Historical Gold Band 251
stellen und niemanden hereinzulassen.
Während die Dienstboten ausströmten, um ihre Aufgaben zu erfüllen, kam ein weiterer Gast ins Zimmer. Es war Ash.
Stirnrunzelnd sah er Margaret an und lehnte sich an den Türrahmen. „Miss Lowell? Was ist passiert?“
Zum ersten Mal empfand sie Angst. Sie war zurückgeblieben, um über ihren Vater zu wachen. Die Vorstellung, Ash könnte dem Herzog etwas antun, war grotesk, jetzt, wo sie ihn kannte. Und so hatte sie auch keine Angst vor Ash selbst. Aber sie fürchtete um ihn. Sie deutete mit dem Finger auf Ash. „Kommen Sie nicht weiter ins Zimmer herein, Mr Turner. Es ist mir ernst damit. Bleiben Sie stehen.“
„Gütiger Himmel, Margaret.“
„Der Herzog ist in einem besorgniserregenden Zustand. Wenn ihm in Ihrem Beisein etwas zustößt, heißt es, dass Sie ihn umgebracht haben. Wenn er stirbt, bevor das Parlament über das Legitimationsgesuch der Dalrymples entscheidet, erben Sie alles. Sie haben einen Grund, ihm etwas anzutun. Ich lasse nicht zu, dass man Ihnen so etwas zum Vorwurf macht.“
Ash biss die Zähne zusammen. „Sie glauben doch nicht, dass ich ihm etwas antun würde?“
Margaret stemmte die Hände in die Hüften. „Nein. Natürlich nicht. Aber wenn Sie denken, ich lasse zu, dass irgendjemand das behauptet, sind Sie verrückt geworden. Also keinen Schritt weiter. Wenn Sie das Zimmer überhaupt nicht betreten, kann ich beschwören, dass Sie keine zehn Schritt an ihn herangekommen sind.“
„Was für einen Unterschied würde Ihre Aussage machen? Sie und ich …“, er sah sich verstohlen im Zimmer um und erkannte, dass niemand sie hören konnte. „Du und ich, wir sind Freunde“, fuhr er leise fort. „Die Dalrymples werden dir nie glauben, sobald sie erfahren, welcher Natur unsere Beziehung genau ist.“
„Sie werden mir glauben.“ Margaret wirkte entschlossen. „Vertrau mir. Sie werden mir glauben. Bleib dort hinten, Ash.“ Ihr Vater hörte auf zu brabbeln, seine Stimme verlor sich. Der Duke regte sich nicht mehr – was ihr noch mehr Angst einjagte als der Unsinn, den er von sich gegeben hatte. Noch einmal griff sie nach seinem Handgelenk und war erleichtert, als sie immer noch den ruhigen Puls spürte. Die Finger seiner Hand krampften sich zusammen.
Und dann: „Anna?“ Seine Stimme klang leise. „Anna, wo bist du?“
„Ich bin hier.“ Margaret ergriff seine Hand und hielt sie fest. Sie konnte gar nicht anders, als ihm diesen schwachen Trost zu gewähren.
Von seinem Beobachtungsposten an der Wand fragte Ash: „Warum nennt er dich Anna?“
Sag es ihm. Sag es ihm jetzt . Doch das war nicht der richtige Zeitpunkt, nicht jetzt, da sie alle Kraft auf ihren Vater konzentrieren musste.
„Er hält mich für seine Tochter.“ Margaret hielt die Hand ihres Vaters. „Oder vielleicht auch für seine Frau.“
„Anna“, sagte ihr Vater. „Verlass mich nicht.“
Vielleicht war es das, worauf sie die ganze Zeit gewartet hatte, all die langen Wochen. Margaret beugte den Kopf und ließ sich auf den Stuhl neben dem Bett sinken. Irgendwo in diesem anstrengenden Fremden, der an die Stelle ihres Vaters getreten war, steckte noch jemand, der sich an sie erinnerte. Jemand, der immer noch Trost schöpfte aus ihrer Anwesenheit. Der Mann, der er einst gewesen war, war nicht vollkommen verschwunden.
Sie hielt weiter seine Hand, wagte aber nicht, sie zu fest zu drücken, aus Angst, ihr Vater würde wieder verschwinden, bevor sie Gelegenheit gehabt hatte, ihn noch einmal zu begrüßen. Sie war sich nicht sicher, wie lange sie so dasaß, während der Regen gegen die Scheiben schlug. So lange, bis die Dienstboten zurückkehrten, so lange, bis seine Stirn heißer wurde und sie ein Tuch in Eiswasser tauchte und sie damit kühlte. So lange, bis die nutzlosen Kräuter, die sie bestellt hatte, in einem Kessel zogen und ihren Duft in die Luft abgaben.
Ash blieb die ganze Zeit im Raum, lehnte an der Tür und beobachtete sie. Er unternahm keinen Versuch, näher zu kommen. Doch er hatte sich auch nicht zurückgezogen. Zweifellos hatte er vieles zu erledigen – weitaus wichtigere Dinge, als ihr dabei zuzusehen, wie sie für seinen schlimmsten Feind betete.
Hinter ihm schob Josephs sich zur Tür herein und tropfte den Boden mit Wasser voll. Anscheinend war er eben erst zurückgekehrt.
„Gott sei Dank, Josephs. Wo ist der Arzt?“
Sie sah die Verzweiflung im Blick des Lakaien, ehe dieser den Kopf schüttelte. „Er ist in Witcombe, Mylady, zwölf Meilen
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