen. So war es ja auch Drogo gelungen, seine Lüge über den Gesundheitszustand seiner Mutter zu verbreiten. Genevra verstand, warum Alida lieber in den Privatgemächern aß, denn sie musste sich bewusst sein, dass sie oftmals aus Ungeschicklichkeit Fehler machte, und das wurde ihr auch von Alida bestätigt.
    „Ihr wart doch nicht immer blind, oder?“, fragte Genevra.
    „Nein, ich war in meinem zwanzigsten Jahr, als der Unfall geschah, durch den ich erblindete.“
    „Ein Bubenstreich, für den ich Robert verantwortlich mache“, warf die Lady herrisch ein.
    „Das sollt Ihr nicht, Mutter. Ich sagte Euch und Drogo immer wieder, dass es einzig und allein mein Fehler war, doch Drogo will mir nicht glauben und macht Robert immer noch Vorwürfe. Und weil Ihr es auch tut, wenngleich nicht so heftig wie Drogo, der damals noch zu jung war, um alles zu verstehen, glaubt Robert selbst an seine Schuld.“
    „Das soll er auch. Man hatte ihn zu Northempston in den Dienst geschickt, weil er so ungehorsam war. Nicht einmal Euer Unfall hat ihn von weiteren bösen Streichen abgehalten.“
    „Er war ein lebhaftes Kind, Mutter, voll von Lebensfreude und Mut. Vater hatte kein Verständnis für ihn und ihm das Leben schwergemacht. Ich denke, er war beim Earl glücklicher.“
    „Das war er“, bestätigte Genevra. „Ich hörte ihn sagen, dass Northempston ihn gütiger und verständnisvoller behandelt habe als seine eigenen Söhne. Da Roberts Vater kein Mitgefühl für ihn hatte, erschien ihm die Erziehung durch den Earl als Verbesserung, und er war ihm immer dankbar dafür. Er war sehr stolz, zu Northempstons engsten Vertrauten zu gehören. Doch wie ist der Unfall

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