Historical Gold Band 251
unberechenbar halten. „Du nennst das eine ‚kleine Kränkung‘? Miss Lowell urteilen Sie selbst. Nachdem mein Bruder ein halbes Jahr in Eton war, hat er mir einen Brief geschickt, in dem er mich bat, ihn nach Hause zu holen. Natürlich …“, Ash hörte die Verachtung in seiner eigenen Stimme, „… bin ich sofort aufgebrochen, um ihn zu besuchen. Nicht, um ihn heimzuholen – ich war fest entschlossen, dass er die Bildung bekommen sollte, die mir verwehrt geblieben ist.“
Sie nickte; im Gegensatz zu Mark verstand sie, was er damit ausdrücken wollte.
„Wenn ich mich recht erinnere“, warf Mark ein, „hast du mir eine höchst erstaunliche Predigt darüber gehalten, was ich mir und meinem Namen schuldig bin. Danach habe ich mich nicht mehr getraut, auch nur anzusprechen, die Schule verlassen zu wollen.“
„Verstehst du“, erklärte Ash, „er hat Tausend kleine Demütigungen von den älteren Knaben erfahren – sie haben ihn geschubst, wenn niemand hinsah, haben ihn in abgelegenen Fluren mit kleinen Gemeinheiten und Spötteleien überhäuft. Damals war er klein für sein Alter, und sehr still.“
Sie beobachtete ihn, die Hände so verkrampft, dass die Knöchel weiß hervortraten.
„Und er war ein Turner“, fuhr Ash fort. „Es hat noch nicht gereicht, dass Parford meine Schwester sterben ließ. Edmunds Anliegen war es, jedem auf die Nase zu binden, dass er Mark nicht als seinen Verwandten ansah, ganz egal, was der Stammbaum besagte.“
Sie sah auf den Teppich und biss die Zähne zusammen.
Ash lächelte grimmig. „Mein Bruder hat mich angefleht, ihn mit nach Haue zu nehmen. Ich habe es ihm abgeschlagen und ihm gesagt, dass ich ihm einen solchen Schritt unter keinen Umständen erlauben würde. Und dann bin ich fortgegangen.“
„Was auch richtig war“, meinte Mark.
„Ein paar Wochen später hatte ich das Gefühl, doch noch einmal vorbeischauen zu müssen.“ Wieder hatte sich sein Instinkt zu Wort gemeldet, er hatte ihn praktisch angeschrien, nach Eton zurückzukehren. „Als ich dort ankam … ich war im Leben noch nie so zornig.“ Auch jetzt, wo er nur daran dachte, stieg die alte Wut wieder in ihm auf. „Sie haben ihm die Nase gebrochen. Beide Augen blau geschlagen. Drei Finger seiner rechten Hand …“
„Aber“, unterbrach Mark ihn ruhig, „du hast die anderen nicht gesehen.“
„Ah ja. Die anderen. Edmund Dalrymple und vier seiner Freunde hatten sich über ihn hergemacht.“
Bestürzt und erschrocken sah Margaret ihn an. Sie schüttelte den Kopf. „Das kann doch nicht sein. Alle zusammen? Aber …“
„Sag mir nicht, was nicht hätte sein können. So ist es passiert, es ging gegen jeden Verhaltenskodex. Anscheinend hatten sie versucht, ihn zu tyrannisieren. Und er hat sich das offenbar nicht gefallen lassen.“
„Das ist Jahre her“, meinte Mark. „Ich wüsste nicht, warum ich jetzt noch daran denken sollte. Aber hat Ash es auch vergessen?“
„Haben sie zugelassen, dass ich es vergesse? Seitdem hat es keine tätlichen Angriffe mehr gegeben. Aber sag die Wahrheit, Mark. Hat Edmund dich je vergessen? Und Smite – Richard war nie so ungehobelt, auf ihn loszugehen, aber ich weiß, warum Smite nach Bristol gezogen ist, statt sich in London zum Anwalt ausbilden zu lassen, wie wir es besprochen hatten.“
Ernst schüttelte Mark den Kopf. „Wirklich, Ash. Ich mache mir nichts daraus – warum musst du es so ernst nehmen? Ich versuche, keinem von beiden Beachtung zu schenken. Ich weiß Besseres mit meiner Zeit anzufangen, als mir wegen der beiden Sorgen zu machen.“
Ash sah auf. „Sie haben Gerüchte in Umlauf gebracht. Andeutungen. Edmund hat einmal einen Karikaturisten angeheuert, der Mark als …“
„Ash, wirklich.“
Doch die Ermahnungen seines Bruders bestärkten Ash nur in seiner Entschlossenheit. „Jahrelang haben sie ihren Rang und ihre Stellung in der Gesellschaft ausgenutzt, um meine Brüder zu demütigen. Und daher: Ja, ich nehme ihnen den Rang. Ich nehme ihnen die Stellung in der Gesellschaft. Und ich werde keinerlei Gnade für die Dalrymples zeigen. Wenn ich ihnen das Leben zur Hölle machen kann, dann tue ich es auch. Und …“ Über Ashs Gesicht huschte ein grausames Lächeln. „Und ich kann es.“
Margaret starrte ihn an. Ihr Gesicht war kreidebleich.
„Nun sag nicht, dass du der gleichen Meinung wie Mark bist“, meinte er überrascht. „Die andere Wange hinhalten und dieser ganze Unsinn. Wenn jemand mich und die Meinen bedroht, raste ich
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