Historical Exklusiv Band 36
Seite, drehte es aufgeregt hin und her, um einen Hinweis zu finden, woher es kommen mochte. Es war in schlichtes Papier eingepackt, mit grober Schnur verschnürt, und ihr Name stand in unbeholfener Schrift darauf. Sie schob die Schnur zur Seite und faltete das Packpapier auseinander.
Nachdem sie das Päckchen geöffnet hatte, zog sie verwundert die Augenbrauen hoch. „Oh. Das sieht aus wie mein purpurroter Schal. Ich muss ihn verloren haben und jemand …“ Catherine hob den Stoff an und erstarrte. Sie schwankte, alles Blut wich aus ihrem Gesicht. Charles sprang so hastig auf, dass sein Stuhl umkippte.
„Was ist mir dir, Catherine?“
Stumm schleuderte sie das Päckchen von ihrem Schoß und presste die Hände vor den Mund. Um sie herum schien alles zu schwanken. Halt suchend stützte sie sich mit den Ellbogen auf den Tisch. Da war Charles auch schon bei ihr, packte sie an den Schultern und hielt sie fest. Sie konnte nur wortlos auf den Gegenstand am Boden zeigen.
„Gütiger Himmel!“ Hawes wich zurück, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen.
Charles schob Catherine sanft gegen die Rückenlehne ihres Stuhles und schaute in die Richtung, in die sie mit dem Finger zeigte. „Verdammt!“
Der Seidenschal gab den Blick frei auf ein Aschehäufchen, und darauf lag ein scharf geschliffenes Schlachtermesser, von dem ein übler Geruch aufstieg. Asche klebte an den dunklen Flecken, mit denen die Schneide und der Griff bedeckt waren – Blutflecken.
Alle drei blickten starr dorthin, als wäre plötzlich eine Giftschlange in den luxuriösen Raum eingedrungen.
„Wer … wer?“ Catherine schluckte. „Warum?“
„Offensichtlich, um dir Angst zu machen.“ Charles kniete nieder und schob das Messer und den Schal auf das Packpapier. Er reichte die Dinge Hawes. „Bringen Sie bitte alles in mein Arbeitszimmer, und schicken Sie jemanden herauf, der den Tisch abräumt und hier sauber macht. Sorgen Sie dafür, dass sofort Punsch in Lady Caldbecks Zimmer gebracht wird.“ Er half Catherine beim Aufstehen und legte ihr den Arm um die Taille, um sie zu stützen. „Komm mit, wir beenden unsere Mahlzeit später.“
Catherine ließ sich ins Nebenzimmer führen. Wer wollte ihr einen Schrecken einjagen? Warum hatte sie einen so grausamen Feind? Sie bebte am ganzen Körper, während Charles ihr einen Stuhl ans Feuer rückte, und sie darauf niedersank. Auch seine Hände zitterten ein wenig.
Catherine blickte in sein finsteres Gesicht. „Wer hasst mich denn so?“
Er kniete neben ihr nieder und ergriff ihre Hände. „Ich weiß es nicht, Catherine. Es ergibt keinen Sinn, außer …“
Er hatte nicht den Mut weiterzusprechen, und Catherine sah ihren Mann bestürzt an. „Außer was?“
Charles schüttelte nur stumm den Kopf.
Daraufhin straffte Catherine sich und blickte ihm fest in die Augen, während ihr ein schrecklicher Verdacht immer mehr zur Gewissheit wurde. „Der Mörder hat es mir geschickt, nicht wahr?“
Charles atmete tief durch. „Ich fürchte, davon müssen wir ausgehen.“
„Warum mir?“
Er drückte ihre Hände fester. „Ich bin mir nicht sicher, aber es ist wohl als Drohung gemeint, Catherine.“
„Eine Drohung?“
„Er warnt dich – droht dir. Und will dich erschrecken.“
„Das ist ihm voll und ganz gelungen!“ Allmählich ließ der Schock nach, und Wut stieg in Catherine auf. „Der elende Schurke!“
Charles atmete erleichtert auf. „Ich glaube, wenn er versucht, dir Angst einzujagen, wird er sich noch wundern. Die Countess of Caldbeck ist aus anderem Holz geschnitzt.“
Lächelnd schüttelte Catherine den Kopf. „Du kannst mir glauben, dass ich mich schrecklich fürchte. Allerdings wütend bin ich auch.“
„Genau wie ich.“ Charles erhob sich, half ihr auf und führte sie zum Sofa, wo er sich neben sie setzte, seinen Arm schützend um ihre Schultern gelegt. „Es ist schlimm genug, dass er meine Leute angreift, aber jetzt auch noch meine Frau zu bedrohen, ist wirklich eine ungeheure Dreistigkeit. Und wenn ich Himmel und Hölle in Bewegung setzen muss, um ihn zu finden, ich will ihn hängen sehen!“
Catherine war so überrascht von der ungewohnten Heftigkeit des sonst so zurückhaltenden Earls, dass sie sich zurücklehnte, um sein Gesicht genauer zu betrachten. Er hatte das Kinn gehoben und die Lippen grimmig zusammengepresst. Mit seiner freien Hand, die zur Faust geballt war, trommelte er fortwährend auf die Lehne des Sofas, als wollte er jedes seiner Worte bekräftigen.
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