Historical Gold Band 251
sie war, sie konnte nicht schlafen. Noch nicht.
Wenn Mark erfuhr, was passiert war, würde er ihr sicher einen Aufschub gewähren. Er würde ihr erlauben, dass sie noch ein bisschen länger abwartete, ehe sie Ash die Wahrheit gestand. Aber in einer Sache hatte sein Bruder recht. Was sie Ash auch bedeuten mochte, nach all dem, was er für sie getan hatte – er war viele Meilen durch Wind und Wetter geritten, damit sie ein wenig Frieden finden konnte –, hatte er nicht verdient, dass sie sich in Schweigen hüllte. Das durfte sie keinen Moment länger tun.
Margaret hatte an diesem Abend eine letzte Aufgabe, doch inzwischen war sie viel zu erschöpft, um sich noch groß davor zu fürchten.
15. KAPITEL
A sh hätte in dieser dunklen Nacht eigentlich im Bett liegen sollen, doch er saß hellwach in seinem Salon und starrte in das glimmende Feuer im Kamin. Er hatte die nassen Kleider abgelegt und trug nun nichts als eine weite Hose.
Wenn ihm jemand vor zwei Monaten gesagt hätte, er würde stundenlang durch eiskalten Regen reiten, um einen Arzt zu holen, der Parfords erbärmliche Haut rettete …
Er hätte es geglaubt, aber nur, weil man sich auch durch Freundlichkeit rächen kann. Doch er musste nur an den trostlosen Ausdruck in Margarets Augen denken, um sich darüber klar zu werden, warum er den Arzt holen gegangen war. Nicht um zu beweisen, dass er der bessere Mensch war, nicht um sich auf kunstvolle Art an einem Feind aus uralten Zeiten zu rächen. Er hatte den Arzt geholt, um den düsteren Ausdruck in ihren Augen zu vertreiben.
Sie hatte an diesem Abend etwas Herbes, Kraftvolles an sich gehabt. Wie selbstverständlich hatte sie die Führung übernommen und sich nicht einmal gescheut, Mrs Benedict Anweisungen zu erteilen. Selbst ihn hatte sie herumkommandiert. Sie war stark und fähig gewesen wie eine Königin.
Das war die Frau, die er wollte. Er wollte diese leidenschaftliche Loyalität für sich. Er wollte ihre gebieterische Haltung, wollte die Sorgen aus ihrem Gesicht streichen. Er wünschte, dass sie von ihrer schweren Bürde entbunden wurde, und das wäre auch bald der Fall. Er konnte diese Zukunft schon süß auf der Zunge schmecken.
Beinahe wünschte er, er hätte den Hauptschlüssel behalten. Er wünschte sich, dass er Mrs Benedict damals das Versprechen nicht gegeben hätte. Besonders wünschte er sich, dass endlich der verflixte Kurier mit den Papieren aus London eintraf. Er hatte es satt, sich so zurückzuhalten.
Als wäre ihm dieser Wunsch von einem wohlwollenden Schicksal erfüllt worden, hörte er, wie hinter ihm das Schloss leise quietschte. Er richtete sich auf und hielt den Atem an. Außer ihm gab es nur einen Menschen, der einen Schlüssel zu seinem Zimmer hatte. Sie hantierte mit dem Schloss – zweifellos war es dunkel auf dem Gang –, und dann ging die Tür auf. Davon träumte er schon so viele Nächte, aber er hätte nie gedacht, dass diese Träume einmal wahr werden könnten. Margaret tappte in sein Zimmer.
Im bleichen Mondlicht konnte er kaum erkennen, was sie anhatte. Anscheinend nur ihr Nachthemd. Der Stoff war dicht, die Dunkelheit noch dichter. Auch wenn sie tausend Unterröcke getragen hätte, seiner erotischen Fantasie hätte das keinen Abbruch getan. Denn seine Vorstellungskraft benötigte kein Licht, um sie zu erkennen. Das Geräusch des Stoffes, der flüsternd ihre Gestalt umwehte, befeuerte seine Gedanken. Während sie auf ihn zukam, sah er ihre langen Beine förmlich vor sich, spürte beinahe ihre gerundeten Hüften an seiner Handfläche.
Er erhob sich. Drei Fuß vor ihm blieb sie stehen und senkte den Blick auf seine bloße Brust. Ihre Augen weiteten sich.
„Ash. Es gibt da etwas, was ich dir erzählen muss. Ich will nicht bis morgen damit warten.“
„Der Herzog“, sagte Ash. „Er …“
„Er wird es überleben“, meinte sie kurz angebunden.
„Mein Bruder.“ Schmerz durchzuckte ihn. „Er ist heute Abend aufgebrochen, und das Gewitter …“
„Das Gewitter hat erst Stunden nach seiner Abreise angefangen. Er hat sich bestimmt unterstellen können. Es geht nicht um irgendjemand anderen. Das heißt … nicht direkt.“
Ash tat einen Schritt auf sie zu. Er sah, wie ihr Hemd in der Nachtluft wehte, sich kurz an ihre Brüste schmiegte. Seine Handflächen brannten. Er wollte sie berühren. Noch ein Schritt. Inzwischen war sie ihm so nahe, dass er die zarten Sommersprossen auf ihrer Nase ausmachen konnte, obwohl sie sich im Dunkeln kaum von ihrem Teint
Weitere Kostenlose Bücher