Historical Exklusiv Band 42
unserem Bruder Percy zufallen, der selbst bereits genug zu verwalten hat.“
„Du weißt, ich kann das nicht.“ Devlin warf ihm einen zornigen Blick zu. „Dafür hast du zusammen mit meinem Vater gesorgt. Ich kann die Kontrolle so lange nicht übernehmen, bis ich verheiratet bin. Ich muss mich mit dem begnügen, was du mir gibst, bis ich eine geeignete Frau finde, die deine Zustimmung hat. Mein Gott! Was war bloß in dich und Vater gefahren, dass ihr einen so unbesonnenen Plan aushecken musstet?“
„Den Grund dafür kennst du.“ Ned redete so neutral, wie es nur möglich war. „Dir mangelt es an Selbstbeherrschung. Du hast dich noch nie um etwas gekümmert. Vater war weise genug, um zu wissen, dass dieses Verhalten erst dann ein Ende nimmt, wenn es einen Menschen in deinem Leben gibt, der auf dich zählt. Eine Ehefrau.“
„Oh, verdammt, Ned, willst du mich wirklich verheiraten, nur damit ich an mein Vermögen komme? Hättest du angesichts einer solchen Erpressung geheiratet?“
Zumindest hatte Devlin in diesem Moment die Genugtuung, bei seinem Bruder eine Gefühlsregung zu beobachten, da dessen Wange zuckte.
„Lass Serena aus dem Spiel.“
Devlin verspürte Schuldgefühle, dass er auf die Ehe seines Bruders zu sprechen gekommen war. Er war sich nie sicher gewesen, ob sein Bruder Serena liebte. Dass sie Ned liebte, daran konnte er schon eher glauben. Wenn man die beiden zusammen sah, gaben sie sich so reserviert, dass es nicht möglich war, ein eindeutiges Urteil zu fällen. Hatte Ned sie geheiratet, weil er dazu gedrängt worden war? Serena wäre zu bedauern, sollte es so gewesen sein. Dass sein Vater dahintersteckte, daran bestand kein Zweifel, weil Ned sich niemals gegen dessen Willen gestellt hätte. Die beiden waren wirklich vom gleichen Schlag gewesen.
„Ich rede gar nicht von Serena“, sagte er etwas ruhiger. „Ich rede von mir. Im Moment will ich nicht heiraten. Aber ich bin mehr als bereit dazu, die Kontrolle über meinen Besitz zu übernehmen. Ich will es auch, Ned. Lass mich Percys Aufgaben übernehmen und auf dem Gut arbeiten. Mir ist es egal, ob du über den Rest des Geldes das Sagen hast.“
Es wäre die ideale Lösung. Bart und Sophie würden sich ausgezeichnet auf dem Anwesen einfügen. Bei Madeleine und Linette sähe es wohl etwas schwieriger aus, sie unterzubringen, doch er war davon überzeugt, dass es ihm irgendwie gelingen würde.
Ned erlangte seine verfluchte Gelassenheit zurück. „Das würde dich der Gelegenheit berauben, eine vorteilhafte Partie zu finden. Die Saison hat begonnen, und allerorten sind junge Damen im heiratsfähigen Alter anzutreffen, aus denen du auswählen kannst.“
„Ich will nicht heiraten“, wiederholte Devlin und ballte eine Hand zur Faust.
Schließlich stand Ned auf und ging zum Schreibtisch. Er nahm sich die dort aufgestapelten Papiere vor, sah sie durch und legte sie wieder aufeinander. Devlin hätte sich gern vorgestellt, dass sein Bruder über den Vorschlag nachdachte, doch es war anzunehmen, dass Ned ihm auf diese Weise einfach nur zeigte, wer in der Familie das Sagen hatte.
Ohne von den Dokumenten aufzublicken, sagte Ned: „Die Wünsche unseres Vaters werden auch weiterhin Beachtung finden. Du wirst den dir zustehenden Betrag zu Quartalsbeginn erhalten, vorher nicht. Wenn du eine geeignete junge Dame heiratest, werden dein Besitz und dein Anteil am Vermögen auf dich übergehen. Ich werde dann damit nichts mehr zu tun haben.“
Devlin stützte sich mit beiden Händen auf der Tischplatte ab und beugte sich vor, damit sein Bruder ihm in die Augen sah. „Du und Vater, ihr beide habt euch geirrt, Ned. Du könntest mich wenigstens arbeiten lassen. Stattdessen verweigerst du mir jede Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, und sorgst dafür, dass ich wie ein Schuljunge von dir abhängig bin. Hätte ich etwas Sinnvolles zu tun, wäre das vielleicht ein Grund für ein solides Leben. So aber habe ich überhaupt nichts.“
„Du wirst alles haben, was du dir wünschst, sobald du heiratest“, erwiderte Ned verbissen.
„Aber ich will nicht heiraten!“
Beide Männer sahen sich wütend an.
„Du und Vater, ihr beide habt mir nie zugetraut, dass ich meinen eigenen Weg gehe. Du weißt doch sicher, dass er sich beinahe sogar geweigert hätte, mir ein Offizierspatent zu kaufen, oder?“ Er wandte sich ab und betrachtete die in Leder gebundenen Bücher im Regal hinter ihm. „Hätte er seine Weigerung aufrechterhalten, wäre ich eben als
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