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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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„Es war eine unverzeihliche Unverschämtheit. Aber trotz Vincents vieler Fehler bezweifle ich, dass er der Schuldige ist. Er begeht seine Schandtaten nicht heimlich. Ganz im Gegenteil. Es sieht fast so aus, als wolle er damit nur den Hass der anderen auf sich ziehen, und deshalb sucht er förmlich die Öffentlichkeit.“
    „Wie seltsam. Warum macht er das?“
    „Ich habe keine Ahnung.“
    „Hat er überhaupt Freunde?“
    „Ich würde sie eher Mitläufer nennen. Er ist ein reicher Mann – oder wird es einmal sein, wenn er sein Erbe antritt. Wenn er jedoch so weitermacht, wird sein Vermögen nicht lange reichen.“
    Catherine dachte darüber nach. „Er meint wohl, sich Freunde kaufen zu müssen. Vielleicht ist er überzeugt, dass ihn sowieso niemand mag, und ist deshalb so unausstehlich wie möglich, um ihnen einen Grund zu liefern.“
    Charles stellte sich vor, wie das wäre. Zu glauben, dass einen niemand zum Freund haben will. Niemals diese Vertrautheit kennenzulernen, die ihn mit Adam seit der Kindheit verband. Er zuckte die Schultern. „Ich halte es für möglich. Allerdings ist es kein Motiv für einen Mord. Wer diese Taten begangen hat, der ist zweifellos wahnsinnig.“
    „Ja. Das ist klar. Aber höchstwahrscheinlich war es keiner der Leute, die wir getroffen haben, Charles.“ Catherine stützte das Kinn in die Hände. „Richard kann es nicht gewesen sein. Ich kann ihn mir einfach nicht mit einem bluttriefenden Messer in der Hand vorstellen. Reitet er eigentlich stets deine Grauschimmel?“
    „Ja, des Öfteren. Die Bewegung tut ihnen gut. Er ist ein ausgezeichneter Reiter, leider hat er nicht die Mittel, um sich Vollblutpferde leisten zu können. Deshalb sehe ich es gern, wenn er meine reitet. Aber jetzt, da du es sagst. Ich habe keine Ahnung, warum er an jenem Tag unterwegs gewesen ist. Am Tag zuvor hatte ich ihm viel Arbeit gegeben.“
    „Er sagte, er habe Besorgungen zu machen.“
    „Da hatte er sicher recht, genauso wie ich jetzt.“ Charles tupfte sich die Lippen ab, stand auf und legte die Serviette auf seinen Platz. „Hoffentlich ist es nicht mehr so kalt wie gestern. Ich habe Maidstone versprochen, mit ihm durch das Tal zu reiten, damit er die Pächter befragen kann. Irgendjemand muss Harry in den letzten zwei Wochen ja schließlich gesehen haben. Zumindest wissen wir jetzt, wo er sich kürzlich aufgehalten hat.“
    „Wirklich? Wo denn?“ Catherine blickte Charles aufmerksam an.
    „Im Lady-Caldbeck-Waisenhaus.“ Er wartete gespannt auf Catherines Reaktion. Und er wurde nicht enttäuscht.
    „Was? Das kann nicht sein!“ Seine Frau riss entsetzt die Augen auf.
    „Kaum vorstellbar, anscheinend dennoch eine Tatsache. Ich wollte es dir schon früher sagen. Als die Arbeiter begannen, im zweiten Flügel aufzuräumen, haben sie in einem Raum Anzeichen dafür gefunden, dass er kürzlich bewohnt war – Asche im Herd, Lebensmittel, die noch nicht verdorben waren. Er scheint sich dort längere Zeit aufgehalten zu haben.“
    „Na also! Dann ist es kein Wunder, dass ich auf dem Hof immer das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Odd Harry muss aus einem Fenster gespäht haben.“
    „Schon möglich. Aber er ist nicht mehr da. Ich vermute, die Tatsache, dass wir ihn nicht finden können, hängt damit zusammen, dass er tatsächlich etwas gesehen hat.“
    Nachdenklich runzelte Catherine die Stirn und lehnte sich zurück. „Wieso nimmst du das an?“
    „Ich kann mir gut vorstellen, dass er Angst hat. Ein völlig zurückgezogen lebender Mensch wird zwar kaum jemandem mitteilen, was er gesehen hat. Und gesprochen hat er seit Jahren mit keinem Menschen. Außerdem gibt es mir zu denken, dass ihn seit Wochen niemand zu Gesicht bekommen hat. Es sieht ganz so aus, als ginge er nicht mehr nur den Menschen aus dem Weg, sondern hielte sich absichtlich versteckt.“
    „Kein Wunder, dass man ihn Odd Harry nennt.“ Catherine drehte die Tasse in den Händen und blickte auf den Kaffeesatz. „Mir läuft es kalt über den Rücken bei dem Gedanken daran, dass er uns vielleicht beobachtet hat. Hinter dunklen Fensterscheiben versteckt, ohne dass wir etwas davon ahnten. Ich mache mir Sorgen um die Kinder. Bist du dir ganz sicher, dass er nicht der Mörder ist? Dieses eigenartige Leben kann ihn doch aus der Bahn geworfen haben.“
    „Am Anfang hielt ich es für ausgeschlossen.“ Charles legte ihr die Hand auf die Schulter. „Aber mittlerweile sind mir große Zweifel gekommen, und ich verdächtige beinahe jeden.

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