Historical Gold Band 261 (German Edition)
hinaus, um zuzusehen, wie sie über die Wiesen rannten.
„Sie ist reizend.“
„Sieh nur, Mama, sie hat einen Stern auf der Stirn.“
Weder sie noch Jared bemerkten, dass Reese zusammen mit einem anderen Mann auch im Stall war, bis er sich zu Wort meldete.
„Wie ich sehe, geht es Ihnen besser“, sagte Reese und blieb ein paar Schritte entfernt stehen.
Sie spürte die Anspannung in ihrem Innern und betete, dass er sie nicht zwingen würde zu gehen, nicht, bis sie sich vollkommen erholt hatte. „Viel besser, danke. Ich dachte, wir könnten ein wenig frische Luft schnappen.“
„Das ist ein alter Freund von mir, Captain Greer“, sagte er und übernahm die Vorstellung. „Wir haben einige Jahre zusammen gedient.“
Captain Greer war mittelgroß, mit markanten Zügen, hellbraunem Haar und einer goldgefassten Brille.
„Freut mich, Captain Greer.“
„Ich freue mich ebenso, Mylady. Der Major erwähnte bereits, dass Sie und Ihr Sohn hier zu Gast sind.“
„Lord Reese war außerordentlich großzügig.“
Reese presste die Zähne zusammen. Er wandte seine Aufmerksamkeit Jared zu, der wie erstarrt vor der Box der kleinen Stute stand.
„Du magst Pferde, Jared?“, fragte Reese.
Der Junge nickte nur.
„Sie heißt Starlight und ist ein Vollblut. Sie wird bald Mutter.“
Jared war überrascht. „Sie wird ein Baby bekommen?“
„Ein Fohlen, ja. Alexander, der Hengst, ist der Vater. Er ist das große rotbraune Pferd mit der schwarzen Mähne und dem schwarzen Schweif. Vielleicht hast du ihn draußen auf den Weiden gesehen.“
Der Junge nickte. „Er kann sehr schnell laufen.“
„Ja, das kann er. Ich hoffe, eines Tages mit ihm Rennpferde zu züchten.“
Reese wandte seine Aufmerksamkeit wieder Elizabeth zu. Er hatte schon mehr zu Jared gesagt als Edmund in dem gesamten halben Jahr, ehe er bei dem Unfall ums Leben gekommen war.
Reese sah sie aus seinen strahlend blauen Augen an, und sie wurde wieder nervös. „Ich … ich habe nicht bemerkt, dass Sie hier sind. Ich hoffe, wir stehen nicht im Weg. Jared liebt Pferde. Ich dachte, sie haben nichts dagegen.“
Reese sah den Jungen an, der noch immer die Stute beobachtete. In Jareds Miene zeigte sich eine so heftige Sehnsucht, dass es Elizabeth das Herz zusammenschnürte.
Reese musste das bemerkt haben. „Sie ist sehr sanftmütig. Möchtest du sie gern einmal streicheln?“
Jared sah ihn an, als sei er ein Gott. „Darf ich?“
Reese nahm den Jungen bei der Hand und führte ihn näher. Dann strich Reese dem Pferd über die Stirn und anschließend ganz sanft über die Nüstern. Danach hob er Jared hoch, sodass der Junge dasselbe tun konnte.
Sehr vorsichtig streichelte der Junge Stirn und Nüstern des Tieres. Als Reese ihn wieder auf den Boden stellte, lächelte er auf eine Weise, wie Elizabeth es noch nie bei ihm gesehen hatte, und sie spürte einen Kloß in der Kehle.
Sie hatte ein Geheimnis. Ein schreckliches Geheimnis, das sie mit ins Grab nehmen wollte. In diesem Augenblick war sie nicht sicher, ob sie das durchhalten konnte.
Jared lief wieder zu ihr. „Hast du das gesehen, Mama? Ich habe sie gestreichelt, und es hat ihr gefallen!“
„Ich habe es gesehen, Liebling.“ Sie blickte zu Reese auf und konnte nicht verhindern, dass sie Tränen in den Augen hatte. „Danke.“
Reese wandte sich ab. Seine Miene wirkte wieder verschlossen. „Ich habe zu arbeiten. Wenn Sie uns bitte entschuldigen würden.“
„Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen“, sagte der Captain.
„Mir ebenfalls, Captain Greer.“
Sie sah den Männern nach, wie sie aus der Scheune gingen, sah, wir ihr Sohn Reese hinterherblickte, und in diesem Augenblick erkannte sie, welch schreckliche Sünde sie begangen hatte.
Reese und Travis gingen durch die Felder. Am ersten Oktober wollte er pflügen lassen, um die Erde aufzulockern und die Pflanzungen vorzubereiten. Im Frühjahr würde er wieder pflügen, dann den Boden düngen, und im April sollte gesät werden.
Er wollte Gerste anpflanzen. Royal, sein Bruder, verdiente Unmengen von Geld mit Swansdowne Ale, das zunehmend beliebter wurde. Die Brauerei lag nicht weit von Bransford Castle entfernt, dem Zuhause seines Bruders, auf einem Grundstück am Rand des Dorfes, und Royal arbeitete bereits an Plänen, ein zweites Gebäude näher an London zu errichten.
Sein Bruder brauchte Gerste, um mehr produzieren zu können, was immer Reese also erntete, es würde verkauft werden.
Der Gedanke trug nicht dazu bei, seine
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