HISTORICAL JUBILÄUM Band 03
Damen.“
Ihr Tonfall duldete keinen Widerspruch, und so stiegen nacheinander Edwina, ihre Mutter und Mistress Coffey aus. Die Haushälterin blieb neben Bethany stehen, während Edwina und ihre Mutter einander in die Arme fielen.
Bethany wandte sich an die schwarze Gestalt. „Nehmen Sie sich das, weswegen Sie uns überfallen haben, und lassen Sie uns unsere Fahrt fortsetzen.“
„Ah, Sie sind wohl in Eile?“
„In der Tat. Und äußerst bestrebt, so etwas wie Sie schnellstens wieder loszuwerden.“
„Bitte, Bethany, ärgere ihn nicht.“ Edwina hatte angefangen zu weinen.
„Sie sollten die Warnung Ihrer Freundin beherzigen. Es wäre nicht gut für Sie, wenn Sie mich ärgerten.“
„Und warum nicht? Sie ärgern mich ja auch!“
Auf diese wenig feine Antwort hin lachte der Mann leise auf. Doch schon im nächsten Moment wurde er wieder ernst, als sein Blick auf den mit Diamanten und Rubinen besetzten Ring an Edwinas Hand fiel. „Her mit den Wertsachen“, befahl er. Seine Stimme klang eisig.
„Nein, nicht diesen Ring.“ Edwina wich zurück. „Ein Geschenk von meinem geliebten Silas. Er versprach mir, ich würde sämtliche Fenwick-Juwelen bekommen. Wäre er am Leben geblieben, wäre ich heute eine Dame von hohem Rang.“
„Silas Fenwick? Noch ein Grund mehr.“ Der Räuber griff nach Edwinas Hand und zog ihr den Ring vom Finger. Er steckte ihn in eine Tasche seines Rocks und sprach dann Edwinas Mutter an. „Wenn ich auch um Ihren Schmuck bitten dürfte, Madam. Vergessen Sie bitte nicht das Geschmeide um Ihren Hals sowie die Ohrgehänge.“
Mistress Cannon tat, wie ihr geheißen war. Doch der Maskierte war noch nicht zufrieden. „Das Gold in dem Beutel an Ihrer Hand bekomme ich auch.“ Zufrieden schüttelte er die Goldmünzen aus dem Behältnis, verstaute sie ebenfalls in einer Tasche und reichte Edwinas Mutter dann den Beutel zurück.
Dann fiel sein Blick auf Mistress Coffey und die Brosche, die sie an ihrem Kleid trug. Bethany sah seinen begehrlichen Blick.
„O nein“, erklärte sie bestimmt und legte eine Hand über das Schmuckstück, das die Haushälterin soeben abnehmen wollte. „Das ist ein Geschenk ihres verstorbenen Mannes und alles, was sie hat. Sie haben kein Recht, ihr dieses Andenken zu nehmen.“
„Kein Recht?“ Unbeeindruckt entriss der Mann ihr die Brosche.
„Sie haben mich richtig verstanden. Sie hat ihr Leben lang für andere gearbeitet. Niemand, am wenigsten ein erbärmlicher kleiner Dieb, wird ihr das wenige nehmen, was ihr auf ihre alten Tage geblieben ist.“
Nach langem Schweigen, in dem er sie eingehend musterte, sagte der Räuber: „Sie haben recht. Die Brosche hat kaum einen Wert außer für ihre Besitzerin. Aber was werden Sie, meine liebe Dame, als Ersatz bieten?“ Zum Erstaunen aller reichte er Mistress Coffey ihre Brosche zurück.
Bethany hob das Kinn ein wenig. „Erstens bin ich nicht Ihre liebe Dame, und zweitens habe ich nichts von Wert zu bieten.“
„Ach nein?“ Vielsagend ließ der Unbekannte den Blick über ihre Gestalt schweifen. „Ich würde ganz im Gegenteil sagen, dass Sie von den Göttern mit größeren Schätzen ausgestattet wurden als die meisten anderen Frauen.“
„Wie können Sie es wagen …“ Bethanys Wangen waren dunkelrot geworden, und ihre Begleiterinnen schnappten hörbar nach Luft ob dieser mehr als zweideutigen Bemerkung.
Der Mann hielt Bethany am Arm fest, als sie sich plötzlich umdrehte. Ein Fehler, wie er sogleich feststellte, denn die simple Berührung durchfuhr ihn wie ein Blitz. „Nun gut, wenn Sie mir nichts anbieten, werde ich mir nehmen, wonach mich gelüstet. Schließlich bin ich ein Dieb.“
Ehe Bethany wusste, wie ihr geschah, hatte der Fremde eine Hand in ihren Nacken gelegt und sie dicht an sich gezogen. Er schob das Tuch von seinem Mund und bedeckte ihre Lippen mit seinen.
Die anderen Frauen begannen in Erwartung des schrecklichen Geschehens, das Bethany nun widerfahren würde, um Gnade zu flehen. Edwina und ihre Mutter fielen plötzlich in Ohnmacht, während Mistress Coffey in blankem Entsetzen die Hände vors Gesicht schlug.
Für Bethany schien die Zeit stillzustehen. Zwar war sie schon hier und da von einem verliebten Dorfburschen flüchtig geküsst worden, doch in den Armen dieses Unbekannten vergaß sie alles um sich herum. Er küsste sie einfühlsam und gleichzeitig fordernd. Ihre Lippen wurden unter seinen Liebkosungen weich und warm. Je länger der Kuss andauerte, desto mehr schien sich eine
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