Historical Exklusiv Band 42
Napoleons Armee überstanden, wie du sicherlich noch weißt.“
Serena machte einen betroffenen Eindruck. „Aber du wurdest so schwer verwundet. Wir mussten um dein Leben fürchten. Dir ist nicht bewusst, wie knapp du noch einmal davongekommen bist.“ Sie zog ein mit Spitze besetztes Taschentuch aus dem Ärmel und tupfte ihre Augen ab. „Und du hast dich so sehr ins Glücksspiel gestürzt. Ned war voller Sorge, weil tagelang niemand wusste, wo du warst.“
„Ned soll zur Hölle …“ Das war nun wirklich zu viel! „Meine Güte, was macht er? Durchkämmt er die ganze Stadt, um etwas über mich zu erfahren?“
Tränen schimmerten in ihren Augen. „Ich glaube, er hörte im White’s über dich“, erwiderte sie ernsthaft.
Devlin musste laut auflachen, dann aber rückte er zu Serena, legte einen Arm um sie und drückte sie liebevoll an sich. „Meine liebe Schwägerin, ich bitte um Verzeihung. Es war nicht meine Absicht, euch zu beunruhigen. Ich weiß, ihr beide meint es nur gut. Aber ihr vergesst, ich bin mein eigener Herr.“
Sie wurde rot und setzte sich aufrechter hin. „Ich bin mir sicher, dass wir das nicht vergessen haben.“
„Sag mir, wie es dir und Ned geht. Regelt mein Bruder die Angelegenheiten der Familie immer noch mit der gewohnten Perfektion?“
Sie hob ein wenig den Kopf und setzte zur Verteidigung ihres Mannes an. „Auf Neds Schultern ruht eine große Last.“
„Das ist wohl wahr. Er leistet Bewundernswertes, Serena, das ist mein Ernst.“
„Ich habe von deinen Schwestern und deinem Bruder Percy gehört“, sagte sie. „Sie sind fleißige Briefeschreiber.“
Ganz im Gegensatz zu ihm selbst, der seinen Geschwistern nur selten einmal eine Nachricht zukommen ließ und sie noch viel seltener besuchte.
„Tatsächlich? Was gibt es Neues in der Familie?“
In wehmütigem Tonfall berichtete Serena von den belanglosen Aktivitäten seiner Neffen und Nichten. Percys ältester Sohn Jeffrey war in Eton, Helens Tochter Rebecca lernte Klavier. Die Namen und Geschehnisse begannen in Devlins Kopf zu verwischen, während er mit einem interessierten Eindruck zuzuhören vorgab. Serena verwöhnte all diese Kinder, und sie war auch deren Lieblingstante. Er, der Dragoner von Waterloo, war für sie der heldenhafte Onkel, obwohl er Schwierigkeiten hatte, sich ihre Namen zu merken.
Zu traurig, dass Serena keine eigenen Sprösslinge hatte. Das Schicksal wusste einfach nicht, was Gerechtigkeit bedeutete. Sie wäre eine perfekte, eine liebevolle Mutter. Ihre Enttäuschung darüber, kein Kind zur Welt gebracht zu haben, musste immens sein.
„Und du, Serena? Wie geht es dir?“
„Auch wunderbar.“ Dennoch huschte ein trauriger Ausdruck über ihr Gesicht.
Devlin drückte sie noch einmal an sich, doch Serena wollte nicht darüber reden, wie sehr es sie traf, dem Marquess keinen Erben schenken zu können.
„Meine liebe Schwägerin“, sagte er leise.
Sie riss sich zusammen und erwiderte: „Ned wird jeden Augenblick zurück sein. Willst du auf ihn warten?“
Ihm blieb nichts anderes übrig. „Serena“, wechselte er auf einmal das Thema, weil er das für angebracht hielt. „Denkst du, es würde Ned etwas ausmachen, wenn ich mir in den nächsten Tagen zwei Pferde von ihm ausleihe? Mir ist danach, im Sattel zu sitzen.“
„Du willst wieder reiten?“, fragte sie erfreut. Das letzte Mal, dass er auf einem Pferderücken gesessen hatte, war östlich von Brüssel gewesen, bei seiner Jagd auf die Franzosen. „Es wird ihm ganz bestimmt nichts ausmachen. Er wird sich sogar freuen, wenn er davon erfährt. Ich werde Barclay persönlich bitten, dem Stall Anweisung zu geben, damit du jedes Pferd bekommst, das du haben möchtest.“
„Zwei Pferde“, wiederholte er zur Sicherheit. „Ich möchte mit … mit Bart ausreiten.“
„Zwei Pferde“, bestätigte sie lächelnd.
In diesem Moment wurde die Tür zum Salon geöffnet, und der Marquess kam mit schnelleren Schritten als üblich herein.
„Devlin, schön, dich zu sehen“, sagte er zu seinem Bruder, der sofort aufgestanden war. Dann umarmte er Devlin von Herzen, was gleichfalls untypisch für ihn war.
Ned, von Kindheit an Devlins großes Vorbild, ließ normalerweise keine Gefühlsregung erkennen. Auf ihn war immer Verlass gewesen, sobald sein jüngster Bruder ihn um Hilfe anflehte, und oft genug hatte er sich in Schwierigkeiten gebracht. Diese Erinnerungen waren es auch, die bei Devlin Ehrfurcht weckten, wenn er den stets aufrecht dastehenden Ned sah.
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