Historical Gold Band 261 (German Edition)
würde.
Aber ihr Vater hatte den jungen Earl bewundert, und er war fest entschlossen gewesen, ihr einen Titel zu verschaffen. Edmund wird dich zur Countess machen. Er wird dich nicht zu einem Leben auf dem Land verdammen, während er fortgeht und in der Armee das Abenteuer sucht.
Das war nur eine von einem Dutzend Litaneien, die ihr Vater gehalten hatte. Zuerst hatte sie gar nicht hingehört, war davon überzeugt gewesen, dass sie ihren Vater mit der Zeit von dem Mann überzeugen könnte, den sie liebte, dem Mann, den sie heiraten wollte.
Am Ende hatte sie nachgegeben, erst seinen Worten, dann seinen düsteren Voraussagen und schließlich seinem Befehl, und hatte gehorcht. Mit einer Sondererlaubnis hatte sie nur zwei Monate nachdem Reese nach London gegangen war, den Earl of Aldridge geheiratet.
Sie hörte auf, darüber nachzudenken, was dann geschehen war, und blickte hinüber ins Kinderzimmer, wo Mrs Garvey Jared etwas vorlas. Er liebte es, Geschichten zu hören, und war schon selbst ein recht guter Leser.
„Mama!“ Als er sie sah, sprang er auf und lief zu ihr.
Elizabeth schloss ihn in die Arme. „Guten Morgen, Liebling.“ Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Du wirst immer größer. Bald werde ich dich nicht mehr hochheben können.“
Er lächelte, als sie ihn wieder auf die Füße stellte. Er freute sich immer, wenn sie erwähnte, dass er gewachsen war. Sie glaubte, dass er mit der Zeit ein großer, starker Mann werden würde, aber jetzt, mit sieben, war er klein für sein Alter, und seine Schüchternheit ließ ihn noch jünger wirken.
„So, erzähl mir, was ihr beide da lest.“
Jared blickte seine grauhaarige Nanny an.
„Es heißt ‚Peter Wilsons Reise‘“, antwortete Mrs Garvey mit einem Lächeln.
„Wovon handelt die Geschichte?“, fragte Elizabeth Jared. Sie wollte ihn zum Sprechen bringen, obwohl er lieber geschwiegen hätte.
„Sie handelt von … von einem kleinen Jungen, der in seinem Garten einen Schatz findet.“
Elizabeth lächelte. „Das klingt spannend.“ Sie blickte zum Fenster hinaus. „Ich weiß, wie sehr du Geschichten liebst, aber es ist so schön draußen. Möchtest du mich zu einem Spaziergang begleiten? Ich bin sicher, Mrs Garvey wäre bereit, dir die Geschichte auch später zu Ende vorzulesen.“
Jared sah sie aus seinen ernsten braunen Augen an. „Du bist nicht mehr krank?“
„Mir geht es jeden Tag besser. Komm, lass uns gehen.“ Sie streckte die Hand aus, die Jared ergriff.
„Ich wünsche Ihnen viel Spaß!“, rief Mrs Garvey ihnen nach und winkte, als sie zur Tür gingen.
Sie gingen durch die Halle und dann die Hintertreppe hinunter. Während der vergangenen Tage, in denen sie sich erholte, hatte Elizabeth es vermeiden können, Reese zu begegnen. Jeder Dienstbote im Haus wusste von dem Streit, den Reese mit Mason Holloway gehabt hatte. Früher oder später würde sie ihm dafür danken müssen, dass er sie beschützt hatte.
Und dass er so großzügig gewesen war, ihnen Asyl zu gewähren. Elizabeth war nicht sicher, wie lange sie seine widerstrebende Gastfreundschaft noch in Anspruch nehmen konnte. Irgendwann jedenfalls würde sie gehen müssen.
Bei dem Gedanken überlief sie ein Frösteln. Sie war jetzt kräftiger, fühlte sich Mason und Frances besser gewachsen, aber sie wusste auch, dass sie recht gehabt hatte und dass ihr und ihrem Sohn noch immer Gefahr drohte.
Elizabeth trat durch die Hintertür hinaus in den Sonnenschein dieses Septembertages. Ein sanfter Wind strich über die kahlen Felder, aber sie waren nicht mehr verlassen, wie sie es vor Jahren gewesen waren. Männer hackten Unkraut, andere beschnitten im Obstgarten die Bäume.
Offenbar bereitete Reese das Land für das Frühjahr vor. Sie wusste, er war gezwungen gewesen, wegen seiner Verletzung die Armee zu verlassen. Doch Landwirtschaft hatte ihn nie interessiert. Sie fragte sich, ob er wohl tatsächlich bleiben würde.
Sie spürte, dass jemand an ihrer Hand zog, und bemerkte, dass Jared zu den Stallungen wollte. Ihr Sohn liebte Pferde. Sie ließ sich von ihm in die Richtung führen, und er zog sie in eine der Scheunen.
Eines der Pferde wieherte leise, und Jared lief in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Eine hübsche Stute hob den Kopf über die Tür ihrer Box.
„Ist sie nicht schön?“, sagte der Junge bewundernd, wobei er sorgfältig darauf achtete, Abstand zu halten. In Aldridge Park war es ihm verboten, zu nahe an die Pferde zu treten, aber er ging häufig
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