historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc
drängte.
Plötzlich hatte er einen Einfall. Sich vergnügt die Hände reibend, wandte er sich von der Balustrade ab und strebte den Wohngemächern zu. Bestimmt hielt Burgoignes Gattin sich jetzt dort auf. Hoffend, das einfältige Geschöpf könne sich wenigstens einmal überwinden, den Gemahl zur Vernunft zu bringen, öffnete er die Tür.
Lüsternen Glanz in den Augen, zerrte Guy de Burgoigne die Gefangene in sein Schlafgemach und stieß sie zur Mitte des Raumes. Betont langsam griff er nach der Spange, die den Surkot vor der Brust hielt, löste sie und schüttelte das pelzverbrämte, mit gelber Seide gefütterte schwarze Gewand von den Schultern.
Bang hob Meriel die Hand ans Herz und beobachtete ihn aus schreckgeweiteten Augen.
„Komm her!" sagte er kalt. „Dein weibischer Mann hat sich erdreistet, sich in meine Belange zu mischen! Dafür wirst du mir jetzt büßen!"
Furchtsam wich Meriel zurück. Keine Macht der Welt würde sie dazu bringen, sich freiwillig dem widerlichen Kerl zu nähern.
„Bist du taub?" brauste er auf, war mit wenigen Schritten bei ihr und riss sie an sich. „Starr mich nicht so an, du glubschäugige Hure! Und bilde dir nicht ein, deine mage ren Reize hätten mich erregt! Ich bin Besseres gewohnt!"
Meriel wusste, wenn sie sich sträubte, würde er sie wahrscheinlich schlagen und erst recht quälen. Doch der Ekel vor dem Unmenschen war größer denn jede Vernunft, und voller Abscheu zerkratzte sie ihm mit der freien Rechten das hässliche, aufgedunsene Gesicht.
Verdutzt sah Burgoigne sie einen Moment an, zu verblüfft, um gleich zu reagieren. Dann wurde sein Blick stechend; er holte aus und hieb ihr die Faust gegen die Schläfe.
Ihr wurde schwarz vor den Augen, und wider Willen knickte sie ein. Schwankend richtete sie sich auf und versuchte keuchend, sich von ihrem Peiniger zu befreien. „Lass mich los, du Bestie!"
Durch den Widerstand noch wütender geworden, schleuderte Burgoigne sie von sich und versetzte ihr einen harten Tritt in die Seite. „Vielleicht beliebt es mir", sagte Burgoigne hämisch, „dich zu deiner Memme zurückkehren zu lassen, nur damit er sieht, wozu du gut warst. Dein Anblick wird ihn stets daran erinnern, dass ich dich besessen habe. Wie amüsant, sich sein Gesicht vorzustellen, wenn du einen dicken Bauch bekommen solltest. Dann kann er darüber sinnieren, wessen Balg du trägst! Für immer und ewig wird ihn der Gedanke verfolgen, dass sein sittsames, ergebenes Weib mit mir gebuhlt hat!"
Entsetzt wich Meriel weiter zur Wand zurück und flüsterte, die Augen starr auf Burgoigne gerichtet: „Himmlischer Vater, stehe mir bei!"
Der Burgherr lachte dröhnend auf, stellte sich breitbeinig hin und ließ den reichverzierten Gürtel zu Boden fallen. Rasch entledigte er sich dann der grünen Tunika und der restlichen Kleidungsstücke und warf sie achtlos auf die Fliesen. Er feuchtete sich die wulstigen Lippen an, ging zu Meriel und stieß sie mit einem Fuß zu Boden.
Im nächsten Moment hatte er sich hingehockt, drückte ihr die Beine auseinander und zwängte sich zwischen ihre Schenkel. Begierig betatschte er sie und drang mit einem Finger in sie ein. „Du bist ja kein Knabe!" stellte er grinsend fest. „Mich dünkt, dann werde ich doch noch meinen Spaß mit dir haben!"
Die Tränen traten Meriel in die Augen. Nur ein Wunder konnte sie jetzt noch von diesem Teufel in Menschengestalt erlösen.
Jäh zog er die Hand zurück, legte sie ihr auf die Brust und kniff mit aller Kraft in die empfindsame Spitze.
Vor Schmerz schrie Meriel gellend auf.
„Lass sie los!" befahl eine Stimme in kaltem, gebieterischem Ton.
Es war, als habe ein Wetterstrahl eingeschlagen. Überrascht drehte Burgoigne sich um und starrte zur offenen Tür.
„Lass sie los!" wiederholte seine Gemahlin eisig. „Wie kannst du dich so erniedrigen!"
Meriels Peiniger straffte sich, hockte sich auf die Hacken und schrie seine Gattin unbeherrscht an: „Wie kannst du dich unterstehen, mich zu stören, elendes Weib? Was fällt dir ein, mir Rechte zu bestreiten? Platzt du plötzlich vor Eifersucht, oder was geht in deinem Spatzenhirn vor?"
Mühsam die Angst bezwingend, die sie stets vor dem Gatten empfand, näherte sich Cecily und antwortete frostig: „Ich werde dir sagen, was ich denke! Seit Jahren hast du die Ehre dieses Hauses besudelt, doch diesmal gehst du zu weit! Ich lasse nicht zu, dass unter meinem Dach eine Dame geschändet wird!"
„Eine Dame?" wiederholte der Earl und sprang auf.
Weitere Kostenlose Bücher