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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Zeit verheiratet und hast vielleicht empfangen. Solltest du ein Kind unter dem Herzen tragen, wird der Earl darauf bestehen, dass du bei ihm bleibst."
    Entsetzt sah Meriel wieder das erste Bild vor sich, das sie beim Erwachen auf der Lichtung wahrgenommen hatte. Der Gedanke, sie könne sich dem Earl of Shropshire aus eigenem Antrieb hingegeben haben und nicht gezwungen worden sein, erzeugte ihr Übelkeit.
    Aufstöhnend krümmte sie sich zusammen und barg das Gesicht in den Händ en.
    „Ich törichtes Weib!" murmelte Sarah erschüttert. „Ich hätte das nicht erwähnen sollen. Du hast schon so viel durchgemacht. Es ist bestimmt besser, wenn du erst zu deinem Bruder reist und versuchst, das Geschehene zu begreifen. Es ist möglich, dass dir das eine oder andere wieder einfällt, und dann findest du dich vielleicht eher damit ab, dass du die Countess of Shrosphire bist. Dein Gemahl ist ein sehr gutaussehender Mann, dessen geradliniges und aufrichtiges Wesen man rühmt. Uns wollte er nicht in Shrewsbury haben", fügte Sarah mit leisem Auflachen hinzu. „Daran sieht man doch, dass er ein guter Christ ist."
    „Ich will ihn nicht!" entgegnete Meriel schroff, richtete sich auf und schaute Sarah l'Eveske stirnrunzelnd an. „Was meinst du damit, dass er euch nicht hier haben wollte?"

    „Wir sind Juden, Mylady", antwortete die Kaufmannsfrau schlicht und erläuterte der Countess die Gründe, die sie und ihren Mann in die Grafschaft Shire geführt und nun zur Umkehr bewogen hatten.
    „Ich bin also nicht die einzige, die Kummer hat", sagte Meriel und legte Sarah mitleidig die Hand auf den Arm.
    „Sieh mich nicht so bedauernd an, Mylady", erwiderte Sarah. „Als Menschen unterscheiden wir Juden uns doch nicht von euch Christen. Wir haben nur andere Gepflogenheiten, Sitten und religiöse Bräuche."
    „Vergib mir, ich wollte nicht unhöflich erscheinen", ent schuldigte sich Meriel. „Ihr wart sehr gut zu mir, du und dein Mann. Wie könnte ich es euch vergelten?"
    „Das ist nicht nötig", entgegnete Sarah l'Eveske lächelnd. „Reiche nur die Hand dem nächsten Unglücklichen, der deiner Hilfe bedarf."

13. KAPITEL
    Der Lärm des sich zum Aufbruch anschickenden Trosses weckte Meriel. Ausgeruht erhob sie sich und nahm dankend Sarah l'Eveskes Anerbieten an, das Morgenbrot mit ihnen zu teilen.
    Erstaunt bemerkte sie, dass Benjamin l'Eveske zwar der Mittelpunkt seiner Familie war, die niedriggestellten Mitglieder des Haushaltes jedoch nicht anders behandelte als Sarah und den Sohn Aaron. Jeder schien die gleichen Rechte und Pflichten zu haben, eine Meriel ungewohnte Selbstverständlichkeit, die Juden sehr von den christlichen Mitmenschen unterschied.
    Es wurde vereinbart, dass Meriel den Zug begleiten sollte, bis ihre Wege sich trennten.
    Jeder, Aaron l'Eveske ausge
    nommen, begegnete ihr mit großer Freundlichkeit. Hin und wieder warf er ihr misstrauische Blicke zu, die sie auf den Gedanken brachten, dass ihre Anwesenheit ihm nicht genehm war. Vielleicht störte es ihn, dass man der Countess of Shropshire geholfen hatte. Die Vorstellung, mit Mylord Warfield verheiratet zu sein, war ihr noch immer ungeheuerlich, und sie bemühte sich, nicht mehr an ihn zu denken.
    „Achtung!" schrie plötzlich jemand. Erschrocken blieb sie auf dem Wege zu ihrem Rotfuchs stehen und drehte sich um. Von allen Seiten stürmten Gerüstete aus dem Gebüsch und stürzten sich auf die überraschten Soldknechte. Ein schreckliches Getümmel hub an; wüste Schreie erschollen und das verängstigte Wiehern erschreckter Pferde. Die Luft hallte wider vom Klirren der Schwerter, dem Scheppern aufeinanderprallender Harnische und dem Dröhnen wuchtiger Keulenschläge.
    Inmitten des Gewimmels wütete ein Ritter, dessen Gambesson einen gelben Bären auf schwarzem Grund trug. Meriel erstarrte und wusste, dieses Standeszeichen hatte sie bereits einmal gesehen. Im selben Moment fiel ihr ein, wo es gewesen war. Der Mann war der Anführer der Rotte, die Adrian of Warfield in der Nähe von Lambourn Priory in einen Hinterhalt gelockt hatte. „Guy de Burgoigne!" flüsterte sie entsetzt und legte Benjamin l'Eveske haltsuchend die Hand auf den Arm.
    „Jehova! Steh uns bei!" murmelte er betroffen. Aber ange sichts des Gemetzels, das sich vor seinen Augen spielte, wagte er nicht, noch auf Rettung zu hoffen. Die Angreifer waren in der Überzahl, und seine Männer, so tapfer sie sich auch wehrten, erlagen bereits dem Ansturm der Lanzenreiter und Armbrustschützen. „Wie

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