Historical Exklusiv Band 42
und verschluckte sich fast an den letzten Worten, als Talitha erschien. Sie warf einen Blick in die Runde, doch der Rest der Männer hatte sich um eine kichernde Gruppe Mädchen bei der Tür versammelt, niemand würde sie hören. Sie sagte gespielt bewundernd: „Ach, Mr Hemsley, diese Schurken haben Ihr Gesicht ja ganz schön zugerichtet!“ Wenn sie nicht dabei gewesen wäre, als es passierte, sie hätte nicht geglaubt, dass eine solche Anzahl blauer Flecken von einem einzigen Mann stammen konnten. „Wie heldenhaft von Ihnen, sie ganz allein in die Flucht zu schlagen.“
„Du kennst Mr Hemsley, Tallie?“, fragte Millie unschuldig. Bei der Entdeckung, dass die beiden miteinander bekannt waren, leuchtete ihr Gesicht vor Freude auf.
„Ja, sicher“, erwiderte Talitha ernsthaft. An Jack Hemsley gewandt, verkündete sie: „Sie hatten es wirklich schwer in letzter Zeit, Mr Hemsley, nicht wahr? Was für ein Pech, dass sich diese Schläger ausgerechnet Sie ausgesucht haben! Nachdem Lord Arndale Sie erst vor kurzem zusammengeschlagen hatte dafür, dass Sie versucht haben, mir Gewalt anzutun.“
„Was?“, entfuhr es Millie. Entgeistert lief sie zu Talitha, legte ihr den Arm um die Taille und drehte sich zu Hemsley um. „Sie … Sie Tier!“
Es war offensichtlich, dass Millie ihrer Freundin absoluten Glauben schenkte. Wie eine wütende kleine Katze, die ihre Jungen gegen einen Hund verteidigte, stand sie an Talithas Seite. „Wenn Sie nur einen Schritt näher kommen, kratze ich Ihnen die Augen aus, Sie Wüstling!“
Hemsley machte den Fehler, alles herunterspielen zu wollen. „Meine liebe Miss LeNoir, es handelte sich um ein harmloses Missverständnis …“
„Deinerseits“, ließ sich eine frostige Stimme vernehmen. Drei Köpfe wandten sich um. Nachlässig an einen Kleiderständer gelehnt, stand Nicholas Stangate in der Garderobe. Eine halb bekleidete Sängerin lief zu ihm hinüber und umarmte ihn. „Nicht jetzt, Liebes“, wehrte er sie abwesend ab und gab ihr einen Klaps auf ihr wohl proportioniertes Hinterteil. „Sei ein braves Mädchen und geh bitte.“
Talitha bemühte sich um eine feste Stimme, bevor sie ihn warnte. „Wenn du ihm hier etwas antust, gibt es eine Schlägerei.“
„Ich weiß. Eine Versuchung, oder? Ich könnte ein bisschen Aufregung gebrauchen … der einen oder anderen Art. Aber wir wollen die Damen ja nicht in Verlegenheit bringen, nicht wahr, Hemsley? Warum machst du nicht, dass du wegkommst, und ich bringe sie nach Hause?“
So würdevoll er konnte, stolzierte Hemsley zur Tür. Nick sah ihm nicht einmal hinterher und verpasste so den hasserfüllten Blick, den der andere Mann Talitha von der Tür aus zuschoss. Das wirst du noch bereuen, versprach dieser Blick. Sie erschauerte. Jetzt hatte sie sich einen Feind geschaffen, einen gefährlichen Feind, und Nick ebenfalls.
Talitha drehte sich um und sah ihn erwartungsvoll an. Was würde er tun? Viel wichtiger, was würde er vor Millie und einer möglichen Zuhörerschaft betrunkener Dandys verlauten lassen?
„Haben Sie Ihre Umhänge, meine Damen? Wenn Sie dann so weit wären, Miss LeNoir?“ Er eskortierte sie entschlossen nach draußen, eine breite Schulter dem Tollhaus zugekehrt, in das sich der Raum mehr und mehr verwandelte.
In dem Labyrinth der Gänge schien Nick sich erstaunlich gut auszukennen. „Sie haben einen bewundernswerten Orientierungssinn, Mylord“, bemerkte sie hintergründig. Ihre Nerven ließen sie langsam im Stich, am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen. Da war es schon besser, Seitenhiebe zu verteilen.
„Überhaupt nicht“, erwiderte er glatt und nahm ihr damit den Wind aus den Segeln. „Ich kenne dieses Haus nur sehr gut.“
Ach wirklich, empörte Talitha sich innerlich, während sie zuließ, in Richtung Bühnenausgang gesteuert zu werden. Und genau welche Sängerin hast du dabei unter deine Fittiche genommen, Cousin Nicholas?
Draußen wartete eine geschlossene schwarze Kutsche ohne Wappen. Mit einem erleichterten Seufzer lehnte Millie sich in die weichen Polster und lächelte Nick charmant an. Er schob die Blenden von einer der Laternen, und das luxuriöse Innere der Kutsche wurde sichtbar.
„Vielen Dank, Mylord, ich bin Ihnen wirklich außerordentlich dankbar. Tallie … Miss Grey war so mutig, sich Mr Hemsley in den Weg zu stellen. Ich war bisher tatsächlich sehr von ihm eingenommen.“ Für einen Moment zeigte ihr hübsches Gesicht einen Anflug von Traurigkeit, dann fing sie sich
Weitere Kostenlose Bücher