historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
sinnlos, das Blut so vieler Unschuldiger zu vergießen", sagte er bedrückt. „Welcher der Mordbuben ist Burgoigne?"
Mit zitternder Hand wies Meriel auf den anderen Ea rl of Shropshire.
„Haho!" rief Benjamin l'Eveske dem Anführer seiner Schutztruppe zu und hob flehend die Arme. „Haltet ein! Wir ergeben uns! Die anderen sind uns überlegen!"
„Hört auf!" schrie der Scharmeister. „Streckt die Waffen!" Die Kunde verbreitete sich rasch unter den verbissen Widerstand leistenden Söldnern, und langsam kam das Gestürm zum Erliegen.
Guy de Burgoigne wartete, bis die Überlebenden der Eskorte zu einem Kreis zusammengetrieben und bewacht waren, ließ sich dann vom Ross helfen und stapfte auf den jüdischen Händler zu. Die Augen funkelten unter dem eisernen Gesichtsschutz, und ein widerwärtiges Grinsen lag um seinen Mund. „Du also bist Eveske!" stellte er hämisch fest.
Unwillkürlich klammerte Meriel sich fester an Sarah l'Eveskes Hand. Das war der Schurke, von dem Adrian of Warfield gesagt hatte, er sei zu allem fähig.
„Warum wolltest du dich wie ein räudiger Hund aus dem Staube machen?" herrschte er den Kaufherrn an. „Obgleich ich dich doch so gnädig nach Shropshire gebeten hatte?"
Benjamin l'Eveske hielt schützend den Arm vor seinen neben ihm stehenden Sohn und antwortete ruhig: „Ich war mir nicht sicher, welcher der hochedlen Herren mich nach Shrewsbury geladen hatte. Der Marschall de Gembloux hat offenbar vergessen, wer sein Landesfürst ist. Er erweckte den Anschein, bei Mylord Warfield im Dienst zu stehen."
„Ja, er ist ein gerissener Teufel, nicht wahr? Wie gut, dass du auf seine Arglist hereingefallen bist! Vincent, laß die Fuhrwerke durchsuchen!" befahl er dem Hauptmann.
„Passt auf, dass ihr nichts Wertvolles zerstört, auch keinen Hausrat! Und bringt mir jedes Kleinod, das ihr findet!"
Die Wagen wurden gestürmt und unter Gejohle und unflätigen Scherzen durchwühlt.
Während die Soldaten Kasten, Truhen und Körbe durchstöberten, schritt Guy de Burgoigne ungeduldig auf und ab. Nach und nach füllte sich ein Tuch, das neben einem der Fahrzeuge ausgebreitet worden war, mit einigen Kostbarkeiten, und zum Schluss schleppten zwei Reisige eine eisenbeschlagene Kiste heran, brachen das Schloss auf und öffneten den Deckel.
„Ist das alles?" brüllte Guy und versetzte der Kiste einen Tritt. „Das sind doch höchstens fünfhundert Silbermark!"
„Ich bedauere sehr, Mylord, dass es so wenig ist", entgegnete Benjamin l'Eveske mit spöttischem Lächeln. „Aber ich hatte nicht vor, mich restlos berauben zu lassen."
Wutentbrannt schlug er dem Kaufmann den Panzerhandschuh ins Gesicht. Benjamin l'Eveske wurde zu Boden ge schleudert, und im selben Moment sprang sein Sohn vor und drosch mit bloßen Fäusten auf den Earl ein.
Sarah l'Eveske schrie auf und wollte Aaron zurückhalten, doch Burgoigne hatte ihn bereits achtlos zur Seite gestoßen und dem gestürzten Burschen die Klinge an die Kehle ge setzt.
„Du Hundesohn wagst es, mich anzugreifen?" sagte er kalt. „Du wirst als erster sterben, du lausiger Heide!"
„Nicht!" rief Meriel angsterfüllt und warf sich ihm in den Arm. „Wenn du den Jungen tötest, entgeht dir das Lösegeld, das du bekommen könntest!"
Verblüfft sah Guy de Burgoigne sie an und erwiderte verächtlich: „F ür einen wertlosen Knecht ist nichts zu holen!"
Verzweifelt überlegte Meriel, wie sie Aaron und alle anderen retten könne. „Seigneur", sagte sie eindringlich, „du weißt, dass kein Kaufmann mit seinem gesamten Hab und Gut auf Reisen geht. Bestimmt hat der Händler sein Vermö gen an anderer Stelle gesichert. Wenn du versprichst, ihm und den Seinen das Leben zu gewähren, wird er dir gewiss eine hohe Auslöse zahlen." Hoffnungsvoll schaute Meriel zu Sarah l'Eveske, die ihr mit aschfahler Miene zunickte. „Und vergiss nicht", wandte sie sich wieder an Burgoigne, „dass die Juden den Schutz des Königs genießen. Stephen wird nicht dulden, dass eine seiner Geldquellen versiegt, selbst wenn du, der ihm so lange gedient hat, es zu verant worten hättest."
Langsam zog der Earl das Schwert von der Kehle des Jungen zurück. „So, so!" erwiderte er und sah ihn mit schmaler werdendem Blick an. „Der Lümmel ist das Balg des Alten! Dann ist er in der Tat zu wertvoll, um ihn wie ein Ferkel aufzuspießen. Wieviel ist er dir wert?"
fragte er Benjamin l'Eveske, der sich mühsam aufgerichtet hatte. „Zehn Truhen voller Nobel, oder zwanzig? Vielleicht
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