Historical Exklusiv Band 42
klopfte sie ab, dann sah er zu seiner Frau. „Serena, würdest du uns bitte allein lassen?“
„Ich möchte lieber nicht …“, begann sie.
„Lass uns allein. Wir werden uns nicht weiter prügeln.“ Devlin hätte nicht erwartet, dass sein Bruder mit so sanfter Stimme reden würde.
Nach einem besorgten Blick zu ihnen beiden verließ sie das Zimmer, wobei sie sich eine Hand vor den Mund hielt.
Ned war wieder gefasst, als er an seinen Schreibtisch zurückkehrte. Ihm war nichts davon anzumerken, dass er sich eben noch mit seinem Bruder eine Schlägerei geliefert hatte. „Serena sprach davon, dass du ohne Anstandsdame in Gesellschaft einer jungen Frau warst.“
Devlin verdrehte die Augen. Genauso gut hätte er vor seinem Vater stehen können, der auch regelmäßig ignorierte, was Devlin ihm zu sagen versuchte, und der stattdessen direkt auf das Thema zu sprechen kam, das seinen Sohn am meisten schmerzte.
„Worauf willst du hinaus, Ned?“
„Hast du meine Frau mit deiner Mätresse bekannt gemacht?“
Erstaunlich, wie sein Bruder es schaffte, ihn schon wieder zu reizen. „Ned, ich versichere dir, ich würde meine Schwägerin niemals in Verlegenheit bringen. Ich habe den höchsten Respekt vor ihr, und sie hat mein ganzes Mitgefühl.“
„Was meinst du mit ‚Mitgefühl‘?“ Ned klang, als wollte er sich wieder mit ihm prügeln.
„Ich meinte damit gar nichts.“ Tatsächlich wollte er damit zum Ausdruck bringen, es tue ihm leid, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Jedoch war das der falsche Zeitpunkt, um Ned auf dieses Thema anzusprechen, da er nicht wusste, wie der darauf reagieren würde.
„Wer war diese Frau? Hast du eine Dirne, die du aushalten musst?“
Meine Güte! Wollte Ned noch einen Schlag an den Kopf abbekommen? „Sie ist eine Bekannte, die es nicht verdient hat, von dir beleidigt zu werden.“ Mehr würde er nicht sagen, da er einfach nur noch fort von hier wollte. „Ned, wir haben schon mehr gesagt, als ratsam ist. Ich möchte jetzt gehen.“
„So? Wir haben noch gar nichts gelöst.“ Ned wirkte auf ihn wie ein Fremder … nein, wie sein Vater, aber nicht wie der ältere Bruder, den Devlin immer verehrt hatte.
„Es ist nicht weiter wichtig. Ich werde warten, bis mein Geld fällig ist.“ Dann ging er zur Tür.
„Wenn dein Geld fällig ist“, sagte Ned und machte eine verkniffene Miene, „wird es nur der halbe Betrag sein.“
„Was?“
„Der halbe Betrag.“ Erst nachdem der Marquess die vor ihm liegenden Dokumente ausführlich betrachtet hatte, sah er auf. „Du musst dich auf die Suche nach einer Ehefrau begeben. Vielleicht ist Geldnot für dich ein Ansporn.“
Devlin hatte Mühe, seinen Zorn unter Kontrolle zu halten. Wie sollte er sich um Madeleine kümmern? Wie sollte er für die kleine Linette sorgen? „Verdammt, Ned, du weißt überhaupt nicht, was du da tust.“
„Vergiss nie, wer das Oberhaupt der Familie ist, kleiner Bruder.“
„Das werde ich ganz sicher nicht“, zischte er.
Devlin eilte aus der Bibliothek und hätte fast seine Schwägerin umgerannt, die im Flur auf und ab ging.
„Devlin, was ist geschehen? Warum habt ihr euch geschlagen?“, fragte sie mit leiser, angsterfüllter Stimme.
Er strich ihr über den Arm. „Ein Streit zwischen Brüdern, weiter nichts. Du musst dir keine Sorgen machen.“
Sie schien nicht überzeugt, woraufhin er sie herzlich umarmte und zuließ, dass sie sich ein wenig an seiner Schulter ausweinte. „Es war allein meine Schuld, Serena. Du weißt, wie leicht ich Ned aus der Reserve locken kann. Du musst nicht weinen.“
Die Tür zur Bibliothek ging auf, dann sagte Ned mit so eisiger Stimme, wie Devlin sie bei ihm noch nie gehört hatte: „Lass meine Frau los, und verlass das Haus.“
7. KAPITEL
D evlin fühlte sich elend, als er Neds Stadthaus verließ. Wie konnte er sich nur von seinem Bruder provozieren lassen? Schlimmer als die blutige Nase des Marquess of Heronvale war die Tatsache, dass er Devlins Zuwendung halbiert hatte. Wie sollte er jetzt für Madeleine und ihr Kind sorgen?
Langsam ging er in Richtung St. James’s Street.
Er hätte sein Geld sparen sollen, anstatt eine größere Wohnung zu mieten, anstatt für Sophie Stoff und für Linette so viel Spielzeug zu kaufen – und anstatt Madeleine mit einer kompletten Garderobe auszustatten, wenn sie nur zwei oder drei Kleider haben wollte. Vor allem aber hätte nicht sein Temperament mit ihm durchgehen dürfen. Er hätte sich ein paar Argumente
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