Historical Exklusiv Band 42
die sie zu Ausflügen einluden. Mehr als einer hatte dabei die Landgüter seiner Familie sowie seine Zukunftspläne auf eine Art und Weise in die Unterhaltung eingebracht, die sie als recht unverblümt hätte bezeichnen müssen.
Lady Parry rollte mit den Augen. „Trotz aller Bescheidenheit und Unerfahrenheit – bitte , Tallie! Lass mich dir ein paar aufzählen – Mr Runcorn, Sir Jasper Knight, Dr. Philpott, Lord Ashwell, Reverend Laxton …“
„Wirklich?“ Fassungslos sah Talitha sie an. „Aber … ich habe nicht darüber nachgedacht, dass ich einen von ihnen heiraten soll. Ich habe sie doch nicht als zukünftige Ehemänner betrachtet.“
Ob dieser Verrücktheit konnte Lady Parry nur den Kopf schütteln. „Ich gehe jede Wette ein, dass zumindest drei von ihnen bis zum Ende der Woche auftauchen und sich erklären werden. Du solltest also besser überlegen, was du ihnen sagen willst.“
„Nein.“
„Nein? Willst du, dass ich zuerst mit ihnen spreche? Sie werden nicht unbedingt zuerst zu mir kommen, sie wissen, dass du alt genug bist und ich nicht dein Vormund.“
„Ich meinte, nein, ich will keinen von ihnen heiraten.“ Ich will einen unausstehlichen Mann heiraten, der mir nicht über den Weg traut, mich auslacht – und für den ich als Ehefrau absolut ungeeignet bin.
„Oh, gut, die Ballsaison ist ja noch jung“, erwiderte Kate philosophisch und raffte ihre Tasche und den Pelz zusammen, als die Kutsche vor dem Mode-Atelier anhielt. „Du leidest zweifellos ein wenig unter Müdigkeit und Nervosität. Wir müssen später noch ein paar Hüte kaufen – ich finde das immer ungemein beruhigend.“
Entschieden fröhlich wachte Nicholas Stangate auf. Dieses Gefühl hielt an, während er ein ausgedehntes Bad nahm, sich sorgfältig rasierte und anschließend in seinem Schlafzimmer ein opulentes Frühstück und zwei Tassen Kaffee zu sich nahm, bevor er sich schließlich anzog.
Erst als er bei der zweiten Tasse Kaffe angelangt war und ihre belebende Wirkung spürte, wurde er so weit wach, dass er darüber nachgrübelte, warum er sich eigentlich so gut fühlte. Ein Moment der Überlegung reichte aus, um eine steile Falte zwischen seinen Brauen erscheinen zu lassen und das Gefühl der Lebenslust entschieden zu mindern.
Miss Talitha Grey wurde zu einem ernsthaften Problem. Es war entzückend zu beobachten, wie sie die Gesellschaft im Sturm eroberte. Sie war äußerst angenehm zu küssen und seiner Tante eine bezaubernde Gesellschafterin … doch er war nun überzeugt, dass seine Tante sich selbst etwas vormachte, wenn sie glaubte, Talithas dunkles Geheimnis zu kennen. Ein blendender Blitz der Enthüllung auf dem Ball der Duchess von Hastings ließ ihn ein weit ungewöhnlicheres und skandalöseres Geheimnis vermuten, als er sich bislang vorgestellt hatte. Und sollte er Recht behalten, konnte es sowohl für Talitha gefährlich sein als auch Lady Parrys Position als führendes Mitglied der Gesellschaft zunichte machen.
Wäre sie doch bloß nicht so beliebt! Talitha war indes ein sofortiger Erfolg beschieden gewesen, und wenn er sich nicht sehr irrte, würde sie bald unzählige Heiratsanträge erhalten. Wie es der Zufall wollte, enthielt seine Liste dieselben Namen wie die seiner Tante, wobei er sie mit wesentlich weniger Wohlgefallen betrachtete.
Knight war furchtbar dumm, Runcorn spielte gern, Reverend Laxton war ein unsäglicher Langweiler, Dr. Philpott suchte lediglich eine Frau mit Geld, damit er sich nach Oxford zurückziehen und in seine Bücher vergraben konnte, und Ashwell … Ashwell passte vermutlich perfekt.
Ein Titel, ein bescheidenes Vermögen, ein hübsches kleines Anwesen, intelligent, sympathisch, verantwortungsbewusst. In der Tat, perfekt. Nick trat einen seiner Stiefel quer durch das Zimmer und stellte sich den frisch vermählten Baron vor, wie er wutentbrannt in Lady Parrys Haus stürmte und wissen wollte, wie sie ihn unwissentlich eine Frau mit einem solch beschämenden Geheimnis heiraten lassen konnte. Dem musste vorgebeugt werden.
Seine Tante war hocherfreut, ihn zu ihrem Spiel- und Tanzabend begrüßen zu können, den sie am Abend ausrichtete. Sie flatterte auf ihn zu und küsste ihn auf beide Wangen. Lächelnd sah er auf sie hinab. „Du siehst wunderbar aus heute Abend, meine Liebe.“ Sie legte ihre Hand an eine Wange und lächelte zurück. „Was hast du vor?“, fragte Nick. „Du siehst aus wie eine Katze, die Sahne geschleckt hat.“
„Aber Nicholas!“ Spielerisch
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