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Historical Gold Band 251

Historical Gold Band 251

Titel: Historical Gold Band 251 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham , Courtney Milan
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würdest.“
    Ashs Erinnerungen an dieses Ereignis sahen ein wenig anders aus. Denn er hatte sich nicht geweigert , etwas zu lernen. Er hatte schlicht nicht lesen können.
    „Daran habe ich immer gedacht, wenn es wirklich schlimm wurde. Ich erinnere mich, wie ich dachte: Na, wenn Ash das konnte, kann ich es auch.“
    Ash spürte einen Kloß im Hals. „Weißt du, Mark …“
    Aber sein jüngerer Bruder sagte so selten, dass er ihn bewunderte. Das wollte er jetzt nicht zerstören, indem er eine winzige Tatsache enthüllte, die im großen Ganzen doch nur eine Nebensächlichkeit war.
    „Ja?“
    Ash lächelte. Die Leere in seiner Brust zu überspielen, schien unmöglich. Doch er hatte es als Knabe geschafft, unter den Schlägen zu lächeln. Und er wollte das anerkennende Leuchten in Marks Blick nicht verlieren. Er wollte, dass seine Brüder sich bei ihm sicher fühlten, beschützt. Versorgt. Vielleicht sogar verwöhnt.
    Wie sicher würden sie sich noch fühlen, wenn sie sein Geheimnis kannten?
    „Wo wir gerade von Sturheit reden“, begann er, „was hältst du eigentlich von Miss Lowell?“
    Mark machte es sich auf dem Sofa gemütlich. „Ich habe mich schon gefragt, wieso ihr so vertraut miteinander umgeht. Denkst du an sie?“
    „Die ganze Zeit“, erwiderte Ash und setzte sich mit einem tiefen Seufzer. Er hatte viel an sie gedacht – an das Geräusch, das sie gemacht hatte, als er sie auf den Hals küsste. Ob die Haut an ihren Oberschenkeln wirklich so weich war, wie er es in Erinnerung hatte. Wie sie aussehen würde, wenn sie in seinem Bett aufwachen würde, schlafzerzaust und glücklich, ihn zu sehen. Er sah zu seinem Bruder. „Aber fang du nicht auch an, so an sie zu denken. Ich dachte, du interessierst dich nur für deine Keuschheit.“
    Mark lächelte. „ So habe ich es auch nicht gemeint. Nur ein Lebemann würde etwas so Verdorbenes in meine harmlose Bemerkung hineininterpretieren. Ich meinte, hast du je über ihre Wurzeln nachgedacht? Sie ist ja nicht wie Athene als fertige Frau auf die Welt gekommen. Irgendetwas stimmt da nicht.“
    Das war das Problem beim Nachdenken, dass es immer neue Fragen aufwarf. „Es gibt die eine oder andere Ungereimtheit bei ihr“, räumte Ash widerstrebend ein. Angefangen von der Art, wie Mrs Benedict sie beschützte, bis zu dem Eifer, mit dem die anderen Dienstboten ihre Anweisungen ausführten. Für eine junge Frau – eine Pflegerin – besaß sie außerordentlich großen Einfluss. Er hatte immer angenommen, dass die Duchess sie protegiert hatte. Aber vielleicht …
    „Ash“, drängte Mark ihn, „ denk nach. Ich habe keine Ahnung, warum ich erst jetzt darauf gekommen bin, als ich eben ihr Gesicht sah. Sie ist unehelich geboren und schuldet den Dalrymples irgendeine Treuepflicht, obwohl …“
    „Hör auf“, unterbrach Ash. Er wusste nicht einmal, warum er das Wort ergriff. „Ich will, dass sie es mir sagt.“
    „ Was sagt?“
    Er wusste es nicht. War sich nicht sicher. „Ich will, dass sie mir sagt, warum sie so traurig ist.“ Er wollte all ihre Geheimnisse erfahren, doch genau wie beim Kuss wollte er sie ihr nicht entreißen, oder sie so lange bedrängen, bis sie ihm nachgab. Vielmehr wünschte er sich, dass sie ihm die Wahrheit freiwillig erzählte, sie ihm zum Geschenk machte. „Außerdem vertraue ich ihr. Was glaubst du wohl, was ich in London gemacht habe? Meinst du wirklich, ich hätte dich aus irgendeinem trivialen geschäftlichen Grund hier sitzen gelassen?“
    Als Antwort kam nichts als Schweigen, schockiertes Schweigen, während Mark nachdachte. Und dann: „Oh …“ Marks Stimme war nur mehr ein Flüstern. „Ash. Du bist ja vollkommen verrückt , ist dir das klar? Du hast sie gerade erst kennengelernt. Da kannst du doch nicht einfach … einfach …“
    Ash grinste. „Doch kann ich. Manchmal weiß ich es eben. Ich kann nicht philosophieren wie du. Ich werde nie ein Gelehrter oder ein Denker sein. Ich weiß Dinge. Und handle.“ Er zuckte mit den Schultern. „Das kann ich gut. Du brauchst vielleicht genaue Anweisungen. Ich nicht.“
    „Und hast du es ihr schon … mitgeteilt?“
    „Mit keinem Wort. Meine Leute werden alles nachsenden, sobald das Papier erstellt ist. Anscheinend braucht die Gemeinde für die Personenangaben ewig.“
    „Ach, Ash.“ Mark sah zu ihm auf, einen höchst merkwürdigen Ausdruck im Gesicht. In seine Miene malte sich weder Mitleid noch Freude, sondern grimmige Entschlossenheit.

12. KAPITEL
    D er knappe Brief –

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