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Historical Exklusiv Band 42

Historical Exklusiv Band 42

Titel: Historical Exklusiv Band 42 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen , Diane Gaston
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Jedes Mal, wenn er ihn betrachtete, rechnete er damit, sich den Hals zu verrenken, um zu ihm aufblicken zu können. Und es war jedes Mal ein Schock für ihn, wenn ihm wieder bewusst wurde, dass er einen halben Kopf größer war als Ned, der an den Schläfen bereits ergraute.
    „Was führt dich her?“, fragte er so überrascht, dass es schien, als habe er längst die Hoffnung auf einen Besuch von Devlin aufgegeben.
    „Ich wollte dich und Serena besuchen. Außerdem habe ich etwas Geschäftliches mit dir zu besprechen. Serena, würdest du uns bitte entschuldigen?“
    Ned nickte ihr zu, dann ging er vor Devlin aus dem Zimmer. Als er ihm folgte, kam er sich wieder vor wie jener kleine Junge, der einmal mehr in der Bredouille steckte.
    In der Bibliothek schenkte Ned zwei Gläser Portwein ein, während Devlin sich umsah. Beim Anblick der Regalreihen voller Bücher kam ihm der völlig widersinnige Gedanke, Madeleine würde vielleicht gern etwas lesen. Sicherlich keines der Bücher hier im Zimmer, sondern eher etwas in der Art jener Titel, die seine Schwestern während der Krankenwache an seinem Bett gelesen hatten.
    Ned reichte ihm ein Glas. „Was möchtest du besprechen?“
    Devlin trank einen Schluck und ging im Zimmer auf und ab, da er überlegte, wie er sein Anliegen am besten vortragen sollte.
    „Steckst du in Schwierigkeiten?“, fragte Ned ruhig.
    „Du und deine Frau, nichts anderes könnt ihr denken“, murmelte Devlin gereizt, dann antwortete er lauter: „Nein, ich stecke nicht in Schwierigkeiten.“
    Sein Bruder verzog keine Miene, sondern wartete einfach nur.
    „Ich bin umgezogen.“
    „So?“
    „In eine größere Wohnung.“
    „Du brauchst eine größere Wohnung?“ Der missbilligende Unterton war nicht zu überhören.
    „Die Gelegenheit war zu günstig, um sie ungenutzt zu lassen. Es ist in derselben Straße, aber viel besser.“
    „Und?“
    Devlin atmete tief durch. „Durch den Umzug sind meine finanziellen Mittel etwas knapp. Ich wollte dich bitten, ob du mir zum nächsten Quartal etwas zusätzlich geben kannst.“
    Sein Bruder sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen. Devlin wusste, er ließ sich sein Anliegen durch den Kopf gehen.
    In seiner Kindheit hatte dieses Schweigen etwas Tröstendes an sich gehabt, weil es bedeutete, dass Ned nach einem Ausweg aus einer verfahrenen Situation suchte. Jetzt dagegen war sich Devlin nicht so sicher, was ihn erwartete.
    „Wie klug war dieser Umzug?“, fragte er schließlich.
    „Ned, der Umzug ist bereits geschehen. Ob er klug war oder nicht, tut jetzt nichts mehr zur Sache.“
    „Du hast dich spontan dazu entschieden.“ Es war keine Frage, sondern die Feststellung einer Tatsache, die bei Ned auf Ablehnung stieß.
    Devlin stellte sein Glas auf den Tisch und wandte sich seinem ungerührt dastehenden Bruder zu. „Es ist passiert, Ned, und ich brauche etwas Geld, um bis zum nächsten Quartal durchzukommen. Wirst du es mir geben oder nicht?“
    Langsam ging Ned zu einem Sessel, nahm Platz und schlug die Beine übereinander. „Du hast dich sehr intensiv dem Glücksspiel hingegeben, kleiner Bruder.“
    „Haben dir das deine Spione berichtet?“, fragte Devlin, der genau wusste, worauf diese Unterhaltung hinauslief. „Ich nehme an, dass sie nicht anwesend waren, als ich mein verlorenes Geld zurückgewann, richtig?“
    Neds Busenfreunde waren ganz sicher nicht bei Farleys gewesen, sonst hätte er längst davon erfahren, was Devlin dort gewonnen hatte.
    „Ich hörte, dass du viel Geld verloren hast. Diese Glücksspiele müssen ein Ende nehmen, Devlin.“
    Hätte sein Bruder ihm nicht soeben das Spiel verboten, wäre er wohl bereit gewesen, Ned zu sagen, er sei zu dem gleichen Entschluss gekommen. Nun aber wollte er ihm nicht diese Genugtuung geben.
    „Und was soll ich sonst machen, Ned? Was gibt es für mich zu tun? Der Krieg ist vorüber, und ich müsste schon verrückt sein, wenn ich irgendwo anders auf dieser Welt abermals kämpfen soll. Indien? Afrika? Die Westindischen Inseln? Ich bin nicht versessen darauf, in der Fremde zu sterben.“
    Ned schwenkte sein Glas und trank einen Schluck von dem vollmundigen, importierten Getränk. „Es ist an der Zeit, dass du deinen rechtmäßigen Platz innerhalb der Familie einnimmst.“
    „Meinen rechtmäßigen Platz?“ Devlin ging im Zimmer auf und ab. „Was zum Teufel ist mein rechtmäßiger Platz?“
    Ruhig sprach sein Bruder weiter: „Du musst die Kontrolle über deinen Besitz übernehmen. Es sollte nicht

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