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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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Sommern in Norwich ge schah. Eveske hat Angst um seine goldgefüllten Truhen, vielleic ht mehr als um seine Familie! Der König mag ja die Hand über die Kinder Israels gehalten haben, aber er war nie der unumschränkte Herrscher des Reiches. Wenn es zu einem Aufstand kommt, wird er nur schwer etwas dagegen unternehmen können."
    Der Burgherr grinste breit und schlug sich begeistert auf den Oberschenkel. „Prächtig!"
    sagte er hämisch. „Wenn dem Geldverleiher sein Leben so viel wert ist, wird er, um es zu behalten, gewiss tief in den Säckel greifen! Und wenn ich die Gans gerupft habe, werde ich ihr den Hals umdrehen!"
    Vor der Abreise nach Montford Castle suchte Richard de Lancey noch einmal den Bruder auf und besprach mit ihm den Einsatz der Landwehr, ehe er stirnrunzelnd bemerkte: „Ich weiß, du hattest andere Sorgen, Adrian, aber ist nicht auch dir aufgefallen, wie seltsam Burgoigne sich neuerdings benimmt?"
    Der Earl of Shropshire schaute den Halbbruder verdutzt an. „Wie meinst du das? Er hat sich überraschend ruhig verhalten. Ah, ich verstehe, was du sagen wolltest. Fürwahr, er war eigentlich viel zu zurückhaltend!"
    „Genau!" Richard erhob sich und schlenderte zum Fenster. „Sicher, Burgoigne hat Mord und Brand über unsere Dörfer gebracht, jedoch keinen größeren Feldzug unternommen. Wenn er Widerstand spürt, zieht er sich jedesmal flugs zurück. Ich frage mich, was er damit bezweckt."
    „Möglicherweise ist er endlich zur Vernunft gekommen und sieht ein, dass er mich nicht besiegen kann", erwiderte Adrian trocken. Solange seine Aufmerksamkeit Meriel ge golten hatte, war er dankbar gewesen, dass die schweren Auseinandersetzungen mit Burgoigne abzuflauen schienen. Richard hatte jedoch recht. Die Ruhe hatte etwas eigenartig Trügerisches, insbesondere, da die Machtverhältnisse in Shropshire nicht endgültig geklärt waren.
    „Burgoigne kommt nie zur Vernunft", entgegnete Richard verächtlich. „Er hat den Verstand eines blindwütigen Bären! Nein, wahrscheinlich will er uns nur in Sicherheit wiegen, weil er irgendeine Heimtücke plant. Mit seinen eigenen Mannen, ohne fremde Unterstützung oder ein Söldnerheer würde er Warfield oder Montford jedenfalls nie überrennen können."
    „Da fällt mir etwas ein", sagte Adrian und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Als ich in der Normandie war, habe ich gehört, dass ein englischer Baron Truppen anwerben lässt. Damals habe ich der Sache keine Bedeutung zugemessen, da so etwas ja fast alltäglich ist. Nun sehe ich sie allerdings in einem anderen Licht. Mit einer großen Streitmacht könnte Burgoigne die Einnahme von Shrewsbury gelingen."
    „Dann müssen wir zuschlagen, ehe er seine Armee verstärkt und das Gleichgewicht der Kräfte gestört hat." Es widerstrebte Adrian, von sich aus Tod und Verwüstung über das Land zu bringen, aber unter solchen Umständen waren Bedenken am falschen Platz.
    „Vielleicht hast du recht", erwiderte er bedächtig. „Bevor ich jedoch eine so schwerwiegende Entscheidung treffe, werde ich einen Boten in das Franzosenland entsenden, der sich umhorchen soll, ob Burgoigne Söldner anwirbt."
    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und vorsichtig steckte Meriel den Kopf durch den Spalt. Ihr Gesicht erstrahlte, als sie den Earl of Shropshire sah. Rasch betrat sie das Studierzimmer und kam lächelnd näher. Nur am leichten Nachschleppen des linken Beines konnte man erkennen, dass sie vor kurzem noch schwer verletzt gewesen war. Sie trug eine golddurchwirkte weiße Seidentunika und ein Bliaut aus rotem Damast, Gewänder, die Adrian ihr geschenkt hatte, und fragte befangen: „Darf ich eine Weile bei euch sitzen? Ich werde euch nicht stören."

    „Selbstverständlich", antwortete Mylord Warfield warmherzig. „Das ist mein Bruder Richard. Er wird uns gleich verlassen. Dann können wir, wenn du möchtest, einen kleinen Spaziergang unternehmen."
    „Oh, ja! Bitte!" Wie Meriel es bei Margery gesehen hatte, vollzog sie nun vor Richard de Lancey den Fußfall.
    Richard verneigte sich höflich, und Adrian überlegte erstaunt, ob Meriel sich daran erinnert oder die Magd ihr erklärt hatte, welche Huldigung man einem Höhergestellten schuldig war.
    Hoffentlich entsann sie sich jedoch nie, wann und warum sie früher in diesem Raum gewesen war. Adrian nahm das Gespräch mit Richard wieder auf, während sie sich auf die Bank an der rechten Seite zurückzog, die Hände im Schoß faltete und still zuhörte, bis die Unterhaltung

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