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historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc

Titel: historical gold 036 - Der Flug des Falken.doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: kram
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beendet war und die Männer sich erhoben hatten. Meriel stand auf und sagte befangen:
    „Verzeiht, aber ich habe mit angehört, was ihr gesprochen habt. Du befindest dich im Krieg?"
    „Nun, das gerade nicht, aber ich habe Schwierigkeiten mit Guy de Burgoigne, einem bösartigen Rivalen", antwortete der Earl of Shropshire. „Für Warfield steht indes nichts zu befürchten. Es ist eines der sichersten Bollwerke im ganzen ..." Jäh hielt er inne und starrte Meriel verdutzt an. Er hatte mit dem Bruder in der Zunge der Normannen geredet, und Meriel auch! Sie beherrschte also die Langue d'oeuil so fließend wie er und Richard! Da sie ihn verwundert anschaute, zwang er sich zur Ruhe und äußerte gelassen: „Ich wusste nicht, dass du dieser Sprache so gut kundig bist."
    „Nein?" Meriel krauste die Stirn. „Oh, haben wir uns sonst in Angelsächsisch unterhalten?"
    „Ja!" bestätigte Adrian de Lancey und wechselte ins Walisische. „Jetzt verstehst du mich doch auch, nicht wahr?"
    „Gewiss, Herr! Und die Sprache der Bücher kenne ich ebenfalls", antwortete sie lächelnd, drehte sich um und ging zu der Truhe, auf der mehrere Folianten lagen. Sie schlug den ledernen Einband des obersten auf und begann die lateinisch geschriebenen Worte der Heiligen Schrift
    vorzulesen.
    Adrian wusste nicht, was er sagen solle, und schaute den Bruder verblüfft an. „Meriel", wandte er sich dann ernst an sie, „begib dich bitte in deine Kammer und warte dort auf mich.
    Ich werde gleich zu dir kommen."
    „Wie du wünschst, Mylord Warfield", willigte sie ein, erwies ihm und Richard die Ehre und zog sich zurück.
    „Dem Äußeren nach ist sie Waliserin", bemerkte Adrian grüblerisch.
    „Du hast mir erklärt, sie rede im Tonfall des Nordens", erwiderte Richard achselzuckend.
    „Vielleicht hat sie dort bei einer normannischen Adligen im Gesindedienst ge standen, unsere Sprache gele rnt und äußert sich nun wie eine Edle. Jedenfalls hast du damals bei der Waid die wohl ungewöhnlichste Beute gemacht! Wer weiß, vielleicht versteht sie sogar die Vögel!"
    „Du hast einen befremdlichen Sinn für Humor!" „Den hatte ich schon immer", entgegnete Richard gut mütig. „Lebe wohl, Adrian! Ich wünsche dir viel Freude beim Ergründen der Geheimnisse dieses schönen rätselhaften Mädchens."
    Die Frage, wer Meriel war und was sie zu verbergen hatte, beschäftigte Adrian de Lancey auf dem Wege zu ihrer Kammer. Sie hatte nie geleugnet, der normannischen Sprache mächtig zu sein, aber alles getan, um ihn im dem Glauben zu bestärken, sie verstünde sie nicht. Nun hatte sich ge zeigt, wie gebildet sie war. Sie musste eine außergewöhnlich gute Erziehung genossen haben. Es war natürlich denkbar, dass sie einer angesehenen walisischen Familie entstammte, aber ebensogut konnte sie normannischer Herkunft sein. Eine Hochgeborene wäre allerdings niemals ohne Be gleitung ausgeritten, und zudem war Meriel nicht wie eine Frau von Stand gekleidet gewesen.

    Vielleicht gelang es durch behutsames Vordringen in ihr Erinnerungsvermögen, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Im Moment wusste sie darüber ebensowenig wie Adrian, doch zumindest war sie jetzt nicht in der Lage, ihn bewusst zu täuschen.
    Ein strahlendes Lächeln erhellte ihr Antlitz, als er das Gemach betrat, und unwillkürlich war er tief betroffen. Sie bewunderte ihn, obgleich er ihrer Verehrung nicht wert war. „Fühlst du dich zu einem Spaziergang im Garten aufge legt?" fragte er freundlich, die Verlegenheit verdrängend.
    „Oh, ja! Ich bin gut bei Kräften!" antwortete sie, und die Vorfreude leuchtete aus den dunkelblauen Augen.
    Offensichtlich erwartete sie, dass er sie, wie er es angedeutet hatte, küssen würde, sobald sie genesen sei. Und leicht belustigt dachte er, es könne reizvoll sein, herauszufinden, ob nun seine Ritterlichkeit oder Meriels unschuldige Sinnlichkeit die Oberhand behalten würden.
    Er nahm Meriel bei der Hand und fürchtete, während er sie aus dem Palas geleitete, dass sein Ehrgefühl sicher unterliegen würde. „Leider ist hier alles noch recht unansehnlich", sagte er entschuldigend, nachdem sie angekommen waren. „Bisher waren andere Aufgaben vordringlicher."
    „Es muss wirklich noch viel getan werden", stimmte Meriel zu und nahm, wider Erwarten von den Treppen und dem langen Weg sehr ermüdet, in einem schattigen Winkel auf einer Steinbank Platz. Auf einer Seite des Gartens wur den die Kräuter für die Küche gezogen, auf der anderen, am Rande einer

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