Historical Exklusiv Band 36
Verdammt! Welch üble Situation. Als wenn es nicht schon schlimm genug war, dass dieser Abschaum die widerlichsten Verbrechen beging, säte er auch noch Misstrauen bei den Menschen in den Dales.
Charles schüttelte den Kopf und verscheuchte diese Gedanken. „Nein, Adam kann es nicht gewesen sein. Ich würde es spüren. Seit der Schulzeit sind wir Freunde, und es will mir einfach nicht in den Kopf. Natürlich kenne ich alle, die an dem Tag da waren, von klein auf.“
Er hielt inne, und seine Augen wirkten seltsam ausdruckslos. „Es ist sonderbar, Catherine. Ich habe mir gerade überlegt, ob die anderen sich jetzt darüber Gedanken machen, ob ich schuldig bin? Ist es so einfach, Zwietracht zu säen?“
„O nein“, erklärte Catherine. „Niemand würde dich verdächtigen.“
Fest sah Charles seine Frau an. „Ich danke dir, Catherine. Ich weiß deine Loyalität zu schätzen, aber überleg doch …“
„Da gibt es nichts zu überlegen. Du kannst es gar nicht gewesen sein. Beide Male warst du mit mir zusammen.“
Charles zog die Brauen hoch. „Ach so ist das. Nur weil ich ein Alibi habe, bist du dir so sicher. Und ich hatte schon gehofft, als ergebene Ehefrau wärst du von meiner Unschuld überzeugt.“
„O Charles! Sei doch einmal ernst! Ich weiß doch genau, dass du zu einer solchen Gräueltat nicht fähig bist. Dennoch bin ich froh, dass Mr Maidstone keinen Grund hat, dich zu verhören.“
„In der Tat, das ist erleichternd.“ Charles schenkte sich Kaffee nach und bot Catherine mit einer Handbewegung an, auch ihre Tasse nachzufüllen. Sie nickte. „Dennoch ist es ein Problem, Catherine. Ich misstraue plötzlich Männern, mit denen ich seit Jahren in Verbindung stehe – Richard, Vincent, Harry. Selbst Stalling, zu meinem Leidwesen.“
Catherine kicherte. „Ich mag Sir Kirby nicht besonders, aber er ist wohl kaum ein Mörder.“
„Nein, ein aufgeblasener Wichtigtuer zu sein ist lästig, doch natürlich kein Verbrechen. Außerdem war er mit Adam zusammen.“ Charles trank seinen Kaffee und überlegte.
„Schon richtig, anscheinend jedoch nicht lange. Ribble ist früh aus dem Haus gegangen, um sich mit dir an der Mauer zu treffen. Der Mörder hatte also einige Stunden Zeit, um zuzuschlagen.“ Catherine nippte vorsichtig an ihrem heißen Kaffee. „Was hält Mr Maidstone denn von Vincent?“
„Nicht viel. Er kann ihn nicht ausstehen. Das ist offensichtlich, allerdings habe ich nicht den Eindruck, dass er in ihm einen Hauptverdächtigen sieht.“
„Wieso denn nicht?“ Catherines Stimme klang empört. „Er ist ein völlig charakterloser Mensch.“
„Und er hat die Frechheit besessen zu sagen, dass er rotes Haar nicht mag.“ Charles gab sich Mühe, keine Miene zu verziehen, und wartete auf den Ausbruch, der unweigerlich folgen würde. Es dürfte nicht lange dauern …
„Wie kannst du so etwas sagen.“ Catherine presste die Lippen zusammen und straffte sich. „Wenn Sie glauben, Lord Caldbeck, dass ich zu einem solchen Urteil komme, nur weil jemand mein Haar nicht mag …“
Charles zog die Brauen hoch.
Jetzt kam Catherine erst richtig in Fahrt. Ihre Augen funkelten, und sie verschränkte die Arme vor der Brust. Charles liebte den Anblick seiner Frau, wenn sie einen Wutausbruch bekam. Sie war nicht mehr zu halten. „Das ist ausgesprochen ungerecht, Charles, und Sie wissen es genau. Bei allem, was wir über ihn erfahren haben und was er getan hat …“
Sie geriet ins Stocken und schien entrüstet jeden Moment aus dem Zimmer stürmen zu wollen. Da sah Charles zu seinem Bedauern ein, dass es an der Zeit war, dem Spiel ein Ende zu machen. Ganz beiläufig nahm er seine Tasse und blickte Catherine über den Rand hinweg an. „Richtig. Bitte vergeben Sie mir, Lady Caldbeck. Wie konnte ich Sie nur so falsch einschätzen?“
Lady Caldbeck musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen und stemmte die Arme in die Hüften. „Charles Randolph! Hast du mich etwa schon wieder zum Besten gehalten? Du Schuft!“
Charles rührte sich nicht.
„Versuch gar nicht erst, so unschuldig dreinzuschauen. Ich kenne dich. Und ich bin wieder darauf hereingefallen.“ Catherine lehnte sich entspannt gegen die Stuhllehne und lächelte reuevoll. „Wenn ich ehrlich bin, hat er es mit mir wegen dieser Bemerkung ein für alle Mal verdorben – selbst wenn er sich nichts weiter hätte zuschulden kommen lassen.“
„Dagegen ist auch nichts einzuwenden“, pflichtete Charles ihr bei. Er liebte Catherines Ehrlichkeit.
Weitere Kostenlose Bücher