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HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

HISTORICAL JUBILÄUM Band 03

Titel: HISTORICAL JUBILÄUM Band 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: RUTH LANGAN
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umgebracht?“
    „Kann man sich ein besseres Tatmotiv vorstellen?“ Edwina senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Raunen. „Und das ist noch nicht alles. Man munkelt, seine Braut habe sich in der Hochzeitsnacht selbst umgebracht.“
    Edwina machte eine Kunstpause. Sie war sicher, die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Mitfahrerinnen zu haben. „Es gibt nicht wenige, die sich so ihre Gedanken darüber machen, was für ein Unhold eine schöne, adelige Dame dazu treiben würde, sich eher einen Dolch ins Herz zu stoßen, als sich ihm hinzugeben.“
    Mistress Coffey und Edwinas Mutter tauschten Blicke, in denen sich reines Entsetzen spiegelte. Doch Bethany fragte ungerührt: „Wer hat dir all das erzählt?“
    „Leute, die Freunde in London haben“, versetzte Edwina im Flüsterton.
    „Mit anderen Worten“, folgerte Bethany, „kannst du dich persönlich nicht dafür verbürgen, dass auch nur ein einziges Wort von der Geschichte, die du uns erzählt hast, wahr ist.“
    Edwina wurde ein wenig blass. Es war typisch für Bethany Lambert, alles und jedes infrage zu stellen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und zog einen Schmollmund. „Nun gut, Bethany, du magst deine Zweifel an meiner Glaubwürdigkeit haben. Aber es gibt Dutzende anderer Menschen, die meine Geschichte bestätigen könnten. Du musst aber doch zugeben, dass der Earl of Alsmeeth eine fesselnde Gestalt ist.“
    „Nicht annähernd so fesselnd wie der Lord of the Night .“
    Edwina zitterte kaum merklich. „Ja, der Lord der Nacht. Er ist ein abscheulicher Dieb und ein grausames, gewalttätiges Monster außerdem. Man sagt, er greife reiche Herren an und wende ihren Begleiterinnen gegenüber körperliche Gewalt an.“ Sie zog die Bänder ihres Hütchens fester zusammen und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.
    Die Kutsche rollte soeben über einen Waldweg, der von dicht nebeneinanderstehenden Bäumen gesäumt war. „Ich glaube immer noch“, plapperte Edwina weiter, „dass es mit der Anwesenheit eines Adeligen in unserer Mitte ein vergnügsamer Sommer wird. Auch wenn sich der Gentleman so mysteriös und eingebildet gibt, wie es der Earl of Alsmeeth tut. Bist du denn nicht wenigstens ein kleines bisschen neugierig auf ihn, Bethany?“
    „Nein, nicht im Entferntesten“, bekräftigte diese. „Und das ist auch gut so, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass er und ich die Gelegenheit haben werden …“
    Bethany vergaß, was sie hatte sagen wollen, denn über die Köpfe von Mistress Coffey und Mistress Cannon hinweg sah sie, wie aus dem Wald ein Reitersmann auftauchte und gleich darauf neben der Kutsche war.
    Er saß auf einem schwarzen Hengst, war ganz in Schwarz gekleidet und hatte sich ein ebenfalls schwarzes Tuch vor den Mund gebunden. In einer Hand hielt er eine bedrohlich wirkende schwarze Pistole, aus der er jetzt einen Schuss in die Luft abfeuerte.
    Zu Tode erschrocken, versuchte der Kutscher, die scheuenden Pferde zum Stehen zu bringen. Der Reiter lenkte sein Ross direkt neben den Kutschbock. „Bleib, wo du bist, Alter.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Dann wird dir nichts geschehen. Hast du verstanden?“
    Der Kutscher nickte nur. Er hatte alle Hände voll zu tun, die Pferde ruhig zu halten.
    Der Räuber sprang von seinem Hengst ab und näherte sich den Insassen der Kutsche. Edwina und ihre Mutter begannen zu weinen, und Mistress Coffey umklammerte Bethanys Hand derart krampfhaft, dass sich in den Fingern ein Taubheitsgefühl ausbreitete.
    „Was wollen Sie von uns?“, verlangte Bethany von dem Räuber zu wissen.
    Überrascht sah er sie einen Moment lang an. Normalerweise verloren die Frauen als Erste die Nerven bei seinem Anblick. Die Herren reagierten ein wenig später. Doch diese junge Dame zeigte nicht das geringste Anzeichen von Angst. Ihre grünen Augen glitzerten eher vor Zorn denn aus Furcht.
    Er musterte sie eingehend und befahl dann: „Sie werden auf der Stelle aussteigen.“
    „Der Himmel möge uns beistehen“, wimmerte Edwina. „Er wird uns alle töten.“
    „Ach, sei doch still.“ Bethany biss die Zähne zusammen und wünschte, sie hätte ihre Pistole dabei. Doch wer hätte das für die kurze Fahrt zum Pfarrhaus für nötig erachtet?
    Der Maskierte streckte Bethany eine Hand entgegen. „Erlauben Sie mir, Ihnen zu helfen.“
    Sie stieß einen Laut der Entrüstung aus und übersah geflissentlich die galante Geste. Sie stieg aus und wandte sich dann zu ihren Mitreisenden um. „Aussteigen, die

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