Historical Exklusiv Band 42
einfacher Soldat in den Krieg gezogen. Vater hat mich noch nie dazu zwingen können, das zu tun, was er wollte, und dir ist das auch nicht möglich, Ned.“
„Du bist ein Narr, Devlin. Es geschieht zu deinem eigenen Wohl. Du warst immer zu halsstarrig, um dich vernünftig zu benehmen.“
„Du wagst es, mir so etwas vorzuwerfen? Hast du bereits vergessen, was ich in den letzten Jahren gemacht habe? Glaubst du, ich habe einfach nur die Zeit totgeschlagen?“
Der Marquess erhob sich. „Ich weiß, es brachte unseren Vater um, dass du dich auf dem Kontinent herumgetrieben und dabei Kopf und Kragen riskiert hast.“
Devlin bebte vor Zorn. „Das ist nicht fair, Ned.“
„Du hättest dich besser um deine Pflicht gegenüber der Familie gekümmert.“ Auf einmal wurde Ned lauter.
„Das habe ich getan. Was meinst du wohl, wie es der Familie unter Napoleon ergangen wäre?“ Devlin war keine Spur leiser als sein Bruder. „Geh zum Teufel, Ned.“
Er kam hinter seinem Schreibtisch hervor und baute sich vor Devlin auf. „Unser Vater hat sich jeden Tag gesorgt, du könntest dein Leben verlieren, und das nicht nur während des Kriegs, sondern an jedem einzelnen Tag deiner traurigen Jugend. Du warst ein übermütiger Egoist, und es ist an der Zeit, dass du endlich erwachsen wirst.“
„Ich habe um mein Leben gekämpft, noch bevor ich in den Krieg zog. Ein Mann zu sein erfordert mehr, als dem Diktat eines Vaters zu folgen, der glaubt, dass alles nach seiner Pfeife zu tanzen hat. Wann wirst du erwachsen werden, Ned? Hast du schon jemals in deinem Leben eigenständig gedacht?“
„Du redest mit dem Oberhaupt der Familie, kleiner Bruder“, warnte Ned ihn.
„Ich könnte ebenso gut mit meinem Vater reden. Du bist so wie er, Ned. Immer hast du getan, was er sagte. Du, Percy, unsere Schwestern. Ihr alle seid ihm blind gefolgt. Als er dir sagte, du sollst diese junge Frau heiraten, hast du das auch getan.“
„Du sollst Serena aus dem Spiel lassen!“, fuhr Ned ihn aufgebracht an und versetzte Devlin einen Stoß gegen die Brust.
Devlin reagierte darauf mit einem ebensolchen Stoß. Da er größer, jünger und durch den Krieg stärker war, landete sein Bruder auf dem Boden. „Lass mich mein eigenes Leben führen! Ich werde selbst entscheiden, wann und wen ich heirate.“
„Das wirst du auch, weil du unverbesserlich und undankbar bist!“ Ned stand auf und überraschte Devlin mit einem Fausthieb, der ihn am Kinn traf.
„Verflucht!“, schrie Devlin auf und konterte mit einem Haken. Im nächsten Moment rollten beide Männer über den Fußboden und schlugen aufeinander ein. Dabei stießen sie einen kleinen Tisch um, die Weinkaraffe fiel hin und zerbrach, der Rotwein ergoss sich über den Boden.
„Hört auf!“, rief Serena, die zur Tür hereingekommen war. „Hört sofort auf!“
Keiner der beiden nahm von ihr Notiz, stattdessen erhoben sie sich wieder, und einer rammte den anderen gegen eines der Bücherregale. Einige Bände fielen auf sie herab. Neds Nase blutete, Devlins Jacke war aufgerissen.
„Barclay! Barclay!“, schrie Serena außer sich, während sie zu ihrem Ehemann und ihrem Schwager lief. Sie bekam Devlin am Rücken zu fassen und zog ihn von Ned weg.
„Master Devlin! Master Ned!“ Die autoritäre Stimme weckte bei beiden Männern prompt Erinnerungen an ihre Kindheit. „Sie beide sollten sich schämen!“
Augenblicklich hörten sie auf, sich zu prügeln.
Ned fasste sich als Erster wieder und tupfte seine Nase mit dem Taschentuch ab, das Serena ihm hinhielt. „Danke, Barclay. Es ist alles wieder unter Kontrolle. Wir benötigen nicht länger Ihre Hilfe.“
Devlins Magen schmerzte, doch war das keine Folge eines Fausthiebs. Ihm war übel, als er sich zu fragen begann, wie es so weit hatte kommen können. Er hatte Percy und Ned ein paarmal bei Prügeleien erlebt, ihrem Vater aber nie etwas davon gesagt. Doch es war einfach unvorstellbar, dass er tatsächlich den Mann geschlagen hatte, der unermüdlich unterwegs gewesen war, um in Brüssel zwischen den Verwundeten und den Sterbenden nach ihm zu suchen.
„Ned, ich …“
„Es reicht, Devlin.“ Der Marquess faltete das Taschentuch zusammen.
Serena sah aus, als würde sie jeden Moment ohnmächtig werden, was Devlins Schuldgefühle nur noch verstärkte. Ihr Gesicht war blass, während sie den umgestürzten Tisch aufstellte und versuchte, einige Scherben aufzusammeln. Wie konnte er ihr nur solchen Kummer bereiten?
Ned zog seine Kleidung glatt und
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