Historical Gold Band 261 (German Edition)
Stimmung zu heben. Er hatte nie Farmer sein wollen. Er war nur hier, weil er seinem Vater auf dem Sterbebett versprochen hatte, zurückzukommen und das Land zu bestellen, das er geerbt hatte.
Es war ein Versprechen, das er zu halten gedachte, selbst wenn er es jede verdammte Minute hasste.
War er ehrlich zu sich, musste er eingestehen, dass es bisher nicht so schlimm gewesen war, ein Angehöriger des Landadels geworden zu sein. Tatsächlich hatte er begonnen, die Ruhe und den Frieden auf dem Land zu genießen. Kein Aufwachen mehr vom Donnern der Kanonen. Keine stundenlangen Ritte, bis er nachts erschöpft auf sein Feldbett fiel.
Zuzusehen, wie die Blätter sich gold und rot verfärbten, zuzuhören, wie der Wind in den Bäumen säuselte, anstatt zuzusehen, wie die Männer, die unter seinem Befehl standen, sterbend in ihrem eigenen Blut lagen.
Dennoch vermisste er die Kameradschaft, die Reisen an ferne Orte, vermisste seine Freunde. Er war froh, dass Travis zu Besuch gekommen war.
Es lenkte ihn von Elizabeth und ihrem Sohn ab.
„Deine Elizabeth … sie ist außergewöhnlich schön“, sagte Travis und lenkte seine Gedanken doch wieder in diese Richtung.
Sofort spürte Reese die Anspannung. Er sah seinen Freund an. „Sie ist nicht meine Elizabeth. Wir gehen lediglich höflich miteinander um. Ich sagte dir, sie ist nur hier, weil sie mich um Schutz gebeten hat.“
„Aber sie ist sehr schön.“
Reese seufzte. „Ich glaube, noch schöner, als sie es als Mädchen gewesen ist.“
Sie machten kehrt und gingen zurück zum Haus. Reese hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, jeden Tag einen Spaziergang zu unternehmen, um die Muskeln in seinem steifen Bein zu trainieren. Eines Tages wollte er wieder im Sattel sitzen, auch wenn er widerstrebend einräumen musste, dass er noch nicht so weit war.
„Was also hast du nun vor? In Bezug auf die Frau, meine ich.“
Als sie eine Anhöhe erreichten, von der aus sie auf das weiß verputzte Herrenhaus blicken konnten, an dem sich der Efeu emporrankte, holte er tief Luft.
„Ich wünschte, ich wüsste es. Sie hat sich noch nicht vollständig erholt. Sobald das der Fall ist, wird sie, denke ich mir, nach London gehen. Sie ist der einzige Nachkomme ihres Vaters. Als er starb, sollte sie sein gesamtes Vermögen erben, darunter auch das Stadthaus der Familie, Holiday House. Ein recht ansehnlicher Bau, wenn ich mich recht erinnere.“
„Wird sie dort in Sicherheit sein?“, fragte Travis.
Das war eine Frage, über die er nicht gern nachdenken wollte. Gegen seinen Willen regte sich Besorgnis in ihm. „Ich habe an einen Detektiv namens Morgan geschrieben. Royal hat seine Dienste früher schon in Anspruch genommen. Ich habe ihn gebeten, möglichst viel über Edmund Holloway und seinen Bruder Mason herauszufinden. Sobald Elizabeth nach London zurückkehrt, werde ich ihn bitten, für ihren Schutz zu sorgen.“
„Aber du bist trotzdem immer noch besorgt, das sehe ich dir an.“
Reese versuchte, eine neutrale Miene aufzusetzen, aber er und Travis waren schon zu lange miteinander befreundet, um Spiele zu spielen.
„Jared ist noch ein kleiner Junge, und Elizabeth hat Angst um ihn. Nach meiner Auseinandersetzung mit Holloway kann ich ihr das nicht verübeln.“
„Vielleicht sind sie hier am besten aufgehoben.“
Seine Anspannung wuchs. Elizabeth bei sich zu haben war das Letzte, was er wollte. „Im Augenblick sicher. Meine Tante kann jeden Tag eintreffen. Das wird zumindest den möglichen Klatsch zum Verstummen bringen.“
Travis lächelte. „Ich habe deine Tante kennengelernt. Lady Tavistock ist erstaunlich.“
Es zuckte um Reeses Mundwinkel. „Sie ist in jedem Fall ein Mensch, den man nicht unterschätzen darf. Ich beneide Elizabeth nicht. Tante Agatha hält sie für eine Art Hure.“
Travis lachte leise. „Ich bin froh, dass ich nicht mehr da bin, wenn deine Tante eintrifft.“
Reese warf ihm einen Seitenblick zu. „Feigling.“
Travis lachte erneut.
Schweigend gingen sie weiter. Reese dachte über das nach, was sein Freund gesagt hatte. Elizabeth und ihr Sohn waren in Gefahr. Daran zweifelte er nicht. Immer wieder musste er an den Jungen denken. Wie er die Stute so bewundernd angesehen hatte, hätte er Reeses eigener Sohn sein können.
Der Gedanke war ihm natürlich gekommen. Es hatte eine einzige Nacht gegeben, eine heftige, leidenschaftliche Begegnung zweier Menschen, die eigentlich so weit nicht hatten gehen wollen. Wenn er zurückblickte, tat es ihm leid,
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