Historical Gold Band 261 (German Edition)
auf ihn zu, wobei er sich nur ein wenig auf seinen Stock stützte. Elizabeth hatte bemerkt, dass er ihn während der Zeremonie nicht benutzt hatte. Sie fragte sich, was ihn das wohl gekostet haben mochte. „Ich hatte nicht erwartet, dass du in so kurzer Zeit den ganzen Weg von London hierher reisen würdest.“
Rule, der jüngste und vielleicht bestaussehende der drei Dewars, umarmte seinen Bruder.
„Hast du den Verstand verloren?“, fragte Rule. „Mein Bruder heiratet. Glaubst du, da komme ich nicht?“
Reese lächelte und freute sich offensichtlich. „Für das eigentliche Ereignis bist du ein wenig spät, aber ich will verdammt … ich meine, ich bin sehr froh, dich zu sehen. Danke, dass du gekommen bist, kleiner Bruder.“
Rule wandte sich an Elizabeth. „Willkommen in der Familie, Mylady.“ Er hatte die gleichen blauen Augen wie Reese, und als er sie vom Kopf bis zu den Füßen musterte, bemerkte sie darin den Glanz männlicher Bewunderung. „Wie mir scheint, hat mein Bruder ein ebenso gutes Auge für Frauen, wie er es schon immer für Pferde hatte.“
Elizabeth lachte über das etwas verunglückte Kompliment und war sicher, dass sie den jüngsten Bruder mögen würde. „Ich hoffe, Sie werden mich Elizabeth nennen. Wir sind, wie Sie schon gesagt haben, verwandt.“
Rule war erst vierzehn Jahre alt gewesen, als sie und Reese hatten heiraten wollen. Sie erinnerte sich, ihn nur einmal gesehen zu haben, als er in den Schulferien zu Hause gewesen war. Vielleicht war seine Jugend der Grund, warum er ihr gegenüber weniger feindselig eingestellt war und ihr eine Chance geben wollte.
Was immer der Grund sein mochte, sie war froh, ein Problem weniger zu haben.
Sie winkte Jared zu sich, dann legte sie eine Hand beruhigend auf seine kleine Schulter. „Ich möchte Ihnen gern meinen Sohn Jared vorstellen.“
„Hübscher Junge“, sagte Rule und kniete vor dem Kind nieder. „Ich bin dein Onkel Rule. Es freut mich, dich kennenzulernen, Jared.“ Rule streckte ihm die Hand hin, und der kleine Junge ergriff sie.
„Du bist mein Onkel?“
„Genau. Du hast jetzt zwei von uns.“ Rule grinste, und in seinen Wangen erschienen Grübchen. „Dein Onkel Royal steht da drüben.“
Royal winkte dem Jungen zu. Er nahm seine Rolle, ohne zu zögern, an, und Elizabeth versetzte das einen Stich. Reeses Familie akzeptierte das Kind ohne Weiteres, sogar ohne zu wissen, wessen Sohn er wirklich war. Genau das hatte Jared bisher vermisst. Eine liebevolle Familie.
In diesem Augenblick erkannte Elizabeth, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Die Dewars würden ein Familienmitglied beschützen, koste es, was es wolle, und Jared war jetzt einer von ihnen. Ihr traten Tränen in die Augen. Sie fühlte, wie Reese plötzlich neben ihr stand. „Geht es dir gut?“
Sie nickte. „Ich …“ Dann sah sie Rule an, der immer noch mit ihrem Sohn sprach. „Ich danke dir.“
Reese folgte ihrem Blick und schien sie zu verstehen. „Ich werde nicht zulassen, dass ihm etwas passiert, Elizabeth.“
Elizabeth brachte ein Lächeln zustande. „Ich weiß.“
„Ich habe Hunger“, sagte Rule, stand auf und nahm Jareds Hand. „Wenigstens bin ich rechtzeitig zum Essen gekommen.“
Alle lachten und begaben sich zum Speisezimmer.
Das Hochzeitsfrühstück war eine kleine, aber feine Angelegenheit, organisiert von Lady Tavistock. Glückwünsche wurden entgegengenommen und geäußert. Toasts wurden ausgesprochen, einer von jedem der Brüder und einer von ihrem Freund Sheridan Knowles.
„Ich weiß, dass dieser Tag lange erwartet wurde“, sagte der Viscount und hob das Champagnerglas. „Aber auf die schönsten Dinge des Lebens lohnt es sich oft zu warten. Auf Braut und Bräutigam. Mögen sie viele glückliche Jahre miteinander teilen.“
„Hört, hört!“, rief die kleine Gruppe.
Um zwölf Uhr war Reeses vierspännige Kutsche beladen und vor das Haus gebracht worden, zur Vorbereitung auf die Reise nach London. Man verabschiedete sich von Tante Agatha, die ebenfalls abreiste, ebenso wie beide Brüder, die Duchess und die übrigen Hochzeitsgäste.
Elizabeths Kutsche stand ebenfalls bereit für die Reise. Mrs Garvey und Jared, Timothy Daniels und Gilda würden zusammen mit dem Gepäck nach Holiday House gebracht werden, in einer zweiten Kutsche.
Sie war verheiratet. Sie und ihr Ehemann würden nach London reisen.
Wieder einmal hatte ihr Leben eine dramatische Wendung genommen.
Reese saß Elizabeth gegenüber, während
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