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Historical Exklusiv Band 36

Historical Exklusiv Band 36

Titel: Historical Exklusiv Band 36 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Westleigh
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Bewusstsein.
    Ein dermaßen grässlicher Anblick hatte sich Charles noch nie geboten, nicht einmal, als man Dorrie Ribble gefunden hatte. Geknebelt, Arme und Beine an einen Baum gefesselt, war die nackte Leiche des Mädchens dem eisigen Wind ausgesetzt gewesen. Spitze Steine waren in die zarte Haut gebohrt worden, und unter dem blutigen Rumpf lagen verkohlte Zweige.
    Das Feuer hatte nicht lange genug gebrannt, um die Spuren der widerlichen Tat zu beseitigen, die Luft dennoch mit dem unverkennbaren Gestank verbrannten Fleisches verpestet. Die kreischenden Krähen, die in den Zweigen der umliegenden Bäume gesessen hatten, flogen zwar auf, als er heranritt, kreisten aber weiter in der Luft.
    Charles stand reglos mit zusammengebissenen Zähnen da und hielt seine Reitgerte fest umklammert, während er versuchte, das Ausmaß dieser Gräueltat zu begreifen. Wer war zu einem solchen bestialischen Verbrechen fähig?
    Mehrere Männer standen schweigend neben ihm, und vom Fuß des Hanges drang das Schluchzen der Mutter des Mädchens herauf. Einige Frauen aus dem Dorf versuchten, sie zu trösten und daran zu hindern, auf den Hügel zu gehen und ihre Tochter zu sehen. Muker war alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Mit versteinerter Miene sah er zu, wie Maidstone mit der Stiefelspitze gegen die verkohlten Zweige trat.
    Charles hätte den Mann gern getröstet, aber er wagte es nicht, Mukers stoische Ruhe zu stören. Er wollte nicht Gefahr laufen, den trauernden Vater, der so tapfer seine Fassung bewahrte, aufzuschrecken.
    Was hätte er ihm denn auch sagen sollen?
    Unvermittelt wandte sich Maidstone von der Leiche ab und trat wütend nach einem Stein. Geräuschvoll polterte der Geröllklumpen zwischen die Bäume. „Dieser verdammte Bastard. Er soll zur Hölle fahren!“ Ein zweiter Stein flog hinter dem ersten her. „Das arme unschuldige Mädchen. Sie hat doch keiner Menschenseele etwas zuleide getan.“
    Tief atmete er durch und legte Muker die Hand auf die Schulter. „Es tut mir leid, mein Freund, ich gräme mich so sehr. Ich hatte gehofft, ihn zu schnappen, ehe er wieder zuschlägt.“
    Muker nickte kaum wahrnehmbar. „Jawohl, Sie haben getan, was Sie konnten.“
    „Kennen Sie jemand, der Ihnen Böses will? Jemand, mit dem sie mitgegangen sein könnte?“
    Muker schüttelte den Kopf. „Sie war so arglos, sie wäre mit jedem mitgegangen.“ Er seufzte und wischte sich die Tränen fort. „Vielleicht sollte es so sein. Sie hätte sowieso nie ein normales Leben führen können.“ Ein Schauer ergriff ihn. „Aber sie war ein so liebes Kind, sanft wie einer von Gottes Engeln.“
    Er wandte sich ab, und einer der Pächter nahm ihn am Arm und führte ihn den Hügel hinab zu seiner Frau. Charles ging zu dem vor Wut schäumenden Maidstone und spürte, wie auch ihn der Zorn packte.
    „Helfen uns die Spuren irgendwie, diese verdammte Bestie zu finden?“
    „Nein, Mylord, ich bezweifle es.“ Maidstone trat weiter nach den Geröllklumpen. „Es sei denn, jemand hätte den Satan gesehen. Uns bleibt nur, es mit den Hunden zu versuchen.“ Niedergeschlagen schüttelte er den Kopf. „Wegen des Volksauflaufes hier werden sie wohl kaum wissen, welcher Fährte sie folgen sollen.“ Er hielt inne und überlegte. „Dennoch ist es einen Versuch wert. Wer hat sie eigentlich gefunden?“
    „Mein Sekretär.“
    „Ist er hier?“
    Charles schüttelte den Kopf. „Nein, er war mit den Nerven am Ende. Er hat mir gesagt, wo sie zu finden ist, und ich habe ihn zu Hause gelassen.“
    Maidstone rieb sich nachdenklich das Kinn. „Was hatte er so früh an einem derartig kalten Morgen hier zu suchen? Es war so frostig, dass einem Mann … Nun ja, es ist verdammt eisig hier oben. Was mag ihn also hierher geführt haben?“
    Charles presste die Lippen zusammen. „Ich weiß es nicht. Wir werden ihn fragen.“
    Charles führte Maidstone in die Bibliothek und versorgte ihn mit einem Glas Brandy zum Aufwärmen, dann eilte er ins Obergeschoss, um nach Catherine zu sehen.
    Nachdem er die Ohnmächtige zuvor mit Riechsalz wiederbelebt und zu Bett gebracht hatte, war Sally angewiesen worden, bei ihr Wache zu halten. Charles hatte Catherine eindringlich ermahnt, ja keinen Fuß aus dem Bett zu setzen, bis er zurück sei, und sofort berittene Boten losgeschickt, um den Mord bei den zuständigen Amtspersonen zu melden.
    Dann hatte er sich selbst auf den Weg zu dem Hügel hinter dem Dorf gemacht, wo nach Richards Worten das unglückliche Mädchen sein Ende

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