Historical Gold Band 261 (German Edition)
Manor hingen graue Wolken. Ein starker Oktoberwind blies kalt über die kahlen Felder, als Elizabeth neben Reese im großen Salon des Hauses stand. Reeses Wunsch entsprechend und weil er sich weigerte, Gilda nach Aldridge Park fahren zu lassen, um neue Kleider für sie zu holen, trug sie ein Kleid aus lavendelblauer Seide mit einem Überrock aus Tüll, ein Kleid, das die Duchess of Bransford für sie entworfen und selbst genäht hatte.
Neben Elizabeth stand Reese, in einem marineblauen Frack mit Samtkragen und dunkelgrauer Hose. Seine harten Züge und die blauen Augen ließen ihn sehr männlich wirken.
Und doch erschreckte sie der Gedanke, dass sie bald seine Frau sein würde.
Elizabeth unterdrückte den kalten Schauer, der sie überlief, und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mann in der weißen Robe, der vor ihnen stand. Die Stimme des grauhaarigen, hageren Geistlichen sprach die heilige Formel des Gelübdes vor, und Elizabeth hörte ihn kaum.
Es waren nur wenige Gäste anwesend. Reeses Bruder Royal stand zu seiner Rechten. Während Lily, die hübsche blonde Frau des Dukes, neben Elizabeth stand. Sheridan Knowles, Viscount Wellesley, ein langjähriger Freund der Brüder Dewar, der in der Nähe auf seinem Anwesen lebte, war dort, ein charmanter, eleganter Mann, dem Elizabeth schon bei vielen Gelegenheiten begegnet war. Ein paar Schritte entfernt saß ihr kleiner Sohn, neben Reeses Tante Agatha. In Jareds dunklen Augen lag ein ernster und etwas unsicherer Ausdruck.
Elizabeth hatte versucht, ihm zu erklären, was an diesem Tag geschehen würde, dass sie und Reese heirateten und dass Lord Reese von nun an mit ihnen zusammenleben würde.
„Wird er mein Vater sein?“, fragte Jared, und diese Frage schnürte Elizabeth das Herz zusammen.
„Nun ja, das wird er wohl.“
„Wie soll ich ihn anreden?“
Als sie Reeses Antrag angenommen hatte, hatte sie nicht überlegt, wie sie mit einer Frage wie dieser umgehen sollte. „Warum nennst du ihn nicht erst einmal weiterhin Lord Reese?“
Jared hatte sie angesehen und genickt. Wie so oft wusste sie nicht, was er wirklich dachte.
„Willst du, Reese, diese Frau Elizabeth zu deiner angetrauten Ehefrau nehmen, um miteinander in Gottes heiligem Bund der Ehe zu leben? Willst du sie lieben, ehren und bewahren, in Gesundheit und in Krankheit und allen anderen entsagen, solange ihr beide lebt?“
Mit seiner tiefen Stimme erklärte Reese fest: „Ja, ich will.“
„Und willst du, Elizabeth, diesen Mann Reese zu deinem angetrauten Ehemann nehmen, ihn lieben, ehren und bewahren, in Gesundheit und Krankheit und allen anderen entsagen, solange ihr beide lebt?“
Elizabeths Stimme zitterte. „Ja, ich will.“
Reese nahm ihre eiskalte Hand und schob einen schweren Goldring mit Rubinen auf ihren Ringfinger. Der Ring war alt und schön, und sie fragte sich, was er wohl bedeutete. Er legte ihre zitternde Hand in seine Armbeuge und wandte sich dem Pastor zu.
„Hiermit erkläre ich euch im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu Mann und Frau. Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ Er lächelte. „Sie dürfen die Braut jetzt küssen, Mylord.“
Reese beugte sich zu ihr hinunter, und Elizabeth schloss die Augen. Sehr behutsam küsste er sie. Sie hatte nicht erwartet, dass ihr dabei so heiß werden oder dass sie erröten würde. Sie hatte nicht geahnt, dass Reese den Kuss nicht einfach beenden, sondern sie noch etwas leidenschaftlicher küssen würde, ehe er sie losließ.
Dann streckte er die Hand aus und berührte ihre glühende Wange. „Alles wird wieder gut“, sagte er leise, und lieber Gott – wie sehr sie sich wünschte, dass das stimmte.
„Ihre Tante, Lady Tavistock, hat zu Ihren Ehren ein Hochzeitsfrühstück vorbereitet“, sagte der Pastor lächelnd. „Ich für meinen Teil freue mich sehr darauf.“
„Das tue ich auch“, sagte Reeses gebrechliche Tante und erhob sich zitternd. „Und ich bin sicher, dass auch dieser junge Mann hungrig ist.“
Jared grinste, und alle lachten, dankbar dafür, dass auf diese Weise die Spannung gelockert wurde. Sie waren gerade unterwegs zum Speiseraum, als die Vordertür aufgerissen wurde. Mit einem Windstoß kam Rule Dewar hereingestürmt.
„Entschuldigt mein Zuspätkommen“, sagte er und zog seinen Überrock aus. „Die Straßen waren ein verdammter …“, er hielt die Hand vor den Mund und hustete, „… ein verdammter Albtraum.“
„Rule!“ Reese lächelte und ging
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