Historical Gold Band 261 (German Edition)
die falsche Frau geheiratet.“
„Vielleicht bedauert Elizabeth, was geschehen ist“, fügte Rule hinzu. „Vielleicht hat sie gehofft, dass ihr beide noch einmal ganz neu anfangen könntet.“
Reese schwieg dazu.
„Denk darüber nach“, drängte Royal.
Reese trank sein Glas aus, stellte es auf den Tisch und ging zur Tür. „Danke für die Informationen“, sagte er. „Und für die Ratschläge.“
„Pass auf dich auf, Bruder“, rief Royal ihm nach, als er hinausging.
22. KAPITEL
A ls der Butler in der Tür zum Salon erschien, legte Lily Dewar die federgeschmückte Haube beiseite, an der sie gerade nähte.
„Was gibt es, Rutgers?“ Royal und sie hielten sich noch immer in London auf. Royal wollte nicht aufs Land zurückkehren, solange sein Bruder noch seine Hilfe benötigte.
„Sie haben eine Besucherin, Hoheit. Lady Annabelle Townsend. Soll ich sie vorlassen?“
„Oh ja, bitte.“
Lily spürte einen Anflug von Aufregung. Sie und Annabelle hatten sich angefreundet, als Anna ihr und Royal geholfen hatte, das Vermögen zurückzuholen, um das Royals Vater betrogen worden war.
„Lily!“ Annabelle lief auf sie zu. Ihre schweren Seidenröcke raschelten. „Es ist so schön, dich zu sehen!“
„Ich freue mich auch, Anna.“ Die Frauen umarmten einander kurz. „Es ist lange her, seit wir miteinander gesprochen haben.“
„Ja, das stimmt.“ Lily läutete nach dem Tee, und sie plauderten miteinander, bis der Teewagen in den Salon geschoben wurde. Lily, die auf dem Sofa saß, füllte zwei goldgeränderte Tassen, fügte Zucker hinzu, legte zwei Kekse auf jede Untertasse und reichte eine davon Annabelle.
„Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich einfach so vorbeikomme“, sagte Anna, rührte den Tee um und verbreitete dabei einen Hauch von Jasmin in der Luft. „Normalerweise tue ich das nicht.“
Lily lächelte. „Es macht mir nichts aus. Ich bin froh über jede Gesellschaft. Royal war in der letzten Zeit sehr damit beschäftigt, Reese und seinem Freund Captain Greer zu helfen.“
Annabelle errötete ein wenig. „Ehrlich gesagt ist das einer der Gründe, warum ich hier bin. Wie du weißt, ist Captain Greer ein Freund von mir. Ich habe seiner Schwester sehr nahegestanden.“
„Davon hörte ich.“
„Beatrice war eine reizende junge Frau. Es hat uns allen das Herz gebrochen, als sie so jung starb.“
„Im Kindbett, nicht wahr?“
Annabelle nickte. „Beatrice gehörte zu den wenigen Menschen, die meine Gefühle für ihren Bruder kannten.“
Lilys Interesse erwachte. „Du meinst den Captain?“
„Ja. Ich habe mich in Travis verliebt, als ich erst vierzehn Jahre alt war. Er war jung und er sah so gut aus. Mit den Jahren wuchs meine Zuneigung. Als ich achtzehn wurde, war er ein schneidiger Kavallerieoffizier und noch viel anziehender. Unglücklicherweise erwiderte er meine Gefühle nicht. Er wollte ein Leben voller Abenteuer. Bis vor Kurzem wusste ich nicht einmal, dass er mich überhaupt bemerkt hat.“
Lily beugte sich auf dem Sofa vor, wobei sie Tasse und Untertasse vorsichtig auf dem Schoß balancierte. „Was ist geschehen?“
„Ich habe ihn aufgesucht. Belassen wir es dabei, dass ich sage, ich glaube, meine Gefühle werden von Captain Greer erwidert. Die Frage, die mich veranlasst hat, hierher zu kommen ist: Was tue ich nun?“
Lily runzelte die Stirn. „Warum fragst du das mich? In Herzensangelegenheiten bin ich nicht gerade eine Expertin.“
„Ich frage dich, weil du eine verheiratete Frau bist, auf deren Meinung ich vertraue. Es ist nämlich so, dass ich eine Affäre mit Travis in Erwägung ziehe.“
Lily schluckte schwer an dem Keks, von dem sie gerade abgebissen hatte. „Ich verstehe.“
„Gewöhnlich würde ich mit Lady Sabrina Jeffers sprechen, meiner engsten Freundin. Aber sie ist jünger als ich, und eine illegitime Beziehung ist kaum das angemessene Thema für ein unschuldiges Mädchen. Außerdem glaube ich nicht, dass sie mich verstehen würde.“
Lily nickte. „Vermutlich hast du recht. Liebe kann man sich erst vorstellen, wenn man sie selbst erlebt hat.“
Annabelle holte tief Luft. „Dir ist bewusst, dass ich von einer Affäre spreche, nicht von einer Heirat. Daran ist keiner von uns beiden interessiert.“
Lily antwortete nicht. Nicht einen Moment lang glaubte sie, dass – wenn Annabelle Captain Greer wirklich liebte – sie glücklich werden würde, ehe er nicht ihre Liebe erwiderte und sie Mann und Frau waren.
„Ich vertraue dir, Lily“,
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