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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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saß.
    „Allerdings“, bekräftigte Mistress Coffey. Sie reichte mit Ale und Tee gefüllte Gefäße herum und nahm dann auf einer Chaise direkt vor dem offenen Kaminfeuer Platz.
    Wie Winnie, so stand auch die Haushälterin seit mehr als zwanzig Jahren in Diensten der Lambert-Familie. Als Witwe trug sie stets Schwarz. Sie hielt sich immer kerzengerade und aufrecht, obwohl das Alter ihr zunehmend zu schaffen machte. Immer mehr der häuslichen Pflichten gab sie an die drei Schwestern ab. „Wir bestehen auf jeder noch so winzigen Einzelheit“, erklärte sie bestimmt. „War euer Erlebnis diesmal genauso aufregend wie unser letztes … nun, sagen wir, Abenteuer?“
    Bethany und Darcy wechselten ein Lächeln tiefsten Einverständnisses. Was ursprünglich lediglich das Versprechen gewesen war, die Arbeit des Vaters fortzuführen, war schließlich ein Familienunternehmen geworden, an dem nicht nur ihr Großvater und der alte Newt teilgenommen hatten, sondern auch diese beiden liebenswerten älteren Damen.
    Die gemeinsam bestandenen Abenteuer hatten jeden und jede Einzelne von ihnen verändert. Die Schwestern hatten noch mehr Selbstvertrauen entwickelt, und die alten Leute hatten noch einmal das Gefühl von Jugend und Lebenskraft verspürt, das sie lange verloren geglaubt hatten. Alles zusammen stellte einen weiteren unsichtbaren Faden dar, mit dem ihrer aller Schicksal miteinander verbunden war.
    „Unser heutiges Abenteuer war nicht annähernd so aufregend und gefährlich wie jenes, das wir alle gemeinsam bestanden“, versicherte Bethany. „In der Tat war unsere Reise völlig ereignislos, bis wir eines der Seeräuberschiffe entdeckten, das gerade eine vornehme Segeljacht angreifen wollte. Wir kümmerten uns um die Piraten, und schon bald konnten wir sie alle in ihr nasses, dunkles Grab schicken.“
    „Und das andere Schiff?“, wollte Winnie wissen. „Kanntet ihr es?“
    „Nein.“ Bethany schüttelte den Kopf. „Ich habe es in unseren Gewässern noch niemals zuvor gesehen. Aber das ist jetzt unbedeutend, da es mit Sicherheit im Hafen von Land’s End vor Anker gegangen ist und keinerlei Hilfe mehr benötigt.“
    Sie trank ihren Tee aus, stellte die Tasse beiseite und bewegte sich in Richtung Tür.
    „Und was, bitte schön, glaubst du, was du jetzt tust?“, erkundigte sich Mistress Coffey.
    „Ich gehe in meine Kammer, werde ein heißes Bad und ein gemütliches Abendessen genießen und sodann zu Bett gehen, wo ich mindestens eine Woche lang bleiben werde.“
    „Nein, junge Dame, daraus wird heute Abend wohl nichts“, versetzte die alte Haushälterin und wechselte einen bedeutungsvollen Blick mit Winnie. „Hatten wir nicht abgemacht, dass deine Pflichten an Bord nicht im Widerstreit zu jenen hier zu Hause stehen würden?“
    „Jaaaa?“ Bethany schaute zu ihrer Schwester hin, doch diese starrte angelegentlich auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand.
    „Im Pfarrhaus findet heute Abend eine Bibellesung statt“, erklärte Mistress Coffey vielsagend. „Und da Ambrosia sich noch auf Hochzeitsreise befindet, bleiben nur du und Darcy übrig.“
    „Wieso kann Darcy nicht an meiner Stelle an der Lesung teilnehmen?“ Bethany wollte sich noch nicht geschlagen geben.
    „Weil sie sich schon bereit erklärt hat, meinen Platz bei dem Ladies-Nähzirkel einzunehmen, und zwar an der Seite von Miss Winnie.“
    Die Schwestern verdrehten theatralisch die Augen. Nähzirkel und Bibelstunden! Es gab nichts Schlimmeres für sie als diese beiden Freizeitbeschäftigungen.
    „Ich erwarte einfach, dass du an der Lesung teilnimmst, Bethany.“ Der Tonfall der Haushälterin duldete keinen weiteren Widerspruch. „Und ich werde dich selbstverständlich als Anstandsdame begleiten.“
    In einem letzten Versuch, sich doch noch vor der Aufgabe drücken zu können, wandte sich Bethany an Geoffrey Lambert. „Großvater, ich komme gerade erst von einem gefährlichen Seeabenteuer zurück und soll eine Bibellesung besuchen. Was hältst du davon?“
    Der alte Mann hob eine Hand ans Ohr, als hätte er nicht verstanden, was seine Enkelin gesagt hatte. Bethany hätte beinahe mit dem Fuß aufgestampft, denn sie durchschaute natürlich seine List.
    Der alte Herr hörte grundsätzlich nur das, was er hören wollte. Vor vielen Jahren war bei einer Fehlzündung eine Kanonenkugel unmittelbar neben ihm explodiert. Wegen der daraus entstandenen Taubheit hatte er die Seefahrt aufgeben müssen. Doch seine Familie war fest davon überzeugt, dass sein

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