Historical Gold Band 261 (German Edition)
ihre Kutsche stieg. Reese schloss die Tür hinter ihr.
„Ich war dümmer, als ich dachte“, sagte er zu ihr durch das Fenster. „Ich weiß nicht, wie ich glauben konnte, dass du mich liebst.“
Seinen Worte versetzten Elizabeth einen tiefen Stich.
„Ich werde dir nie verzeihen, Elizabeth.“
Die Kutsche setzte sich in Bewegung, und ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle. Als sie ein Mädchen war, hatte sie ihn geliebt. Sie hatte ihn einfach nur nicht genug geliebt.
Wie sehr hatte sich das doch jetzt geändert!
Reese folgte dem Butler den Gang entlang zum Arbeitszimmer in Royals Stadthaus. Er fühlte sich, als schnüre ihm etwas die Brust zusammen. Eigentlich hätte er nach Hause fahren sollen, aber er war einfach noch nicht bereit, dem Jungen, von dem er jetzt wusste, dass er sein Sohn war, gegenüberzutreten.
Stattdessen sah er, als er in Royals liebsten Raum im ganzen Haus trat, seinen blonden älteren Bruder dort hinter dem Schreibtisch sitzen, und ihm gegenüber seinen dunkelhaarigen Bruder Rule.
Royal schien erschrocken bei Reeses Anblick, und er sprang auf. „Meine Güte, was ist geschehen?“
„Es ist doch nicht der Junge?“, fragte Rule besorgt. „Jared ist doch nichts zugestoßen?“
Reese schüttelte den Kopf. Er ging hinüber zur Anrichte und öffnete eine Flasche Brandy. „Jared geht es gut. Er war ein paar Tage krank. Wir hatten beide Angst, dass Holloway es irgendwie geschafft haben könnte, an ihn herangekommen zu sein, aber das scheint nicht der Fall gewesen zu sein.“
„Und hat er sich erholt?“, fragte Rule.
Reese nahm einen großen Schluck Brandy und fühlte, wie ihm die brennende Flüssigkeit durch die Kehle rann. „Jared geht es gut“, wiederholte er.
„Nun, dir offensichtlich nicht“, sagte Royal. „Ich möchte wissen, was nicht stimmt.“
Stets und immer ganz ein Duke , dachte Reese, und bei einem anderen Anlass hätte er jetzt vielleicht gelächelt. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Jared ist mein Sohn.“
Royal runzelte die Stirn. „Ich dachte, das wäre erst in ein paar Wochen gesetzlich möglich.“
Reese sah ihn nur an. „Ich bin sein leiblicher Vater. Nicht Edmund Holloway.“
„Gütiger Himmel.“ Royal ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
„Er sieht aus wie du“, sagte Rule und lehnte sich ebenfalls wieder zurück. Reese warf seinem Bruder einen finsteren Blick zu. Jeder außer ihm schien diese Ähnlichkeit bemerkt zu haben.
„Ehe ich zur Armee ging, gab es eine Nacht … Elizabeth und ich … nun, sagen wir einfach, Jared ist das Ergebnis dieser einen Nacht.“
Für eine kleine Weile herrschte Stille im Arbeitszimmer.
„Elizabeth hat es dir nie gesagt“, stellte Royal schließlich fest.
„Nein.“
„Wie hast du es dann herausgefunden?“, wollte Rule wissen.
Reese trank noch einen Schluck Brandy. „Als ich kurz nach Mittag unterwegs nach Hause war, sah ich zufällig ihre Kutsche. Sie stand vor dem ‚Horn and Hoof‘. Wie sich herausstellte, war sie dort, um sich mit Mason Holloway zu treffen, aber natürlich wusste ich das erst, als ich sie zusammen im Hinterzimmer antraf. Ich hörte einen Teil des Gespräches mit. Sie bot Holloway an, sie würde dafür sorgen, dass Jared auf seinen Anspruch als Earl verzichtet, wenn Mason dafür die Sicherheit des Jungen garantiert.“
„Und …?“, drängte Royal.
„Und Holloway sagte, das wäre nur fair. Er sagte, er verdiene den Titel, denn Jared wäre nicht Edmunds Sohn.“
Rule holte tief Luft.
„Und Elizabeth hat die Wahrheit eingestanden?“, fragte Royal.
Reese nickte nur. Er trank noch einen Schluck. Er dachte, wenn er sich zumindest ein wenig betrank, dann würde Elizabeths anderer, weitaus größerer Betrug ihm nicht mehr so wehtun.
„Warum hat sie es dir nicht gesagt? Ihr beide wolltet heiraten. Wäre das Kind ein paar Wochen zu früh gekommen, so hätte das niemanden gekümmert.“
„Sie sagte, ihr Vater hätte sie gedrängt, Aldridge zu heiraten. In Wahrheit wollte sie ihn heiraten.“
„Hat sie das gesagt?“, fragte Rule.
„Nicht wortwörtlich. Sie sagte, sie hätte gewusst, dass ich gehen wollte, und sie wollte nicht allein sein.“ Er leerte das Glas und ging dann wieder zur Anrichte, um sich nachzuschenken. „Ich hätte ihr nicht wieder vertrauen dürfen. Ich hätte viel vorsichtiger sein sollen.“
„Du hast sie immer geliebt, Reese“, sagte Royal leise. „Als sie dich um Hilfe bat, blieb dir nichts anderes übrig, als sie zu
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