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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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sie hoffnungsvoll.
    „Nein."
    Jäh erstarb ihre Freude. „Deinem Bekunden zufolge hattest du die Absicht, dich mit mir zu verloben", sagte sie kleinlaut und wandte den Blick ab. „Offenbar hast du die sen Wunsch nicht mehr. Natürlich nicht, ich bin ja auch nicht mehr dieselbe wie früher. Du brauchst ein Weib, das dir eine tatkräftige, umsichtige und erfahrene Burgherrin ist. Vielleicht wäre ich das nie gewesen, auch ohne den Unfall nicht."
    „Nicht ich habe mich eines anderen besonnen", versicherte Adrian rasch. „Du wolltest mich nicht heiraten."
    Fassungslos schaute Meriel ihn an. „Spotte nicht", mur melte sie erschüttert. „Dich hätte ich niemals abgewiesen."
    „Ich scherze nicht", widersprach er, und ein trauriger Ausdruck erschien in seinen Augen.
    „Du hast meine Werbung auf eine sehr... sehr bestürzende Weise abgelehnt."
    „Sollte ich geäußert haben, dass ich dich nicht mag, dann war es nicht die Wahrheit", entgegnete Meriel aus Überzeugung. „Ich kann mich nicht erinnern, aber so habe ich mich gewiss nicht verändert."
    „Das würde ich dir gern glauben", bekannte Adrian und sah sie zweifelnd an.
    Aus dem Bedürfnis, irgend etwas zu tun, das ihm die Unsicherheit nahm, hob Meriel spontan die Hände, legte sie um sein Gesicht und zog seinen Kopf zu sich herunter.
    Einen Herzschlag lang verkrampfte sich Adrian, ehe er die Arme um Meriel schlang und begierig, mit aufbrechender Leidenschaft, ihre Lippen fand.
    Willig öffnete sie den Mund, erwiderte Adrians Liebkosungen und das köstliche, verführerische Spiel seiner Zunge. Seinen Rücken streichelnd, genoss sie die wundersamen Reize, die sie durchströmten, und sehnte sich nach mehr, ohne zu wissen, was es sein könne.

    Unvermittelt entzog Adrian sich ihr jedoch, und jäh hatte sie den Eindruck, ihr sei etwas Unersetzbares genommen. „Warum?" flüsterte sie betroffen.
    Adrian schmiegte sie an die Brust und antwortete in vor Erregung sprödem Ton:
    „Entschuldige, aber du bringst meine guten Vorsätze ins Wanken, Meriel."
    Sie konnte ihn nicht begreifen. „Weshalb tut es dir leid?" fragte sie ungehalten. „Das war doch sehr schön!"
    „Allerdings!" räumte er auflachend ein. „Ich hätte mich auch bald nicht mehr beherrschen können. Ich habe dir bereits einmal erklärt, dass solche Zärtlichkeiten nur Ehe leuten
    vorbehalten sind."
    „Das verstehe ich nicht. Dann müssen unverheiratete Männer und Frauen sich aber sehr in Zurückhaltung üben."
    „Nun, es ist nichts Ungewöhnliches, dass auch sie Liebkosungen tauschen", musste Adrian eingestehen, „doch in den Augen der Kirche ist das Sünde, denn für sie ist die Verbindung zwischen Mann und Weib etwas Heiliges." Er nahm Meriel bei den Schultern, schob sie sacht von sich fort und sagte schmunzelnd: „Da ich nie vermählt war, sehe ich nicht, welcher Unterschied zwischen einer durch die Stellvertreter Gottes auf Erden abgesegneten Verbindung und einer anderen Liebesbeziehung bestehen soll. Das Gelöbnis vor dem Altar ist jedoch ein Versprechen ewiger Liebe und Treue und verleiht einem Bündnis, das sonst vielleicht nur der Fleischeslust diente, einen tieferen Gehalt."
    „Wenn du mich noch immer zur Gattin haben möchtest, wäre ich glücklich, dein Werben zu erhören, Sieur Adrian", erwiderte Meriel ernsthaft.
    „Ich finde, es ist zu früh, dich jetzt darum zu bitten", entgegnete er, und ein wehmütiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Dein Erinnerungsvermögen könnte zurückkehren, und dann weißt du auch wieder, wie sehr du mich verabscheut hast."
    „Das habe ich nicht!"
    „Ich habe dir nicht immer die nötige Zuvorkommenheit und Ehrerbietung bewiesen", fuhr er, durch den Einwand unbeirrt, fort. „Ingleichen bin ich diesmal fest entschlossen, ritterlich zu sein." Er hob Meriels Hand an und drückte einen zarten Kuss auf die Fingerspitzen.
    „Sobald jedoch einige Zeit ins Land gegangen ist und du weiterhin gewillt bist, mir dein Leben anzuvertrauen, dann werde ich mich glücklich schätzen, wenn du meine Gemahlin wirst."
    „Ich werde stets dazu bereit sein", versicherte Meriel. „Das schwöre ich!"
    Nachdenklich betrachtete Adrian das schmale, so bezaubernde Antlitz, und angesichts der leuchtenden Augen konnte er sich nicht vorstellen, dass sie in ihrer Überzeugung je wankelmütig werden könne.

10. KAPITEL
    Getöse riss Adrian de Lancey aus dem Schlaf, und noch halb benommen sah er einen seiner Knappen die Tür des Gema ches öffnen. Walter of Evesham kam herein,

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