Historical Gold Band 261 (German Edition)
eine Freude, Sie kennenzulernen, Mylady.“ Förmlich beugte er sich über Elizabeths Hand. „Ich habe mich schon gefragt, ob dieser junge Tunichtgut jemals zur Räson gebracht werden würde.“
Beinahe hätte Reese gelächelt. Jung war er nicht mehr, und in der letzten Zeit hatte er sich oft älter gefühlt als seine achtundzwanzig Jahre. Aber Pinkard, der im selben Alter war wie sein Vater, kannte ihn, seit er ein kleiner Junge war, und manche Dinge änderten sich eben nicht.
„Sie haben von meiner kürzlichen Heirat gehört“, sagte Reese. „Wie ich es schon in meinem Brief erwähnte, möchte ich gern die Adoption von Elizabeths Sohn einleiten. Nun, da wir beide verheiratet sind, soll er auch meinen Namen tragen.“
Ohne zu viele Einzelheiten preiszugeben, sorgte Reese dafür, dass Pinkard verstand, wer Jared war und wie dringend es war, diese Sache zu erledigen. Als er fertig war, beugte er sich über den Schreibtisch des Anwalts.
„Das alles muss so schnell wie möglich geschehen. Mein Bruder ist einverstanden, uns in jeder erdenklichen Weise zu unterstützen. Unnötig zu sagen, dass der Junge den Schutz unseres Namens braucht.“
Der Anwalt runzelte die Stirn, stellte jedoch keine weiteren Fragen. „Es wird eine Anhörung nötig sein. Einige Bedingungen werden festgelegt werden – immerhin ist der Junge ein Earl. Aber wenn es keine Einwände gibt, dann ist die Adoption nur eine Formsache. Ich werde Sie informieren, sobald ein Termin angesetzt ist.“
„Vielen Dank.“
„Ich gebe mein Wort darauf, dass ich das Ganze so schnell wie möglich erledigen werde.“
Sie gingen hinaus und zurück zur Kutsche. Reese lehnte sich in die samtbezogenen Polster.
„Glaubst du nicht, dass Mason Einwände gegen die Adoption haben wird?“, fragte Elizabeth.
„Ich glaube nicht, dass er da eine Handhabe hat. Du bist Jareds Mutter. Sein Vater ist tot, und dein Ehemann gehört zur Aristokratie.“
Elizabeth sagte nichts mehr. Sie wussten beide, dass es unmöglich war vorauszusagen, was Mason und Frances tun würden.
Der nächste vorgesehene Halt war bei der London Times . Es dauerte nicht lange, eine Anzeige aufzugeben, um nach einem kompetenten Lehrer zu suchen. Als sie wieder in die Kutsche stiegen, wirkte Elizabeth erleichtert.
„Ich mache mir Sorgen um Jared. Er ist so entsetzlich schüchtern. Ich muss jemanden finden, der zu ihm durchdringen und sein Vertrauen gewinnen kann.“
Reese sah sie an. „Jared ist mehr als nur schüchtern, Elizabeth. Der Junge ist außerordentlich zurückhaltend. Was ist passiert, dass er so geworden ist? War es Aldridge?“
Sie blinzelte einige Male. In dem Lichtschein, der durch das Fenster hereinfiel, sah er, dass in ihren Augen Tränen schimmerten.
„Ich weiß nicht genau, was geschehen ist. Edmund hat ihn nie körperlich verletzt. Es war nur … er hat Jared immer das Gefühl gegeben, er hätte etwas falsch gemacht. Jared hat getan, was er konnte, um ihm eine Freude zu machen, aber es war nie genug.“
Reese fluchte leise. Dieser Bastard hatte Glück, dass er tot war.
„Als Edmund erst einmal erkannt hatte, dass Jared niemals der Sohn sein würde, den er sich gewünscht hatte, wandte er sich vollkommen von ihm ab. Jared wurde immer unsicherer und zog sich immer mehr in sich zurück.“
Elizabeth liefen Tränen über die Wangen. „Ich bin froh, dass Edmund tot ist. Gott möge mir vergeben, aber ich bin froh.“
Reese zog sie in seine Arme. „Still“, flüsterte er. „Aldridge ist aus deinem Leben verschwunden. Du und der Junge, ihr seid jetzt in Sicherheit. Früher oder später wird Jared erkennen, dass sein Leben sich zum Besseren verändert hat, und aus seinem Schneckenhaus herauskommen.“
Elizabeth nickte zögernd und brachte ein etwas unsicheres Lächeln zustande. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen. „Es tut mir leid, wie ich dich damals behandelt habe. Manchmal, wenn Aldridge mich schlug, dachte ich, das wäre die Strafe für das, was ich dir angetan habe.“
Reese schnürte es das Herz zusammen. „Was immer auch zwischen uns geschehen ist, Beth, Aldridge hatte kein Recht, dir wehzutun. Glaube das ja nicht.“
Elizabeth hielt den Kopf gesenkt, und Reese spürte ihren Schmerz.
Sie hatte so viel durchlitten.
Und doch konnte er sich nicht gestatten, Mitleid zu empfinden. Ihr Verrat hatte ihn einst beinahe zerstört.
Elizabeth war in sein Leben zurückgekehrt, aber er konnte ihr nicht erlauben, auch in sein Herz zu kommen.
15. KAPITEL
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