Historical Gold Band 261 (German Edition)
dass Elizabeth seine unsicheren Bemühungen über sich hatte ergehen lassen müssen. Sie hatte etwas Besseres verdient, keine Zärtlichkeiten von jemandem, der selbst kaum Erfahrung mitbrachte.
Ein so grüner Junge war er jetzt nicht mehr. Während seiner Zeit als Soldat hatte er Dutzende Frauen gehabt. Von erfahrenen Kurtisanen hatte er gelernt, einer Frau Lust zu bereiten und auf diese Weise selbst mehr Vergnügen zu erleben.
Aber in jener Nacht mit Elizabeth hatte er sich nicht einmal in sie ergossen. So viel immerhin hatte er gewusst. Er war entschlossen gewesen, sie zu schützen, und sein Bruder hatte ihm unwissentlich gesagt, wie man das machte.
Jared konnte unmöglich sein Sohn sein. Das Haar des Jungen war nicht schwarz, sondern dunkelbraun, von derselben Farbe wie seine Augen. Seine Züge waren weicher, nicht so markant wie seine eigenen, und auch sein Verhalten war anders. Er war sehr verschlossen. Auch Reese war als Junge ein wenig schüchtern gewesen, aber wie Jared waren weder er noch seine Brüder gewesen.
Der Junge musste ein Abkömmling von Edmund Holloway sein, und Reese fragte sich, wie schnell nach seiner Abreise der Earl wohl der Frau beigewohnt hatte, die Reese bereits zu seiner Frau hatte machen wollen.
Am folgenden Morgen reiste Travis ab, eine Stunde bevor Tante Agathas Kutsche vor dem Haus zum Stehen kam. Das Wetter war kalt geworden, und seine gebrechliche Tante stützte sich auf ihn, während der Wind an ihren Röcken zerrte und Reese sie zur vorderen Veranda geleitete.
Als sie das Haus betraten und Hopkins hinter ihnen die Tür schloss, seufzte sie, schob die Kapuze ihres Umhangs von ihrem schimmernden silbergrauen Haar und lächelte.
„Du siehst gut aus, Neffe, wenn auch ein wenig angestrengt.“
Mehr als nur ein wenig , dachte er, mit Elizabeth unter meinem Dach . „Ich freue mich, dich zu sehen, Tante Agatha.“
Sie sah ihn von der Seite an. Gewöhnlich nannte er sie Tante Aggie – sehr zu ihrem Verdruss. „So verzweifelt bist du? Es ist gut, dass ich gekommen bin.“
Er lächelte, während er sie zum Sofa im Salon führte und dachte, wie gut es war, sie bei sich zu haben, auch wenn er sich wünschte, sie könnte ihn weniger mühelos durchschauen. „Danke, dass du gekommen bist, Tante. Wie ich dir schon geschrieben habe, hat Lady Aldridge einen Sohn. Es ist wichtig, dass ihr Ruf gewahrt wird.“
Seine Tante sagte nichts. „Ein Skandal schien ihr nichts auszumachen, als sie dich für diesen grässlichen Aldridge verlassen hat.“
Er versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken. Seine Tante hatte schon immer auf seiner Seite gestanden und war viel zu direkt, auch wenn er ihre Meinung teilte.
„Sie und der Junge schweben in Gefahr. Sie hat mich um Schutz gebeten, und ich konnte sie nicht fortschicken.“
Diesmal räusperte sie sich zwar, widersprach aber nicht. Auch wenn sie die Frau in seinem Haus nicht schätzte, so hätte sie von ihm doch kein anderes Verhalten erwartet.
„Du musst erschöpft sein von der Reise“, sagte er. „Warum gehst du nicht nach oben und ruhst dich aus? Hopkins hat sich schon um dein Gepäck gekümmert. Die Haushälterin hat dich in einem der Zimmer untergebracht, die auf den Garten hinausgehen, auch wenn das Land noch ein wenig kahl aussieht.“
Sie holte tief Atem. „Ich bin sicher, du wirst dich bald darum kümmern. Und ja, ich denke, ein wenig Ruhe wird mir guttun.“
Er fürchtete, er würde sie wegen seines verdammten Beines möglicherweise nicht die Treppe hinaufbegleiten können. Er sah sich nach Timothy um und entdeckte ihn in der Halle.“
„Bringen Sie Ihre Ladyschaft nach oben in ihr Zimmer, Tim. Die Haushälterin weiß, welches es ist.“
„Jawohl, Major.“
„Wie haben Sie ihn gerade genannt?“ Tante Agatha hob eine Braue hoch, und Tim begann zu stottern.
„Ich … ich wollte sagen, jawohl, Mylord.“
„Das ist schon viel besser.“
Reese lächelte nur. Die Dinge veränderten sich, wenn seine Tante in der Nähe war. So gern er sie hatte und so sehr er sich auf ihre Besuche freute, so froh würde er doch sein, wenn beide Frauen wieder aus dem Haus waren.
„Ich sehe dich beim Essen!“, rief er ihr nach, als sie die Treppe hinaufzusteigen begann und sich dabei auf Tims starken Arm stützte. Um sie sorgte Reese sich nicht. Tim würde eher sein eigenes Leben aufs Spiel setzen, ehe er eine alte Frau die Treppe hinunterfallen ließ.
Wieder lächelte er. Es fühlte sich gut an. Er hatte nicht mehr so viel gelächelt,
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