Historical Exklusiv Band 36
auf die Beine, schubste Adam zur Seite und versuchte, ihn in den Unterleib zu treten. Adam sprang zurück und schwang seine Faust. Charles ließ ihn einmal zuschlagen, ehe er seinen Arm festhielt.
Vincent taumelte abermals gegen den Kamin. Als er sich jedoch wieder auf Adam stürzen wollte, packte ihn Maidstone am Handgelenk und drehte ihm den Arm auf den Rücken.
„Hör auf, Adam. Wir haben schon genug Schwierigkeiten.“ Charles trat notgedrungen zwischen die beiden Streithähne. Warum muss immer ich der Vernünftige sein?
Adam wich zurück, keuchend vor Wut. Nach einem vergeblichen Versuch, Maidstone abzuschütteln, kam Vincent anscheinend zu der Erkenntnis, dass er sich nicht den Arm brechen lassen wollte. Er warf Adam hasserfüllte Blicke zu und wischte sich mit der freien Hand das Blut vom Mund.
„Dafür fordere ich Genugtuung, du gottverdammter Kerl. Deine Tage sind gezählt.“
„Ha!“ Adams verächtliches Lachen hallte durch den Raum, in dem es plötzlich still geworden war. „Du willst mich zum Duell fordern? Ausgerechnet du? Du weißt ja nicht einmal, was Ehre überhaupt bedeutet. Ich denke gar nicht daran, mich so weit zu erniedrigen.“
„Ängstlich?“
Adam, der sich allmählich beruhigte, hatte für Vincents Spott nur noch Verachtung übrig. „Ich kann mich schließlich nicht mit dem Sohn der Dame duellieren, die ich heiraten werde, selbst wenn er ein ehrenwerter Mann wäre und nicht nur ein Prahlhans. Eines Tages, Vincent, treibst du es zu weit, und jemand wird dir ein für alle Mal dein Schandmaul stopfen.“
„Sie sollen es nur versuchen.“
„Jawohl, das werden sie auch und mit Recht, früher oder später.“ Maidstone lockerte etwas seinen Griff und bugsierte Vincent zur Tür. „Das ist nur eine Frage der Zeit.“ Er deutete auf Vincents Mantel, den der Wirt sogleich brachte. „Bis dahin empfehle ich Ihnen, sich von diesem Wirtshaus fernzuhalten, werter Herr. Sonst könnte ich auf den Gedanken kommen, dass Sie eine wichtige Rolle bei dieser Ermittlung spielen.“
„Und was ist mit den beiden?“ Vincent zeigte auf Charles und Adam. „Haben Sie sich schon einmal Gedanken über diese ehrenwerten Gentlemen gemacht? Caldbeck ist eiskalt. Er ist zu allem fähig. Und Sie sollten nicht versäumen, Litton zu fragen, wie viele Fälle von Brandstiftung er zugegeben hat. Und wie viele nicht.“ Er setzte seinen Hut auf und stürmte durch die Tür.
„Jawohl“, bemerkte Maidstone, „ich werde ihn fragen.“
„Und er hat tatsächlich gefragt“, berichtete Charles Catherine am nächsten Morgen. „Ich war mir nicht sicher, ob es Adam glücken würde, sein Temperament zu zügeln, aber er schaffte es doch, eine einigermaßen gute Miene zu machen. Ich glaube, es ist ihm gelungen, Maidstone davon zu überzeugen, dass er nur für kleinste Feuersbrünste verantwortlich ist.“
Catherine lachte. „Wie zum Beispiel Kaminvorleger. Aber wenn er Ruhe bewahrt hat, ist das schon eine Leistung! Man wird ja schließlich nicht jeden Tag des Mordes beschuldigt.“
„Maidstone hat ihn nicht direkt beschuldigt, sondern nur höflich nachgefragt und darauf hingewiesen, dass Adam am Morgen des Brandes in der Nähe von Ribbles Cottage war.“
„Gott und die Welt waren an jenem Morgen dort.“
„Richtig. Und sehr wahrscheinlich sind sie alle unschuldig. Ich bin sicher, dass Adam nichts damit zu tun hat.“
Catherine wollte gerade ihre Gabel zum Munde führen, hielt dann mitten in der Bewegung inne. „Ich kann es mir auch nicht vorstellen, aber wir müssen wohl alle Möglichkeiten überprüfen.“ Sie zeigte mit der Gabel auf ihn. „Überleg doch mal, Charles. An dem Tag von Mrs Askriggs Tod tauchte Adam kurz darauf mit einer Brandwunde bei uns auf.“
„Das stimmt.“ Charles dachte einen Moment darüber nach, war allerdings verstimmt. Wie konnte Catherine auch nur in Erwägung ziehen, Adam einer solchen Tat zu verdächtigen? Einfach lächerlich. Sein erster Impuls war, die Vermutung als abwegig abzutun.
Plötzlich jedoch bemächtigte sich seiner ein ganz und gar beunruhigender Gedanke. Ist es denn möglich, jemanden so viele Jahre zu kennen – mit ihm zu jagen, zu trinken, am Feuer zu sitzen, ihm seine Schwester anzuvertrauen – und nicht zu bemerken, dass dieser Mensch zu solchen Gräueltaten fähig ist? Eine erschreckende Vorstellung.
Was ihn jedoch noch mehr aufwühlte, war die Schlussfolgerung, die sich daraus ergab. Stellte Adam etwa die gleichen Überlegungen über ihn an?
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