Historical Exklusiv Band 36
Genevra. Doch nun das Geschäft. Wir müssen die Kirche und den Priester finden, der Eure Eltern getraut hat. Ohne Zweifel wird es einen schriftlichen Eintrag geben, indes, das Ehrenwort des Priesters wird auch Genüge tun.“
„Vielleicht ist er schon tot, Robert. Es sind mehr als zwanzig Jahre her, dass die Heirat stattgefunden hatte.“
„Ja, zwanzig und zwei Jahre, wenn ich mich nicht irre. Wann genau fand sie statt, Alida?“
Alida musste nicht lange nachdenken. Die Ereignisse jener Zeit waren in ihre Erinnerung zurückgekehrt. „In den letzten Tagen des November im fünfzigsten Jahr. Wann seid Ihr geboren, Genevra?“
„Am Lammastag des folgenden Jahres.“
Alida wandte sich Robert zu. „Da seht Ihr es, Robert. Eure Frau wurde nicht nur legitim geboren, sondern auch in den heiligen Banden der Ehe empfangen!“
„Meine teuerste Alida, es macht für mich keinen Unterschied, wann oder unter welchen Umständen meine Frau geboren wurde! Genevra ist Genevra, und sie ist meine Gemahlin! Das ist mir genug und sollte auch allen anderen Genüge tun.“
Genevra war höchst erstaunt über diese seine Worte. Sie fragte sich, ob Robert sie wirklich so gemeint hatte. Wenn es stimmte, dann nahm er eine große Last von ihr und machte sie sehr glücklich.
„Ihre Ladyschaft jedoch wird darüber erfreut sein, dass kein Schandfleck auf dem Stammbaum Eures Erben ist. Ich hatte mich schon gefragt, warum Ihr uns nicht zu Eurer Hochzeit eingeladen hattet, nun verstehe ich den Grund.“
„Es war nicht nur das. Ich wollte nicht, dass Ihr und unsere Mutter Euch auf den langen, beschwerlichen Weg macht.“
„Das klingt sehr besorgt um uns, Bruder, ich weiß aber, dass es nur eine Entschuldigung ist. Zu gern wäre ich dabei gewesen. Ich bin kein Krüppel, nur weil ich mein Augenlicht verloren habe.“
„Ich weiß, meine Teuerste. Es war mehr als eine Entschuldigung. Ihr seid blind, weil ich leichtsinnig war, und ich bringe es nicht über mich, Euch wieder einem Wagnis auszusetzen. Ich liebe Euch zu sehr!“
„Unsinn! Ich erklärte schon Genevra, dass es nicht Euer Fehler war, dass ich diesen Sprung gewagt habe. Ich hätte ihn verweigern sollen und zu Eurem eigenen Heil es auch Euch verbieten müssen! Dann wären wir beide in Sicherheit gewesen. Jedoch genau wie Ihr liebe ich das Wagnis. Und so folgte ich Euch über die Hecke.“
„Wenn Ihr das Wagnis liebt, warum seid Ihr dann niemals eine Ehe eingegangen, Schwester? Ihr behauptet, Ihr seid zufrieden mit Eurem Leben, doch wäret Ihr nicht glücklicher mit einem eigenen Hausstand? Und mit Kindern?“
„Keine Kinder zu haben betrübt mich nicht, Robert. Mir fehlen die mütterlichen Gefühle. So muss es sein“, fügte sie schnell hinzu, denn sie spürte, dass Robert darüber streiten wollte. „Sonst hätte ich Euch, einem zehn Jahre alten Knaben, diesen gewagten Sprung verboten! Meinen eigenen Hausstand indes vermisse ich vielleicht. Gerade jetzt, da Ihr geheiratet habt. Ich bin zufrieden, und doch …“
Robert ergriff ihre Hand. „Doch was, Alida?“
„Es gibt einen Ritter, Euer Vasall, Robert, ein Mann von Anstand und Ehre, so sagte man mir, der schon einige Male um meine Hand angehalten hat. Er ist Witwer, hat vier Kinder, zwei schon fast erwachsen, zwei noch klein.“
„Wie alt ist er?“, fragte Genevra und sah im Geiste einen älteren Mann mit grauem Bart.
„Fünf Jahre älter als ich.“
„Welches Lehen?“, wollte Robert wissen.
Alida sagte es ihm.
„So hält er eine meiner einträglichsten Pachten. Ich kenne Sir Matthew sehr gut. Doch ahnte ich nicht, dass er sich für Euch interessiert, Schwester. Ihr werdet ihm eine gute Frau sein. Ich habe keine Einwände gegen diese Verbindung, wenn Ihr sie wünscht. Ich fand in ihm stets einen angenehmen, ehrlichen Gefährten. Und Ihr erhaltet eine beträchtliche Mitgift.“
„Danke, Robert.“ Alida strich zärtlich über seine Hand. „Ich wusste, ich kann Euch vertrauen. Noch habe ich mich nicht fest entschlossen, der Gedanke jedoch gefällt mir. Ich finde seine Gegenwart nicht unangenehm. Ich habe ihm sogar erlaubt, mich zu küssen. Schließlich …“ Sie errötete und sprach schnell weiter, als fürchtete sie seinen Tadel. „… ich kann ihn nicht sehen, also muss ich fühlen. Und er fühlt sich sehr … angenehm an.“
„Wir sind sehr glücklich für Euch“, sagte Genevra. „Doch denkt bitte nicht, dass Ihr Thirkall verlassen müsst, weil ich gekommen bin. Ich werde nicht immer hier sein,
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