Historical Exklusiv Band 42
nicht, um sie abzulenken, daher versuchte sie, möglichst nicht darüber nachzudenken, dass Devlin heiraten und sie wegschicken wollte. Vermutlich sollte sie ihm dankbar sein, weil er für sie und Linette sorgte. Sie konnte von Glück reden, dass er ihr so etwas anbot. Damit waren alle ihre Probleme gelöst. Vielleicht würde Devlin sie besuchen, wenn er verheiratet war. Viele Ehemänner hatten eine außereheliche Affäre, und einige der Männer, die zu ihr gekommen waren, hatten ihr angeboten, deren alleinige Geliebte zu werden. Farley war jedes Mal dahintergekommen, und so hatte keiner von ihnen sein Angebot wiederholt.
Sie wollte Devlin nicht mit jenen abscheulichen Geschöpfen vergleichen, die bei ihrem Anblick zu sabbern begannen. Er war nicht wie sie. Wenn sie mit ihm Zeit verbrachte, war das völlig anders als bei den üblichen Männern. Devlin war einzigartig.
Wieder widmete sie sich ihrer Näharbeit. Sollte aus ihr noch eine gute Näherin werden, konnten sie und Sophie genug verdienen, um sich eine kleine Wohnung zu nehmen.
Dann wäre Devlin von seiner Verpflichtung befreit.
Madeleine konzentrierte sich darauf, schneller die Nadel zu führen, was sie können musste, um eine solche gute Näherin zu sein. Sie gab sich alle Mühe, die Stiche gleichmäßig zu setzen. Manchmal vergaß sie den Fingerhut und stach die Nadel ohne diesen Schutz in den Stoff. Oft jagte sie sich dabei die Spitze in einen Finger, da sie nicht schnell genug die Hand wegnahm.
Für eine kurze Weile gelang es ihr tatsächlich, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren, bis sie durch ein Geräusch von der Straße aufgeschreckt wurde. Ein glänzender Landauer mit zwei prachtvollen Braunen hatte vor dem Haus angehalten. Es waren die edelsten Pferde, die sie je gesehen hatte. Sie fragte sich, aus welchem Stall sie wohl stammen mochten. Nicht nur waren sie genau gleich groß, auch ihr Erscheinungsbild war so ähnlich, dass man sie für Zwillinge hätte halten können.
Der Türklopfer wurde betätigt, und Madeleine sprang auf, um zum Eingang zu eilen. Durch das Glas in der Tür konnte sie einen Mann sehen, den sie nicht kannte. War er vielleicht der Kutscher dieses eleganten Gespanns?
Nachdem sie geöffnet hatte, erwies sich der Fremde als ein so kultivierter Herr, wie er ihr noch nie begegnet war. Hose und Jacke waren so perfekt geschnitten, dass sie ihm buchstäblich wie angegossen saßen. Er sah sie ein wenig erschrocken an, doch seine Augen hatten so wie sein Kinn etwas sonderbar Vertrautes an sich.
„Mir wurde dies hier als Lord Devlin Steeles Adresse genannt“, sagte er und betrachtete sie, wie die meisten Männer es taten, allerdings ohne den typischen lüsternen Glanz in den Augen.
„Lord Devlin ist derzeit nicht zu Hause“, erwiderte Madeleine.
Er ging an ihr vorbei und trat ein, obwohl sie ihn nicht dazu aufgefordert hatte. Beunruhigt begann ihr Herz schneller zu schlagen, zumal ihr bewusst wurde, dass sie völlig allein war.
„Vielleicht möchten Sie Ihre Karte hierlassen“, schlug sie vor und straffte ihre Schultern.
Der Mann nahm seinen Hut ab. „Ich möchte warten.“
Madeleine biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte ihn nicht wissen lassen, dass niemand sonst im Haus war.
„Wer sind Sie?“ Seine Frage klang mehr nach einer Aufforderung.
„Verzeihen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe“, erwiderte sie und brachte trotz ihrer Nervosität ein tapferes Lächeln zustande. „Ich dachte, es ist üblich, dass sich der Besucher als Erster vorstellt.“
Seine Augen blitzten angesichts ihrer Unverschämtheit zornig auf. Offenbar war er es nicht gewohnt, dass jemand sein Verhalten infrage stellte. Wieder lächelte sie und legte den Kopf schräg, als erwarte sie nun endlich seine Antwort.
„Der Marquess of Heronvale“, erklärte er ungeduldig.
Schlagartig wurde sie ernst. Devlins Bruder.
„Und Sie sind …?“, forderte er sie nochmals auf.
Sie reagierte mit einer Geste, als sei dieser Punkt unbedeutend, machte dennoch höflich einen Knicks. „Miss England, zu Ihren Diensten, Mylord. Ich bin die … die Haushälterin.“
„Tatsächlich?“ Er betrachtete sie ungläubig.
„Lord Devlin hat sich am Nachmittag auf den Weg gemacht, um Sie aufzusuchen. Vielleicht finden Sie ihn in Ihrem Haus vor.“
„Ich werde auf ihn warten“, gab er zurück und machte keine Anstalten, wieder zu gehen.
Madeleine nahm seinen Hut und führte ihn in den Salon, wo er stehen blieb und ihr zusah, wie sie zum Sessel am
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