Historical Gold Band 261 (German Edition)
Träumen sah. Die Erinnerung an unzählige schlaflose Nächte veranlasste ihn, sich auf die Lippe zu beißen, und seine Ablehnung ihr gegenüber wurde stärker.
„Die Hilfe, die du brauchst, kann ich dir nicht bieten.“
„Aber ich kann mich sonst an niemanden wenden.“
„Du bist die Countess of Aldridge. Zweifellos gibt es irgendjemanden.“
Sie griff nach dem Retikül. „Ich wollte nach London fahren. Vielleicht hätte ich es gleich heute versucht, wenn es mir besser gegangen wäre.“ Wieder sah sie ihn an. „Ich glaube, die Verwandten meines Mannes haben mir vielleicht etwas ins Essen getan. Wenn mein Zustand sich weiter verschlechtert, könnte meinem Sohn große Gefahr drohen.“
Er überlegte. „Du sprichst von Mason und Frances Holloway?“
„Ja. Ich fürchte, selbst wenn ich London sicher erreiche, würde mein Schwager innerhalb weniger Tage nachkommen. Und er würde einen Weg finden, mich zur Rückkehr nach Aldridge Park zu zwingen. Wenn ich erst einmal dort bin …“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe Angst, Mylord. Ich bin hierher gekommen, weil ich nicht weiß, wohin ich sonst gehen sollte.“
„Was erwartest du von mir?“
„Ich glaube, ich erwarte, dass Ihr Ehrgefühl Sie zu dem Entschluss führen wird, mir zu helfen. Sie sind ein starker Mann, ein Mann, der meinen Sohn beschützen kann. Ich glaube … ich hoffe, dass – egal, was ich getan habe – Sie es nicht fertigbringen, mich hinauszuwerfen.“
Er spürte, wie er zornig wurde. Sie wusste, wie wichtig ihm die Ehre war. Sie wusste mehr über ihn als irgendein anderer Mensch auf der Welt. Er bemühte sich, seinen Herzschlag zu beruhigen.
„Ich fürchte, Countess, da verlangen Sie zu viel.“ Er benutzte absichtlich ihren Titel, als Zeichen dafür, wie viel sich zwischen ihnen verändert hatte.
„Elizabeth“, korrigierte sie ihn leise. „Wir kennen einander zu gut, um so förmlich zu werden.“
Er lächelte freudlos. „Ich nehme an, man kann sagen, dass wir einander gut kennen. Sehr gut, genau genommen.“
Einen Moment lang errötete sie, und ihre Blässe verschwand, doch sie wandte den Blick nicht ab. „Wirst du mir helfen?“
Er schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht. Konnte nicht ertragen, sie in seinem Haus zu wissen, unter seinem Dach. Die Erinnerungen schmerzten zu sehr.
Sie erhob sich und trat näher, so nahe, dass er ihre langen Wimpern erkennen konnte.
Ganz sachte legte sie ihre schwarz behandschuhte Hand auf seinen Arm. „Bitte. Ich bitte dich, mich nicht zurückzuweisen. Mein Sohn braucht dich. Ich brauche dich. Du bist der einzige Mensch auf der Welt, der uns helfen kann. Der einzige Mensch, dem ich vertraue.“
Die Worte trafen ihn tief. Sie vertraute ihm. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er ihr vertraut. Reese starrte die schöne Frau an. Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er sie geliebt. Sehr geliebt, ohne jeden Vorbehalt. Jetzt hasste er sie mit derselben Leidenschaft.
Doch noch immer sah er ihre Verzweiflung, ihre Angst. Wie sie gesagt hatte, war er ein Mann, der seine Ehre hoch schätzte. Sie war gekommen, um ihn um Hilfe zu bitten. Wie konnte er sie abweisen?
„Ich werde Hopkins veranlassen, Sie und Ihre Begleitung nach oben zu bringen.“ Er lächelte kurz. „Ich denke, Sie erinnern sich, wo die Gästezimmer liegen.“
Sie wandte sich ab, doch er sah, wie erleichtert sie war. „Danke, Mylord. Ich verspreche Ihnen, ich werde einen Weg finden, das wiedergutzumachen.“
Nach diesen Worten brach sie vor seinen Füßen zusammen.
„Corporal Daniels!“
Als Reese sie auf seine Arme hob, bewegte Elizabeth sich ein wenig. Doch sie war benommen. Sie blinzelte, versuchte, seine harten Züge zu erkennen. „Ich … ich bin … es ist gut. Sie müssen nicht …“
„Daniels!“, rief er wieder, und der stämmige, rothaarige junge Mann erschien.
„Ja, Sir?“
Ohne weitere Umschweife legte er Elizabeth dem jüngeren Mann in die Arme. „Ich kann sie nicht die Treppe hinauftragen. Nicht mit diesem verdammten Bein.“
Corporal Daniels sah sie an und lächelte. „Bleiben Sie ganz ruhig, Madam. Ich werde Sie im Handumdrehen hinaufbringen.“
Ihr blieb keine Zeit zu widersprechen, denn der junge Mann trug sie bereits hinaus.
„Mama!“ Jared lief hinterher und hielt sich an ihren Röcken fest.
„Es geht mir gut, Liebling. Mir ist nur ein wenig schwindelig, das ist alles. Hol Mrs Garvey und komm mit nach oben.“
Jared lief dorthin zurück, wo die ältere Frau stand, und nahm ihre
Weitere Kostenlose Bücher